Alpenüberquerung über die „Route des Grandes Alpes“

Ein Bericht von Martin aus Wetter (Ruhr) über eine Motorradreise im Juni 2024

 

Irgendwann am Anfang dieses Jahres entstand in unserer vierköpfigen rheinisch-westfälischen Gruppe die Idee, die legendäre französische „Route des Grandes Alpes“ (kurz: RDGA) oder zumindest große Teile davon mit unseren Motorrädern zu fahren. Wir sind: Ralf aus Köln (BMW GS 1250), Ingo aus Bonn (BMW GS 1200), Jens aus Hagen (Suzuki Bandit 1250) und ich, Martin aus Wetter/Ruhr (Triumph Bonneville T100). Ralf hatte die Tour detailliert geplant, Unterkünfte ausgesucht und gebucht. Die komplette „Route des Grandes Alpes“ beinhaltet 17 Alpenpässe und ist fast 700 km lang. Der höchste Pass liegt über m hoch. Auf Grund von Frostschäden durch den vergangenen Winter, Schneelawinen und Erdrutschen, aber auch wegen der Vorbereitungen der anstehenden Tour de France waren jedoch Pässe und Straßen ggf. unbefahrbar bzw. gesperrt.

Tag 1, Von Wetter nach Karlsruhe

 

Wir hatten beschlossen uns in Solothurn in der Schweiz zu treffen. Ralf und Ingo wollten mit ihren BMWs die Strecke bis dahin an einem Stück bewältigen. Jens und mir war das zu viel, so dass wir die Anreise in die Schweiz auf zwei Etappen verteilten. Karlsruhe liegt zum einen ungefähr auf der Hälfte der Strecke, zum anderen lebt mein Sohn Simon in Karlsruhe, so dass wir den Zwischenstopp auch für ein Treffen mit ihm nutzen konnten. Pünktlich bei unserer Abfahrt bei Jens stellte sich Regenwetter ein. Wir hofften auf baldige Besserung und fuhren ohne Regenkleidung los. Leider wurde unsere Hoffnung enttäuscht und wir mussten uns in Meinerzhagen, bevor es auf die Autobahn ging, doch noch in die Regenklamotten zwängen. Die Fahrt bis Karlsruhe über die Autobahn verlief unspektakulär. Das Wetter wurde nach und nach immer besser und hinter Darmstadt konnten wir uns aus der Regenkleidung wieder befreien. Über hatte ich das günstige Hotel „Astoria“ nahe der Innenstadt gebucht, das wir am späten Nachmittag erreichten. Das Zimmer war nicht besonders komfortabel, aber für eine Nacht okay. Mit Simon trafen wir uns zu Abendessen und Bier bei einem Mexikaner in der Nähe.

Tag 2, Von Karlsruhe nach Solothurn (Schweiz)

 

Das Frühstück war super; damit hatten wir bei dem günstigen Preis gar nicht gerechnet. Frisch gestärkt ging es anschließend bei sonnigem Wetter auf die Fahrt in Richtung Schweiz. Dem Navi hatte ich eine kurvige Strecke durch den Schwarzwald vorgegeben. Das hat mich wohl nicht ernst genommen und seinen eigenen Willen durchgesetzt, der uns dann nicht durch den Schwarzwald, sondern auf Landstraßen durch das Rheintal führte. Diese Strecke war aber auch interessant und wenig befahren. Von Kehl ging es über den Rhein nach Straßburg, so dass wir schon den ersten Kontakt mit französischen Landstraßen bekamen, auf denen man in der Regel nur mit maximal 80 km/h unterwegs sein darf. Für ein ganz kurzes Stück ging es noch einmal bei Weil am Rhein nach Deutschland und dann direkt nach Basel in die Schweiz. Dort wollten wir ausschließlich über Landstraßen fahren, unter anderem auch um die Mautgebühren zu sparen. Die Straßenschilder in Basel wollten uns immer wieder auf die Autobahn locken, zum Beispiel mit dem bösen Trick, dass die Autobahn mit grünen Schildern ausgewiesen wird und die Landstraße mit blauen. Mit einigen unorthodoxen Spurwechseln konnten Jens und ich verhindern, dass wir doch noch auf der Autobahn landeten. Das wäre auch teuer für uns geworden, denn wir hätten zunächst eine Strafe zahlen müssen und die Jahresmaut obendrein auch noch. Die Schweiz ist bei solchen Vergehen leider nicht für besonders milde Strafen bekannt. Als wir den Großraum Basel hinter uns gelassen hatten, verlief die weitere Fahrt problemlos, wobei wir uns sehr konsequent an die Geschwindigkeitsbegrenzungen gehalten haben, da auch hier die Schweiz keinen Spaß versteht. Die Fahrt verlief durch das malerische Voralpenland auf kurvigen Landstraßen, aber auch immer wieder durch kleine Ortschaften mit Tempo 50 oder sogar Tempo 30. Am späten Nachmittag erreichten wir bei immer noch gutem Wetter unsere Unterkunft in Solothurn und trafen uns planmäßig mit unseren rheinischen Kollegen Ralf und Ingo. Den Abend verbrachten wir im Stadtzentrum, das übrigens sehr schön und interessant ist wegen seiner Bauwerke, Sehenswürdigkeiten und seiner Lage am Fluss Aare. In den Restaurants und Biergärten an den Ufern war richtig viel los. Beim Bezahlen unseres Abendessens bestehend aus Pizza und Bier durften wir uns dann vom gehobenen Preisniveau der Schweiz überzeugen. Solothurn hat uns trotzdem sehr gut gefallen und ist auf jeden Fall einen Besuch wert.

Tag 3, Von Solothurn nach Aosta (Italien)

 

Nach dem Frühstück stiegen wir direkt in die Regenkleidung ein, denn die Prognose sagte einen ziemlich verregneten Tag vorher. Ralf hatte eine sehr kurvenreiche Strecke abseits der großen Durchgangsstraßen ausgesucht, auf der wir von seinem Navigationsgerät geleitet wurden. Hin und wieder hat das Navi zu spät reagiert, so dass wir auch mal ein Stück zurück fahren und die Richtung korrigieren mussten. Bei einem dieser Manöver ist mir dann ein Missgeschick unterlaufen: ich weiß gar nicht, wie es genau passierte, vermutlich habe ich den Lenker zu stark eingeschlagen, jedenfalls bin ich beim Losfahren fast aus dem Stand mit meiner Bonnie nach links umgefallen. Mein linkes Bein war unter dem Motorrad eingeklemmt; erst als Jens es etwas anhob, konnte ich mich befreien, aufstehen und zusammen mit Jens das Motorrad wieder aufrichten. An der Bonnie gab es zum Glück keinen Schaden; lediglich Kupplungshebel und Rückspiegel hatten sich durch den Aufprall auf dem Lenker etwas nach innen verschoben, was sich schnell wieder rückgängig machen ließ. Mir selbst ist auch nichts passiert. Nur das rechte Bein vom Regenkombi hat durch den Kontakt mit dem heißen Auspuffkrümmer stark gelitten; es war ziemlich verbruzzelt. Später habe ich mit Gaffatape ein weiteres Zerfleddern des Hosenbeins etwas verhindern können. Der Kunststoff auf dem Krümmer hat weiter vor sich hin geköchelt und einen strengen Geruch abgesondert.

