Der Donnervogel fliegt wieder

Es ist so weit, der Sommer ist da. Zumindest dachte ich das, laut Kalender. Wie das endet, das kann ich vorweg nehmen… nass und kalt.

Nachdem es letztes Jahr für mich in den „Süden“ ging, hieß es dieses Jahr ab nach Norden. Wo im Norden, war direkt die erste Frage und die Antwort war immer die Gleiche: Na, Norden! So heißt nämlich dieses kleine Örtchen am Norddeich am nordwestlichsten Festlandpunkt. 10 Jahre hatte ich davor geschuftet und durfte mir nun 10 Extraurlaubstage nehmen und dank der neuen Arbeitswelt ist mein Team auch noch direkt auf dem Weg dahin verstreut. Also plante ich meine Route so, dass ich nicht nur die Leute aus dem TMOC zusehen bekam, sondern auch Teile meines Teams.

Geht ja gut los

Was habe ich mich gefreut, endlich mal die Menschen hinter den TMOC-WhatsApp Nachrichten zu treffen. Aber daraus wurde beinahe nichts, denn meine hochprofessionelle Art der Motorradpflege hat mir einen Strich durch die Rechnung gemacht… fast. Das Reifenprofil wurde viel zu spät überprüft, also Telefon in die Hand und nach einer Werkstatt suchen die spontan noch Zeit für einen Reifenwechsel hat, 3 Tage vor Abreise. 5h später war es auch soweit und es wurde mir versichert, dass das Motorrad am Donnerstag fertig ist und meine Abfahrt zusammen mit Bernd aus der Weltmetropole Antdorf sicher ist. Voller Vorfreude ging ich ans Telefon, schon halb in den Motorradklamotten und alles was ich vom Freundlichen noch hören wollte war: Sie ist fertig, kannst holen. Pustekuchen!!!

Das Telefonat ging in etwa so: „Ähm, wir haben ja nen V-Reifen bestellt… ähmm also Geschwindigkeitsindex, ähm… ja sie haben einen V-orderreifen geliefert. Also wenn ich das gleich nochmal bestelle, ist sie Freitag früh fertig.“ Gesagt getan. Der zu ersetzende Hinterreifen von Bridgestone war aber plötzlich nicht mehr verfügbar. Also kompletten Satz gekauft und auf die sportlichen Italiener gesetzt. Und dann kam kein Anruf mehr. Gerade in dem Moment, wo ich mit der Tour abschließen wollte, kam der erlösende Anruf und keine 30min später… schon viel zu spät, gings los. War das herrlich. Mit neuen Reifen und strömenden Regen 400km über die Autobahn tuckern. Aber was solls, ich wollte raus und etwas erleben.

Pünktlich um 21 Uhr parkte ich die Maschine in Hilders und erhielt als Belohnung direkt ein kaltes Bier von Bernd, der zusammen mit Harald und Co seit Stunden bereits vor Ort war. Geplant war es als gemeinsame Fahrt der Bayern-Frankenabteilung. Es war eine herzliche Begrüßung von allen die bereits angereist waren. Meet Nice People on a Triumph!! Stimmt zu 100%

Hilders und der TMOC

Nachdem der Freitagabend sehr feucht fröhlich war, habe ich mich dazu entschlossen in meinem Zelt erst einmal zu erfrieren. Klar, war ja Sommer, warum sollte man da auch einen Winterschlafsack mitnehmen. Habe ich bereut! Ab jetzt gibt’s nur noch den Nepal-Expeditionsschlafsack für Motorradreisen. Also blieb ich etwas länger im Zelt und versuchte mich noch ein wenig aufzuwärmen, aber draußen wuselte es bereits und die Biker warteten auf die Tourguides, um endlich los zu düsen. Ich gönnte mir eine heiße Dusche, Kaffee und… beschloss, nach geprüfter Fahrtauglichkeit, dass ich die Rhön kurz auf eigene Faust erkunde. Eine kleine Runde rauf zur berühmten Wasserkuppe, die ich natürlich nicht kannte und anschließend zurück zum Treffen.

Zurück auf dem Gelände, hatte mich auf viele alte Triumphs gefreut, aber irgendwie war es mir verwehrt, denn das Feld dominierten eher die Modelle, die serienmäßig gefühlt einen Autopiloten haben, oder 13! USB-Stecker. Oder waren es gar 14!? Vielleicht nächstes Jahr. Insgesamt war die Stimmung aber prima, das Wetter herrlich und alle freuten sich, dass nach 2020 doch wieder ein Treffen möglich war.
Und siehe da, vor lauter Quatschen, hätte ich fast nicht mitbekommen, dass ich der jüngste Teilnehmer auf einem Triumph war. Ich konnte dann auch noch den 1. Platz von hinten beim Bierkrug-Stemmen abräumen und zeigen, wie es nicht gemacht wird. So ist das, wenn das Oktoberfest-Training fehlt.

Auf zum Team

Wiesbaden und die Weinberge


Am Sonntag hatte ich mir eigentlich eine sehr schöne Fahrt von Hilders nach Wiesbaden erhofft, doch das erfüllte sich erst, nachdem ich den Taunus überquert hatte. Kaum in der Nähe von Eltville, wo ich übrigens ein Jahr zuvor meine Lady gekauft hatte, angekommen, war es warm, gar heiß. Der abendliche Ausflug in die Wein- und Obstberge entschädigte die nass-kalte Fahrt und so wurde ich mit frischen Kirschen und einem grandiosen Ausblick belohnt. Und ein Wein durfte natürlich auch nicht fehlen. Spätlese, herrlich.

Waldbröl, der Ort den scheinbar jeder kennt (außer mir)

Am Montag folgte dann der Abschnitt, auf den ich mich am meisten gefreut hatte, denn es ging durch den Westerwald rauf bis Waldbröl. Die Fahrt war nur 200km, aber die Strecke bereits auf der Karte, der Wahnsinn. Und ich wurde nicht enttäuscht. Was hatte ich für einen Spaß mit den neuen Reifen durch die Wälder und die kleinen Berge zu fetzen. Nur irgendwie klebte mir dauernd eine 1000er BMW am Heck. Ich dachte mir: Gut, wenn ich zu langsam bin, überhol doch, ich habe trotzdem Spaß.

 

Und weg war das blaue Biest. Allerdings stellte sich später heraus, dass die BMW mir nicht am Heck klebte, weil ich zu langsam war, sondern weil Sandra, so hieß die Pilotin, Fahrsicherheitstrainerin war und meinen Fahrstil analysierte. Wir hatten uns zufällig wieder getroffen und sie wollte mir noch unbedingt sagen, dass ihr mein Stil gefällt und sie kaum hinterherkam. Es wäre ihr eine Freude gewesen mit mir durch die Kurven zu jagen. Das hört man doch gerne 😊 Aus 200km wurden dank dem nicht vorhandenen Verkehr und den großartigen Streckenabschnitten gut 300km. Spontanes Abbiegen musste