 

Auf der weiteren Fahrt haben wir auch weniger kurvige Straßen genommen, um zügiger voran zu kommen. Bei einer Tank- und Kaffeepause gegen Mittag konnten wir die Regenkleidung ablegen und bei trockenem Wetter die Reise fortsetzen. Kurz bevor es richtig in die Alpen ging, gelangten wir bei Montreux an das östliche Ende des Genfer Sees, auf den wir von oben einen fantastischen Blick hatten. Am Ufer des Sees sah es schon fast mediterran aus. Am Nachmittag erreichten wir dann unseren ersten Alpenpass, den Großen St. Bernhard, der erst am Vortag nach langer Winterpause wieder für den Verkehr freigegeben worden war. Es herrschte viel Verkehr in beiden Richtungen, der zusätzlich immer wieder stockte, weil sich landwirtschaftliche Fahrzeuge einfädelten oder abbogen. Zu unserem Glück benutzten die meisten Fahrzeuge im oberen Bereich den kostenpflichtigen Tunnel; auf dem gerade freigegebenen Pass hatten wir also ziemlich freie Fahrt.

Am Gipfel des Großen St. Bernhard

Auf der Passhöhe in knapp m Höhe machten wir eine kurze Pause und bewunderten die noch rechts und links der Straße vorhandenen Schneemassen. Aber die Straße selbst war frei geräumt und problemlos befahrbar. Kurz hinter der Passhöhe kam dann die Grenze nach Italien. Wir hätten sie fast nicht mitbekommen, da es keinerlei Kontrolle gab. Es gab dann eine ziemlich lange und nicht sehr steile Abfahrt über eine sehr gut ausgebaute Straße bis nach Aosta, wo uns unmittelbar vor Erreichen unserer Unterkunft noch ein blöder Fehler unterlief: wir verpassten eine Abbiegespur und fuhren ungewollt einen langen Tunnel, an den sich dann noch ein zweiter Tunnel anschloss, insgesamt mindestens 5 km lang! Durch diese beiden Tunnel mussten wir dann wieder zurück, bis wir unsere Zimmer in dem für Biker empfohlenen Hotel „Le Charaban“ beziehen konnten. Unsere Mopeds konnten wir überdacht abstellen, so dass sie vom Regen verschont wurden, der in der Nacht einsetzte. Da wir ziemlich kaputt waren von der Fahrt, haben wir den Abend im Hotel verbracht; von der Stadt Aosta haben wir daher leider nicht viel gesehen.

Tag 4, Von Aosta nach Valloire (Frankreich)

 

Das Frühstück in Aosta war gut, die Wetterprognose für den Tag leider nicht. Also sind wir wieder in die Regenklamotten gestiegen und in Richtung des Kleinen St. Bernhard losgefahren, über den man dann nach Frankreich kommt. Die relativ unspektakuläre Hauptstraße haben wir irgendwann verlassen und sind über den Colle San Carlo gefahren, einen extrem kurvigen und steilen Alpenpass, der mich mit seinen vielen und engen Kehren sehr gefordert und an meine fahrerischen Grenzen gebracht hat. Zum Glück gab es kaum Verkehr. Erschwerend kam natürlich das schlechte Wetter dazu; trübe Sicht durch das verregnete Visier und die nasse Straßenoberfläche haben mich ziemlich verunsichert. Die Landschaft war trotzdem beeindruckend und bei schönem Wetter ist das Befahren dieses Passes mit Sicherheit ein besonderes Highlight für Motorradfahrer.

Am Gipfel des Kleinen St. Bernhard

Kurz hinter dem Colle San Carlo schließt sich dann der Kleine St. Bernhard-Pass an, auf dessen Passhöhe die italienisch-französische Grenze liegt. Noch auf der italienischen Seite machten wir an der „Bar San Bernardo“ eine Pause, um uns aufzuwärmen und etwas Heißes zu trinken. Die Regenkleidung war zwar dicht, aber durch das Schwitzen wurden wir trotzdem nass und wegen der geringen Umgebungstemperatur leider auch kalt. Auch hier lagen noch beachtliche Schneemengen abseits der Straße. Am Fuß des Kleinen St. Bernhard liegt auf französischer Seite der Ort Bourg-Saint-Maurice. Dort mussten wir mal wieder unsere Tanks auffüllen und haben die Gelegenheit für eine Mittagspause in einem Bistro genutzt. Der Regen war beendet und wir spielten mit dem Gedanken, die Regenkleidung nach dem Essen nicht wieder anzuziehen; wir haben es dann aber doch getan. Wie sich später herausstellte, war das die richtige Entscheidung.

 

Eigentlich wollten wir jetzt über den höchsten Pass der RDGA fahren, den Col de l’Iseran mit m Passhöhe. Dieser war zwar prinzipiell offen und befahrbar, aber die daran anschließende Straße war wegen eines Erdrutsches und der damit verbundenen Aufräumarbeiten leider gesperrt. Wir mussten also umplanen und sind dann über die Nationalstraße N90 in Richtung Albertville gefahren. Ein Stück hinter der Stadt Moutiers ging es dann auf den Col de la Madeleine, der ebenso wie der Colle San Carlo für mich eine große Herausforderung darstellte, weil auch er viele und sehr enge Kurven hat, die bei nasser Straße und schlechter Sicht zumindest für mich sehr anstrengend zu fahren waren. Aber Aussicht und Landschaft bei unserer Pause auf der Passhöhe waren grandios und haben für die schwierige Fahrt auf jeden Fall entschädigt. Bei der Abfahrt nach der Passhöhe kamen wir durch eine Wolkenschicht und die Sicht wurde für mich so schlecht, dass ich die Straße kaum noch erkennen konnte. Meine Brille war unter dem Visier zunächst beschlagen, so dass ich ein Stück mit offenem Visier gefahren bin. Dadurch kam der Regen dann auf meine Brille und ich konnte wieder nichts sehen. Ich habe dann Jens gebeten, der sonst immer hinter mir fuhr, langsam vor mir her zu fahren, so dass ich mich an sein Rücklicht „hängen“ konnte. Unterhalb der Wolkenschicht ging es dann wieder und wir konnten in der üblichen Reihenfolge weiter fahren.

Am Gipfel des Col de la Madeleine

Am Fuß des Col de la Madeleine kamen wir in den Ort La Chambre und in das Tal des Flusses Arc, dem wir auf einer sehr gut ausgebauten Straße etwa 24 km bis Saint-Michel-de-Maurienne folgten; das ging recht zügig, da man teilweise mit 90 oder sogar 110 km/h fahren durfte. In Saint-Michel-de-Maurienne ging es dann auf den vierten Pass des Tages, den Col du Télégraphe mit 1566 m Passhöhe. Auch diesen Pass mussten wir bei Regen fahren; dazu kamen dann noch zahlreiche Radfahrer und zu unserem Erstaunen Jugendliche mit „frisierten“ Mofas. Am südlichen Ende des Col du Télégraphe liegt der Ski-Ort Valloire, in dem wir im Hotel „Christiania“ Zimmer gebucht hatten. Wir waren sehr erleichtert, nach der langen Regenfahrt über vier Pässe endlich unser Tagesziel erreicht zu haben. Jens und ich hatten ein Doppelzimmer erwartet, aber es war fast eine Suite mit zwei getrennten Zimmern, einem Bad und einem separaten WC. Und auf meinem Bett saß sogar ein Teddy; ich liebe Teddies. Wir waren begeistert und haben das nach dem anstrengenden Tag als verdiente Entschädigung angesehen. Mit ein paar Bierchen und einem guten französischen Essen im gehobenen Preisniveau ließen wir den Abend ausklingen.

Tag 5, Rundtour um Valloire

 

Am nächsten Tag sah die Welt schon viel besser aus; es gab ein reichhaltiges Frühstück und die Sonne schien. Wir konnten also einen Tag ohne Regenkleidung fahren. Ralf hatte eine Rundtour über knapp 200 km ausgearbeitet, weil wir in unserem Hotel eine zweite Nacht reserviert hatten. Deshalb blieb uns auch das Mitführen unseres Reisegepäcks erspart. Die Tour führte über vier Alpenpässe, zunächst noch einmal den Col du Télégraphe, diesmal in der anderen Richtung, dann den Col de la Croix-de-Fer, den Col du Glandon, einen Abstecher nach Alp d‘ Huez und zum Schluss als „Sahnehäubchen“ den Col du Galibier in nördlicher Richtung. Am Col de la Croix-de-Fer hatten wir das spezielle Vergnügen an einer großen Gruppe Jugendlicher mit „frisierten“ Mofas vorbei fahren zu müssen. Sie nahmen offensichtlich an einer besonderen „Challenge“ teil und es gab ein riesiges Teilnehmertreffen auf der Passhöhe. Und zwischendurch mussten wir immer wieder Rennradfahrer überholen, die zu Trainingszwecken die Alpenpässe bezwingen. Bergab sind sie wahnsinnig schnell, da ist das Überholen mit dem Motorrad gar nicht so einfach. Auf der Passhöhe des Col de la Croix-de-Fer haben wir eine Pause eingelegt und das grandiose Alpenpanorama genossen. Von hier aus konnten wir erstmalig auch den Mont Blanc sichten; in den Tagen vorher war dies wegen des üblen Wetters unmöglich. Auch die Berge in der näheren Umgebung hatten Gipfelhöhen deutlich über m. Bei der Abfahrt hatten wir einen tollen Blick auf die umgebenden Berge und den See „Lac Guichard“.

Lac Guichard unterhalb des Col de la Croix-de-Fer

Am Col du Galibier waren leider die letzten Kurven über die eigentliche Passhöhe noch nicht geräumt und daher nicht befahrbar; wir mussten durch einen engen Tunnel, um dann auf der Nordseite den Abstieg zurück nach Valloire zu genießen. Alle Pässe konnten wir an diesem Tag bei sonnigem Wetter befahren. Es war auch für mich – im Gegensatz zu den Pässen am Vortag – ein Supervergnügen, das ich nicht missen möchte. 

Tag 6: Von Valloire nach Beauvezer

 

Nach dem abermals guten Frühstück packten wir unsere Sachen zusammen und auf die Motorräder, da es weiter nach Süden in den Ort Beauvezer gehen sollte. Wir hatten wieder Glück mit dem Wetter und konnten die Pässe bei trockener Straße und bester Sicht befahren. Die Tour führte zunächst wieder über den Col du Galibier – diesmal von Nord nach Süd -, den Col d’Isoard und den Col de Vars. In den Kurven dieser Pässe lauern immer wieder Profi-Fotografen, die von Radfahrern und Motorradfahrern hochwertige Aufnahmen machen, die man dann über die jeweiligen Plattformen im Internet sichten und gegen Bezahlung herunter laden kann. Ich habe mir später zwei solcher Aufnahmen gekauft; so gute Fotos bekommt man mit Amateurequipment selbst einfach nicht hin. Jeder dieser Pässe ist irgendwie individuell, doch alle sind bei guten Bedingungen toll zu fahren und ein Genuss für den Biker.

Col du Galibier

Nach dem Col de la Bonette mussten wir umplanen, weil uns die Zeit knapp wurde und der Col d’Allos gesperrt war. Auf ihn und den Col de la Cayolle haben wir deshalb verzichten müssen (Sie sind vielleicht Teil einer zukünftigen Tour, bei der wir auch den Col de l’Iseran nachholen können). Wir fuhren parallel zur französisch-italienischen Grenze zunächst in Richtung Südosten und kamen in das Tal des Flusses Var, dem wir über gut ausgebaute, aber leider auch vielbefahrene Straßen in Richtung Westen folgten. Gegen Ende der heutigen Tour näherten wir uns deutlich der Mittelmeerküste; die Hinweisschilder nach Nizza zeigten nur noch etwa 30 km. Doch wir orientierten uns wieder in Richtung Norden und erreichten am späten Nachmittag nach Überqueren eines Bergrückens über eine sehr kurvige Straße das Tal des Flusses Verdon, dem wir bis zu unserem Zielort Beauvezer folgten, in dem wir für drei Nächte Zimmer im Hotel „Bellevue“ reserviert hatten. Dieses Hotel muss ein Insider-Tipp für deutsche Biker sein; außer uns waren noch weitere unserer „Art“ vor Ort. Wir wurden empfangen von Nina, einer jungen, sehr charmanten und hübschen Französin, die ziemlich perfekt deutsch sprach, da sie eine deutsche Mutter hat. Nina hat uns alles erklärt und übersetzt, was wir wegen mangelnder Französischkenntnisse nicht direkt verstanden haben, zum Beispiel die Menüfolge auf der vom Koch handgeschriebenen Kreidetafel. Die Zimmer waren einfach, aber sauber und für uns vollkommen ausreichend. Auch das Frühstück war in Ordnung, wenn auch nicht so opulent wie in Valloire. Das Abendessen war auf jeden Fall erste Klasse; der Chef des Hauses kochte selbst und es gab für uns jeden Abend ein Drei-Gänge-Menü auf der großen überdachten Terrasse. Beauvezer ist ein kleines Dorf (nur etwa 300 Einwohner), hat ein fast mediterranes Flair, eine provenzalische Bauweise und war zu unserer Überraschung sehr lebendig. Es war schön hier gelandet zu sein.

Tag 7: Erste Rundtour um Beauvezer

 

Für diesen Tag hatte Ralf wieder eine tolle Rundtour über etwa 220 km ausgearbeitet. Da wir wieder nach Beauvezer zurückkehren würden, konnten wir wieder ohne Reisegepäck losfahren. Es ging immer entlang des Flusses Verdon in Richtung Südwesten, vorbei am Lac de Castillion, einem See mit schon fast unrealistisch blauem Wasser, an dem sich die gut ausgebaute kurvige Straße entlang schlängelte. An einem beeindruckenden Wasserkraftwerk machten wir eine kurze Pause und besichtigten die Anlage, bei der der Fluss Verdon aus dem See heraus in die Tiefe stürzt und dort Turbinen betreibt und dadurch Strom erzeugt. Wir fuhren weiter durch die Stadt Castellane und kamen dann zu einem wirklichen Highlight des Tages, dem Gorges du Verdon. Er ist eine tiefe Schlucht, in die sich der Verdon im Lauf der Geschichte eingegraben hat und an deren Ende er in den Lac de la Sainte-Croix mündet, der ebenfalls in fantastisch blauer Farbe von der Straße und den zahlreichen Aussichtspunkten am Rand der Straße eingesehen werden kann. Der Gorges du Verdon ist natürlich auch für viele Andere ein lohnenswertes Urlaubsziel in der Provence. Man erkennt das unter anderem an den vielen Fahrzeugen auf der Straße, auf der man die Schlucht umfahren kann. Insbesondere die zahlreichen Wohnmobile sind eine spezielle Herausforderung für Biker. Die Fahrer besitzen eigentlich PKWs und mieten für wenige Wochen große Wohnmobile, die sie eigentlich nicht beherrschen. Dazu kommen dann die engen und kurvenreichen Straßen in landschaftlich reizvoller Umgebung, was zu einer extrem langsamen Fahrweise führt, wodurch der nachfolgende Motorradfahrer fast in den Wahnsinn getrieben wird. Doch hier ist Geduld angesagt! Wegen der Unübersichtlichkeit der kurvigen Straßen kann Überholen sehr gefährlich sein, vor allem, wenn Motorradfahrer in der Gegenrichtung denselben Fehler machen. Wir haben auf unserer Tour durchaus solche Situationen erlebt, aber irgendwie immer Glück dabei gehabt. Manchmal ist es einfach besser, an einer schönen Stelle anzuhalten, im Rahmen einer Pause die Landschaft zu genießen und dem Wohnmobil einen angemessenen Vorsprung zu geben.

Ende des Gorges du Verdon mit Blick auf den Lac de la Sainte-Croix

Wir umrundeten die Schlucht und den Lac de la Sainte-Croix entgegen dem Uhrzeigersinn und machten hin und wieder Foto- und Trinkpausen an den dafür vorgesehenen Aussichtspunkten an der spektakulären Straße. Auf dem Rückweg nach Beauvezer haben wir bis Castellane noch ein paar wenig befahrene und bergige Nebenstrecken gewählt, um den Kurvenbedarf des Tages zu decken. Pünktlich zum Abendmenü waren wir wieder im Hotel Bellevue.

Tag 8: Zweite Rundtour um Beauvezer

 

Auch an diesem Tag folgten wir einem Tourvorschlag von Ralf. Der Plan sah eine Strecke von 175 km vor, am Ende haben wir wegen der Wetterprognose etwas abkürzen müssen. Die Fahrt ging zunächst über den kleinen Pass, über den wir zwei Tage zuvor nach Beauvezer angereist waren. Ich glaube, er heißt Col Sainte-Michel. Eine erste kurze Pause gab es im Ort Annot, in dem es eine interessante Festungsanlage gab. Weiter ging es über eine gut ausgebaute Nationalstraße in Richtung Osten, die zu einer zügigen Fahrweise verleitete. So kam es, dass wir alle vier eine Radarfalle auslösten, die uns hoffentlich nur von vorn angeblitzt und fotografiert hat; ansonsten könnte es teuer werden! Bis jetzt habe ich deshalb noch keine Post erhalten. Wir setzten die Tour fort durch den Gorges du Cians, ebenfalls eine tolle kurvige Strecke durch eine beeindruckende Schlucht. Nach einer Tankpause im Ort Beuil ging es in den Skiort Valberg und über Col de Valberg nach Guilleaumes wieder in das Tal des Flusses Var. Von dort machten wir einen Abstecher nach Südwesten in die „Rote Schlucht“, den Gorges de Daluis, der seinen Beinamen durch die auffallend rote Färbung des umgebenden Gesteins erhalten hat.

Gorges de Daluis

Diese Schlucht erinnert etwas an den Gorges du Verdon, ist aber nicht ganz so gewaltig. Aber die Straße hat es in sich: in enger Folge reihen sich enge Tunnel und schmale Brücken aneinander. Teilwiese sind diese so schmal, dass die beiden Richtungsspuren getrennte Wege nehmen müssen. Da für den späteren Nachmittag Regen prognostiziert wurde, in den wir nicht so gerne geraten wären, haben wir den weiteren Weg durch diese Schlucht abgebrochen und haben leider den Rückweg antreten müssen. Wir fuhren zurück durch Guilleaumes, am Fluss Var entlang bis zum Ort Saint-Martin d’Entraunes. Hier bogen wir ab, um den Pass Col de Champs zu befahren, der uns wieder in das Tal des Verdon nach Colmars führte. Der Col de Champs hat eine Passhöhe von über m und bietet im oberen Teil eine karge Landschaft mit einem weiten Blickfeld über die Berge des Departments Alpes-de-Haute-Provence. Auf der Abfahrt ins Tal führt der Pass über eine sehr schmale Straße mit vielen engen Kehren durch dichten Wald. Beim Passieren entgegen kommender Autos war es manchmal wirklich eng; fast wäre es bei Ingo zum Touchieren eines entgegen kommenden Transporters gekommen. Von Colmars aus war es nicht mehr weit zurück nach Beauvezer, wo wir genau rechtzeitig vor Einsetzen des vorhergesagten Regens eintrafen. Abendmenü und Bier rundeten diesen erfolgreichen Motorradtag ab.

Tag 9: Von Beauvezer nach Valloire

 

Bei unserer Abreise von Valloire ein paar Tage zuvor hatten wir beschlossen, dorthin zurück zu kehren und noch einmal eine Nacht in den tollen Zimmern dort zu verbringen. Für diesen Tag war mal wieder Regen angesagt worden, der sich aber weniger stark als befürchtet darstellte. Es war sogar stundenweise ganz niederschlagsfrei. Trotzdem beschlossen wir, auf Alpenpässe weitgehend zu verzichten und dafür eine längere Fahrstrecke in Kauf zu nehmen, die jedoch zügiger befahren werden konnte.

Wir fuhren zunächst am Verdon entlang in Richtung Südwesten, dann über breite Nationalstraßen westlich bis Digne-les-Bains, von dort über die gut ausgebaute D900 zum Lac de Serre-Ponçon und dann über die Nationalstraße N94 nach Briançon, wo wir eine Tankpause einlegten und in einer Bäckerei unseren Hunger bekämpften. Die Fahrt bis hierhin war nicht unbedingt auf Fahrspaß angelegt, sondern darauf, möglichst flott zurück in Richtung Valloire zu kommen, ohne dabei vom Regen durchnässt zu werden. Dies war bis nach Briançon auch ganz gut gelungen. Dort setzte dann leider Regen ein, der mal stärker und mal schwächer ausfiel, aber nie ganz aufhörte. Wir fuhren dann über die D1091 in Richtung Nordwesten. Ralf und Ingo fuhren wie so oft etwas schneller als Jens und ich, so dass wir die Beiden irgendwann aus den Augen verloren. Aber an kritischen Stellen, zum Beispiel an Abzweigungen mit Richtungswechsel, würden sie stehen bleiben und auf uns warten. Das hatte ja auf der ganzen Tour immer gut funktioniert. Wegen des schlechten Wetters, der eingeschränkten Sicht durch beschlagene Brille und vom Regen benetztes Visier, vielleicht auch durch zu intensive Konzentration auf die Straße und den Verkehr, habe ich Ingo und Ralf an der Stelle nicht wahrgenommen, wo sie auf uns warteten, da wir eigentlich nach rechts abbiegen mussten um noch einmal über den Col du Galibier nach Valloire zu fahren. Ich bin also vorbei gefahren und Jens hinter mir her. Mit einer sehr sportlichen und verwegenen Fahrweise unter Einsatz der vollen Leistung seiner BMW nahm Ingo die Verfolgung auf, fing uns nach kurzer Strecke laut hupend wieder ein und führte uns zum wartenden Ralf zurück. Gemeinsam ging es dann – für mich stark frierend und fast im Blindflug – hoch zum Col du Galibier. Wir fuhren wieder durch den engen Tunnel, und auf der Nordseite des Passes war das Wetter plötzlich deutlich besser, schon etwas sonnig. Die Abfahrt nach Valloire konnte ich deshalb schon fast wieder genießen. Trotzdem war ich froh, endlich wieder dort angekommen zu sein. Ein gutes Abendessen und etwas Gerstensaft haben dem Tag dann noch einen versöhnlichen Ausklang beschert.

Tag 10: Von Valloire nach Besançon

 

Wir genossen noch einmal das reichhaltige Frühstück im Hotel „Christiania“, räumten unsere Zimmer und verstauten unser Reisegepäck auf den Motorrädern. Wir hatten beschlossen, auf dem Rückweg nach Hause nicht durch die Schweiz zu fahren, sondern in Frankreich zu bleiben. Als Zwischenstation hatten wir die Stadt Besançon ausgeguckt und dort Hotelzimmer gebucht. Wir fuhren noch einmal über den Col du Télégraphe ins Tal des Flusses Arc, dem wir zunächst folgten. Dieser mündete in den Fluss Isère, dem wir dann ein Stück flussabwärts folgten und dann nach Nordwesten abbogen. Das Wetter wurde deutlich besser als die Vorhersage und wir konnten in einer kurzen Pause die Regenklamotten ausziehen. Wir fuhren extrem schleppend durch Chambery und durch Aix-les-Bains über zahllose Kreuzungen mit Ampeln und Kreisverkehren. Danach lief es wieder zügiger. Auch diese Fahrt sollte keine Genussreise werden, sondern sollte uns einigermaßen zügig und entspannt nach Besançon bringen. Trotzdem war die Strecke nördlich von Aix-les-Bains interessant und landschaftlich sehr reizvoll. Sie führte uns auf der Höhe von Genf in das Jura-Gebirge und dort über kurvenreiche Straßen und durch kleine Ortschaften durch die Berge. Wir konnten diese Strecke wirklich auch genießen. Nur die letzten 30 km führten über eine Nationalstraße, die breit ausgebaut war und für Motorradfahrer wenig Reize bot. Wir mussten nur auf die Radarfallen achten, die hier ihr Unwesen trieben. Am späten Nachmittag erreichten wir Besançon. Unser Hotel lag mitten in der Altstadt und wir mussten die letzten 500 m durch die Fußgängerzone fahren. Interessanterweise wurden wir daran nicht gehindert und niemand hat sich darüber bei uns in irgendeiner Form beschwert. Aber einen anderen Weg zum „Hotel de Paris“ gab es einfach nicht. Leider gab es im Innenhof des Hotels nur noch Platz für ein Motorrad, die anderen drei sollten auf Wunsch der Rezeption auf einem öffentlichen Parkplatz in der Stadt abgestellt werden. Ingo stellte seine BMW im Innenhof ab und Ralf, Jens und ich wollten uns schon auf den Weg hinaus in die Stadt begeben, als Ralf eine ungenutzte Fläche im benachbarten Innenhof entdeckte, in die wir mit etwas Mühe unsere drei Mopeds quetschen konnten.

 

In Besançon war an diesem Abend der Bär los: es gab eine Art Musikfestival und jeder, der meinte Musik machen zu können, stellte sich irgendwo in der Fußgängerzone auf und präsentierte sein vermeintliches Talent. In einer Art Pub gab es für sage und schreibe 9,50 € einen halben Liter Bier; das war ja noch teurer als das Bier auf dem Oktoberfest in München! Es ist daher natürlich bei einem Bier geblieben. Mit etwas Glück fanden wir einen freien Tisch im Außenbereich einer Pizzeria und aßen dort. Danach folgte ein Rundgang durch die Fußgängerzone von Besançon, in der wie schon angedeutet Musiker und solche, die meinten welche zu sein, ihre Künste zum Besten gaben. Ich persönlich habe dies eher als Lärm wahrgenommen, der teilweise die Lautstärke eines startenden Kampfjets überstieg. Ich war jedenfalls froh, nach einem Absacker-Bier im Hotel meine Ruhe zu haben.

Tag 11: Von Besançon nach Karlsruhe

 

Das Frühstück im Hotel de Paris war gut und reichhaltig und hat uns für die anstehende Fahrt gut vorbereitet. Wir beluden unsere Motorräder und verließen Besançon in Richtung Norden. Ralf und Ingo wollten wieder an einem Stück nach Köln bzw. nach Bonn durchfahren, Jens und ich wollten noch einmal in Karlsruhe eine Zwischenstation einlegen.

 

Wir fuhren noch ein Stück gemeinsam, bis Jens und ich nach einer kurzen Pause von Ralf und Ingo Abschied nahmen und in Richtung Osten abbogen und zu zweit weiter fuhren. Während der Tour hatten Ralf oder Ingo die Führung mit ihren Navis übernommen. Jetzt, als die Beiden getrennt von uns fuhren, habe ich diese Rolle übernommen und meinem Navi die Route in Richtung Karlsruhe überlassen, wobei wir zumindest in Frankreich wegen der damit verbundenen Gebühren keine Autobahnen nutzen wollten. Das Navi führte uns durch Belfort, Mühlhausen und Colmar, immer auf gut ausgebauten Landstraßen, die teilweise auch mit 110 km/h befahren werden durften. Es regnete durchgängig. Kurz vor Straßburg überquerten wir den Rhein und waren wieder in Deutschland. Wegen des üblen Wetters fuhren wir bei Offenburg auf die Autobahn in Richtung Norden, wurden aber bei Rastatt von einem Stau ausgebremst. Wir verließen die A5 an der nächsten Abfahrt und fuhren über eine Bundesstraße die restliche Strecke nach Karlsruhe, wo wir wieder wie auch auf dem Hinweg im Hotel „Astoria“ eincheckten. Wir trafen uns noch einmal mit Simon in einem Gasthaus und löschten Hunger und vor allem Durst.

Tag 12: Von Karlsruhe nach Wetter

 

Über diesen Tag gibt es nicht viel zu berichten. Wir brachen nach dem wieder sehr umfassenden Frühstück auf, tankten und fuhren über die A5 und später die A45 bis nach Meinerzhagen. Die letzten 50 km gingen dann wegen der A45-Sperrung bei Lüdenscheid über Landstraßen. Um 14 Uhr war bei meiner Ankunft in Wetter unsere Tour nach km ohne Blessuren und ohne Schäden beendet.

Zusammenfassung:

 

Die „Route des Grandes Alpes“ ist eine faszinierende Strecke für Motorradfahrer mit ihren vielen und spektakulären Alpenpässen, aber auch mit den unterschiedlichen Landschaften, die durchfahren werden.

 

Jeder Pass hat seinen individuellen Charakter, aber es gibt auch Gemeinsamkeiten, zum Beispiel die Risiken beim Befahren. Hinter jeder Kurve können Gegenstände auf der Fahrbahn liegen, kleine Steinchen, die vom Regen den Hang hinunter gespült worden sind, aber auch größere Brocken, die herunter gestürzt sind. Wir sind einmal auf dem Col du Galibier von einem Kühlschrank-großen Brocken überrascht worden, der auf der Fahrbahn lag. Wenn er da liegt, fährt man eben mit dem Motorrad drum herum; ich möchte aber nicht genau dann daher fahren, wenn  er gerade auf die Straße rollt.

 

In den höheren Lagen gibt es oft keine Leitplanken oder Zäune; wer die Fahrbahn verlässt, wird durch nichts daran gehindert und dann geht es abwärts! Dann sind da noch die zahlreichen 180-Grad-Kehren. Wenn es rechts herum geht, ist der Radius besonders eng; da muss man aufpassen, nicht in die Gegenspur zu geraten. Wenn es nach links geht, ist der Radius größer, was die Angelegenheit etwas entspannt.

 

Am gefährlichsten sind sicher die anderen Verkehrsteilnehmer mit ihren speziellen, teilweise unberechenbaren Fahrweisen: Radfahrer, Wohnmobile und die anderen Motorradfahrer mit teilweise erstaunlicher Risikobereitschaft bei gewagten Überholmanövern; sie kommen einem dann plötzlich auf der eigenen Spur entgegen. Bei gutem Wetter ist das Befahren der Pässe traumhaft schön und weitgehend entspannt; bei Regenwetter habe ich es auch als Stress empfunden.

 

Es war trotzdem alles in allem eine tolle Erfahrung und ich würde diese oder eine ähnliche Tour jederzeit wieder machen. Vielleicht absolviere ich vorher noch ein Kurventraining, um die Kurven etwas sicherer und eleganter nehmen zu können.

 

Meine Bonnie T100 hat super durchgehalten, auch wenn sie für die Alpenpässe nicht unbedingt das ideale Gefährt ist. Ein paar PS mehr hätten auch nicht geschadet, um an den BMWs mit über 100 PS dran zu bleiben.

Hier noch ein paar Bilder von der Tour:




2500 Meilen mit dem Motorrad durch Kalifornien

Ein Bericht von Martin aus Wetter

Als erstes muss ich eine Beichte ablegen und mich entschuldigen: mein Freund (heißt übrigens auch Martin und kommt auch aus Wetter) und ich sind nämlich nicht mit Triumph-Maschinen gefahren, sondern mit zwei Exemplaren von einer nicht völlig unbekannten amerikanischen Motorradmarke. Die Reise war bereits vor meiner TMOC-Mitgliedschaft geplant und organisiert, jedoch durch Corona immer wieder verschoben worden; jetzt im Juni 2022 hat es endlich im vierten Versuch geklappt.

Bis auf die erste und die letzte Übernachtung in den USA haben wir keine Hotel-/Motel-Zimmer im Voraus reserviert. Wir wollten uns die Möglichkeit offen halten, die Strecke spontan zu verändern und irgendwo eventuell auch mal länger zu bleiben. Es stellt sich später heraus, dass das eine richtige und gute Taktik war. Die Übernachtungsmöglichkeiten haben wir immer kurzfristig mit Hilfe des Portals „“ ausgesucht und gebucht. Wir haben trotz der touristischen Hochsaison immer etwas für uns Passendes gefunden, manchmal leider auch zu unverschämten Preisen. Wenn es kein Frühstück gab, erfuhren wir das ja bereits bei der Buchung; in solchen Fällen haben wir uns vorher im Supermarkt eingedeckt. In allen Zimmern gab es zumindest eine Kaffeemaschine und einen Kühlschrank.

Die Übernahme der Motorräder erfolgte in Los Angeles, wo wir am Vortag nach langem Flug gelandet waren. Das Ziel unserer ersten Etappe war Palm Springs. Wir wollten zunächst einfach nur raus aus dem Moloch Los Angeles und eine gute Startposition für die Tour durch den ersten Nationalpark haben. Mit Hilfe eines Navigationsgeräts an einem unserer Motorräder haben wir es geschafft die 120 Meilen staufrei nach Palm Springs zu kommen. Dort war es furchtbar heiß, aber in einem Best Western-Hotel hatten wir klimatisierte Zimmer, eine schattige Pool-Anlage und waren genau passend zur Happy Hour da.

Hotel in Palm Springs

Am nächsten Tag fuhren wir über die Interstate 10 Richtung Osten bis zum Eingang in den Joshua Tree National Park. Wir kauften dort eine für alle Nationalparks gültige Eintrittskarte; diese kostet 80 Dollar und gilt für zwei Motorräder für ein Jahr. Der Joshua Tree National Park ist eigentlich eine Wüste, die von Kakteen und ähnlichen trockenheitsunempfindlichen Pflanzen besiedelt ist, unter anderem von den sogenannten „Joshua Trees“. Weiterhin gibt es sehr interessante Felsformationen. Wichtig ist in diesen Wüstenregionen, immer ausreichend Wasser dabei zu haben. Im Gespräch mit einer französischen Motorradgruppe hörten wir von zwei Deutschen, die mit ihrer BMW offroad gefahren sind, wegen einer Reifenpanne liegen geblieben sind und dann verdursteten. Es gibt dort kein Mobilfunknetz; Hilfe anzufordern ist deshalb fast nicht möglich.

Joshua Tree National Park

Joshua Tree National Park

Wir sind auf den Straßen geblieben und haben an dem Tag unsere Tour bis in den Ort Barstow fortgesetzt. Die Strecke dorthin war auch weitgehend Wüste mit spärlicher Vegetation, die Straßen nicht besonders gut gepflegt und eher langweilig. An diesem Tag sind insgesamt etwa 200 Meilen zusammen gekommen. Barstow ist nicht sehr schön, liegt aber verkehrstechnisch ziemlich günstig an der Kreuzung wichtiger Highways; durch Barstow führt auch die legendäre Route 66 von Chicago nach Los Angeles.

Nach einer Übernachtung in einem eher zweitklassigen Motel ging es am nächsten Tag ein paar Meilen über die Route 66 nach Westen; wir bogen dann aber später auf die California 395 (CA-395) nach Norden. Unser nächstes Etappenziel war der Ort Visalia, der sich gut als Startposition für einen Besuch des Sequoia National Parks eignet. Wir wollten aber nicht den direkten Weg dorthin nehmen, der ausschließlich über breite autobahnähnliche Highways verlaufen wäre. Wir wollten eine Bergetappe durch einen südlichen Ausläufer des Sequoia National Forest nehmen. Es war wirklich eine tolle Strecke durch die Berge, vorbei an einem großen See (Lake Isabella), durch Wälder und zum Schluss durch einen Canyon, in dem sich die Straße in engen Kurven an einem kleinen Fluss entlang schlängelte, super zum Motorradfahren. In Bakersfield ging es weiter Richtung Norden. Hier war die Strecke nicht so attraktiv; es ging auf ziemlich geraden Highways durch Obst- und Gemüseplantagen und vorbei an großen Anlagen zur Erdölförderung. Die Etappe war mit fast 260 Meilen eine unserer längsten.

Sequoia National Forest

Sequoia National Forest

Von Visalia ging es am kommenden Tag direkt zum Sequoia National Park, den wir von Süden nach Norden durchfuhren. Unmittelbar nach dem Einlass in den Park begann eine extrem kurvenreiche Sepentinenstrecke über viele Meilen, die mit den schweren Mopeds nicht leicht zu befahren war. Hier hätten wir gern leichtere und wendigere Maschinen gehabt. Stellenweise mussten wir bis in den ersten Gang runterschalten, weil es so eng und steil war. Dafür waren die Aussicht und die Wälder mit ihren riesigen Sequoia-Bäumen faszinierend und lieferten eine adäquate Entschädigung für die anstrengende Fahrt. Zwischendurch haben wir eine kleine Wanderung zum „General Sherman Tree“ eingelegt, dem angeblich größten lebenden Wesen auf der Erde. Eigentlich wollte ich noch ein Stück in den Kings Canyon hinein fahren, der gemäß Landkarte eine super-kurvige Strecke verspricht; aber mit Rücksicht auf meinen Freund, der zu wenig Fahrpraxis dafür hatte und für den das zu anstrengend gewesen wäre, habe ich darauf verzichtet, schade!

Sequoia National Park

Sequoia National Park

Hinter dem Sequoia National Park ging es wieder abwärts; die Straßen wurden breiter und hatten weniger Kurven; und es wurde fast unerträglich heiß. Unser Tagesziel war Oakhurst, das wir als Ausgangspunkt für die Etappe durch den Yosemite National Park ausgeguckt hatten. Auf dem Weg dorthin fuhren wir durch Fresno und bogen dort ab auf den Highway 41 nach Norden. 10 Meilen vor Fresno passierte es dann. Ich hatte einen platten Hinterreifen, was ich aber leider erst so spät beim Fahren gemerkt habe, dass der Reifen nicht mehr zu retten war. Ein Anruf beim Motorradvermieter versprach keine Hilfe; ich musste also selbst mit der Situation klarkommen. Zum Glück hielt bereits nach wenigen Minuten Travis, ein einheimischer Motorradfahrer, an und hat sich um eine passende Werkstatt und den Abschleppdienst gekümmert. Leo, ein anderer Anwohner hat mir erlaubt, das Motorrad auf seinem Grundstück abzustellen, damit es über Nacht nicht geplündert wird, da der Abschleppwagen erst am nächsten Morgen kommen sollte. Wir sind dann die letzten 10 Meilen nach Oakhurst, wo wir ja das Motel gebucht hatten, zu zweit und mit doppeltem Gepäck auf einem Motorrad gefahren und haben dort mit Bier den Frust herunter gespült.

Pannenhilfe

Pannenhilfe

Am nächsten Morgen kam der Abschleppwagen pünktlich zur Pannenstelle, zu der wir auch wieder zurück gefahren waren. Die Maschine wurde dann in die nächste geeignete Werkstatt nach Fresno gebracht. Dort waren die Leute zwar sehr nett und hilfsbereit, hatten aber keinen passenden Reifen vorrätig. Ich hatte schon die Befürchtung, dass die Unterbrechung unserer Rundreise mehrere Tage dauern würde, aber nach ein paar Telefonaten konnte ein passender Reifen aufgetrieben und montiert werden. Am frühen Nachmittag hatte ich mein Motorrad zurück und war um 510 Dollar ärmer (350 Dollar für den Reifen, 160 Dollar für die Montage). Wir sind den Rest des Tages in Fresno geblieben und haben dort auch übernachtet.

Am nächsten Tag sollte es dann in den Yosemite National Park gehen. Wir fuhren also wieder durch Oakhurst bis zum Eingang des Parks, wo wir dann in Ermangelung einer Reservierung leider abgewiesen wurden. Ich habe noch versucht den Ranger zu bequatschen, was aber leider keinen Erfolg gebracht hat. Wir mussten umkehren! Also ging es wieder zurück nach Oakhurst und von dort zunächst nach Norden und später nach Osten, um den Yosemite National Park in einem großen Bogen zum umfahren. Wir wollten am Ende des Tages in den Ort Bridgeport auf der Ostseite der Sierra Nevada, die wir eigentlich im Yosemite überqueren wollten. Aber der Sonora-Pass, den wir jetzt nehmen mussten, war auch sehr interessant. Es ging in engen Serpentinen hoch bis über 3000 Meter Höhe ( Fuß); auf den Flächen neben der Passstraße lag sogar noch Schnee. Bridgeport erinnerte mich ein wenig an eine Westernstadt im Film. Es gab einen Saloon, in dem wir gut essen konnten, alte Holzhäuser mit netten Fassaden und ein interessantes Motel, in dem wir uns mit anderen Motorradfahrern austauschen konnten, was sich als sehr hilfreich erwiesen hat. Wir wollten eigentlich am nächsten Tag die Ghost Town „Bodie“ und den Bodie Historic State Park besuchen; die anderen Biker rieten uns davon dringend ab, da die Straße dorthin unbefestigt und nur für geländetaugliche Fahrzeuge geeignet sei. Wir haben dann darauf verzichtet. Die Reifenpanne zuvor hatte mir schon gereicht.

Lake Tahoe

Lake Tahoe

Die nächste Tagesetappe ging von Bridgeport über die CA-395 nach Norden, eine interessante Straße entlang an einem reißenden Fluss, durch enge Täler und schöne Wälder. Kurz vor dem Lake Tahoe überfuhren wir die Grenze nach Nevada. Wir fuhren am Ostufer des Lake Tahoe entlang und kamen auf seiner Nordseite zurück nach Kalifornien. Die Landschaft am Lake Tahoe ist wunderschön: ein riesiger blauer See umringt von schneebedeckten Bergen und dichten Wäldern. Im Winter kann man dort Ski fahren. Leider waren dort so viele Touristen, dass wir kaum die Motorräder am Straßenrand abstellen konnten; eine Unterkunft in der Nähe war auch nicht zu finden. Eigentlich wollten wir in Truckee etwas nördlich vom Lake Tahoe übernachten; aber dort konnte uns keine Unterkunft anbieten, vermutlich war alles ausgebucht. Also fuhren wir weiter in Richtung Norden durch die schöne Landschaft der Sierra Nevada und des Tahoe National Forest. Die Gegend erinnerte ein bisschen an das Hochsauerland oder den Schwarzwald. In Sierraville gab es eine Tank- und Picknickpause; dann ging es weiter nach Portola. Dort hatten wir bei einer älteren Dame eine B&B-Übernachtung gebucht. Ihr Haus war sehr liebevoll ausgestattet und war fast so etwas wie ein Eisenbahnmuseum. Alles war mit historischen Eisenbahnmotiven dekoriert und im Frühstückraum war in Kopfhöhe ein Spur-1-Schienenkreis mit einem historischen Eisenbahnzugmodell installiert.

Der Frühstücksraum im „Pullman House“

Der Frühstücksraum im „Pullman House“

Am nächsten Morgen regnete es. Anstatt wie üblich nach dem Frühstück loszufahren besuchten wir das echte Railroad Museum im Ort, wo man alte Lokomotiven und Waggons der Union Pacific sehen und besteigen konnte. Als es am späten Vormittag immer noch regnete, fuhren wir trotzdem los, zum einzigen Mal auf unserer Reise in Regenkleidung, die wir glücklicherweise mitgenommen hatten. Wir führen in Richtung Westen wieder durch eine wunderschöne Landschaft, über kurvige und wenig befahrene Straßen, was aber durch den Regen, der immer kräftiger wurde, deutlich beeinträchtigt wurde. Der Regen war zwischendurch so stark, dass von den Berghängen rechts und links der Straße faustgroße Steine und Felsbrocken auf die Straße gespült wurden. Wir mussten diese Hindernisse langsam und vorsichtig umfahren. Es ging dann durch einen engen Canyon durch den Plumas National Forest entlang am Fluss „Feather River“ hinunter ins Tal, wo wir einen See überquerten und dann auf einer autobahnähnlichen Straße in Richtung Süden fuhren. Der Regen war dann auch vorbei und einer großen Hitze gewichen. In Yuba City bogen wir ab nach Westen; wir hatten als Tagesziel die Stadt Williams ausgesucht und dort ein Motel gebucht. Williams ist nicht toll, liegt aber verkehrsgünstig und das Motel war wirklich sehr preiswert; außerdem gab es ein relativ gutes Frühstück.

Von Williams ging es am nächsten Tag zunächst weiter in Richtung Westen durch eine interessante und abwechslungsreiche Hügellandschaft bis nach Clearlake. Von dort aus wollten wir nach Süden durch das bekannte Napa Valley (Weinanbaugebiet) nach Novato fahren, wo meine alte Freundin Lotti wohnt, die 1981 zum Studium in die USA ging und dann dort geblieben ist. In Clearlake ist mir jedoch ein Fehler unterlaufen und wir haben die falsche Abbiegung nach Süden genommen. Dies ist mir aber erst sehr spät aufgefallen, als die anfangs recht gute Straßenqualität immer übler wurde. Da es dort kein Mobilfunknetz gab, wussten wir nicht so richtig, wo wir gelandet waren. Die Straße war jetzt eher ein Feldweg mit riesigen Schlaglöchern; wenden wäre auch schlecht möglich gewesen. Ein Blick in die Straßenkarte ergab eine Vermutung, wo wir waren. Wir fuhren vorsichtig weiter, immer darauf bedacht nicht noch einmal einen Reifenschaden zu bekommen. Schließlich kamen wir an einen großen See, den „Lake Baryessa“. Dieser wird offensichtlich als Erholungsgebiet genutzt. Hier gibt es Ferienhäuser und Campingplätze. Und plötzlich wurde die Straße wieder breit und hatte eine gute Oberfläche. Wir kamen dann doch noch ganz kurz ins Napa Vallay, durch den Ort Napa und schließlich zu meiner Freundin Lotti in Novato, wo der Tag mit einem Bad in ihrem Pool, ein paar Dosen Bier und einem Barbecue zu Ende ging. Bei Lotti konnten wir kostenlos übernachten und unsere schmutzige Wäsche waschen.

Lake Baryessa

Lake Baryessa

Am Folgetag ließen wir die Mopeds stehen und fuhren mit Lotti in ihrem Auto über die Golden Gate Bridge nach San Francisco, natürlich nicht ohne von dem Scenic Drive auf der Nordseite der Brücke ein paar Erinnerungsfotos zu machen. In San Francisco kam das Auto ins Parkhaus und wir klapperten die bekannten touristischen Ziele in der Stadt zu Fuß ab, Market Street, Hafen, Peer 39, Ghirardelli Square, … Am Ende gab es noch eine Cable-Car-Fahrt zurück zum Auto, mit dem es wieder nach Novato ging.

Cable Car in San Francisco

Cable Car in San Francisco

Am nächsten Tag verließen wir Novato mit einem Minimum an Gepäck, weil wir am nächsten Tag zu Lotti zurückkehren wollten. Wir besuchten kurz eine ehemalige Nachbarin meines Freundes aus Wetter, die vor kurzem wieder auf das Weingut ihrer Familie nach Sonoma gezogen ist, fuhren durch das Napa Valley nach Norden, machten eine Lunchpause in Calistoga und fuhren immer weiter nach Norden, bis die Straße ein Stück südlich von Mendocino auf die Küstenstraße „Highway 1“ trifft. Dort gibt es dichte Wälder aus Sequoias, nicht ganz so riesig wie im Sequoia National Park, aber auch ganz beeindruckend. Wir fuhren an dem Tag bis Fort Bragg, wo wir uns in einem Motel einquartierten. In der Nacht bekam ich starke Halsschmerzen und fühlte mich insgesamt nicht besonders fit.

Pazifikküste bei Mendocino

Pazifikküste bei Mendocino

Mir war am nächsten Morgen kalt und obwohl ich alle Kleidung, die ich mitgenommen hatte, übereinander angezogen hatte, fror ich während der Fahrt. Es ging über den Highway 1 immer an der Pazifikküste entlang nach Süden. Die Landschaft ist sehr hügelig, die Straße schön kurvig und der Blick auf den Pazifik ist grandios. Wegen meines Gesundheitszustands konnte ich das leider nicht ganz richtig genießen. Am frühen Nachmittag waren wir wieder bei Lotti in Novato. Ich fühlte mich elend; das Fieberthermometer maß 39 Grad. Ich habe dann den Rest des Tages im Bett verbracht, alle möglichen Hausmittelchen und Medikamente geschluckt, um Fieber und Halsschmerzen zu bekämpfen.

Das Fieber ging erst hoch auf etwa 40 Grad, fiel aber in der Nacht auf knapp 38 Grad. Lotti bot mir an noch einen Tag und eine Nacht in ihrem Haus zu verbringen, aber das wollten wir dann doch nicht. Ich fühlte mich trotz leichten Fiebers fit genug für die Weiterfahrt. Es ging von Novato nach Süden, wieder über die Golden Gate Bridge hinein nach San Francisco. Die Brücke hat irgendwas Magisches. Wenn ich darüber fahre, bekomme ich eine Gänsehaut. Südlich von San Francisco kommt man wieder auf die Küstenstraße, den Highway CA-1, auch Pacific Coast Highway (PCH) genannt. Es geht dann immer an der Küste entlang. Wir sind an dem Tag bis Monterey gefahren. Monterey hat uns gut gefallen. Es gibt dort eine „Downtown“, eine belebte Hafengegend und kleine Brauhäuser mit vielen verschiedenen Biersorten.

Golden Gate Bridge

Golden Gate Bridge

Von Monterey ging es am nächsten Tag wieder auf den Highway 1, vorbei an Carmel-by-the-Sea (Clint Eastwood war dort mal Bürgermeister) über eine kurvige Straße mit tollen Brückenkonstruktionen direkt am Pazifik. Es gibt an vielen Stellen die Möglichkeit nach rechts heraus zu fahren und von dort Fotos oder einfach mal Pause zu machen. In der Nähe von San Simeon haben wir auch einmal angehalten und uns die Seeelefanten angeschaut, die dort eine große Kolonie gebildet haben und den Strand besiedeln. Unsere Tagesetappe endete in Morro Bay. Hier hatten wir ein Motel gebucht, übrigens mit Abstand das teuerste auf unserer gesamten Reise, leider aber auch das qualitativ schlechteste, in übler Lage, kein Frühstück und magere Zimmerausstattung.

Pazifikbrandung am Highway 1

Pazifikbrandung am Highway 1

Die nächste Tagesetappe führte uns – immer noch über den Highway 1 – bis nach Carpinteria, einen netten kleinen Ort 10 Meilen östlich von Santa Barbara. Wir lagen insgesamt sehr gut in der Zeit und wollten uns nach den vielen bisher gefahrenen Meilen mal die Ruhe antun. Wir sind deshalb drei Nächte in Carpinteria geblieben. Das Motel war relativ preiswert und sehr schön in Bezug auf Lage und Ausstattung. Wir fuhren nach der ersten Übernachtung mit einem Motorrad nach Santa Barbara, besichtigten den Hafen, den Strand und die Einkaufsmeile in der Stadt, wo wir Souvenirs und Mitbringsel gekauft haben.

Santa Barbara

Santa Barbara

Am zweiten Tag in Carpinteria habe ich allein eine Ausfahrt in die nördlich gelegenen Berge, den Los Padres National Forest, gemacht, etwa 100 Meilen auf einer bergigen und kurvenreichen Straße durch sehr unwegsames Gelände mit sparsamer Vegetation. Es gab dort sehr wenig Verkehr und kaum Handyempfang. Ich war froh dort keinen Reifenschaden bekommen zu haben oder aus anderen Gründen liegen geblieben zu sein. Nach meiner Rückkehr in den Ort habe ich endlich meinen Vorsatz umgesetzt, einmal im Pazifik zu baden. Weiter im Norden ist das Wasser zu kalt; man sieht dort nur Surfer in Neopren-Anzügen, aber keine Schwimmer. Hier in Südkalifornien war es sehr angenehm und erfrischend.

Passhöhe im Los Padres National Forest

Passhöhe im Los Padres National Forest

Nach einer weiteren Nacht in Carpinteria ging es auf die letzte Etappe unserer Tour. Sie führte uns weiter auf dem Highway 1 vorbei an Oxnard, Malibu und Santa Monica zurück nach Los Angeles. Am frühen Nachmittag gaben wir die Motorräder unbeschädigt zurück; damit war unsere Rundreise nach 18 Tagen und gefahrenen Meilen (etwa km) beendet. Der Rest der Reise war wenig spektakulär: Taxifahrt zum Hotel, noch eine Übernachtung in Los Angeles, am nächsten Tag Transfer zum Los Angeles International Airport und mit dem Flieger über Amsterdam nach Düsseldorf, wo wir uns abholen ließen. Nach dem langen Flug und der Zeitverschiebung war uns nicht nach einer Bahnfahrt zumute.

Ich weiß noch nicht, ob ich eine solche Tour noch einmal machen werde, bin ja nicht mehr der Jüngste; aber wenn ja, dann natürlich mit einem Triumph-Motorrad.

Fotos: Martin Kemmerling / Martin Mutz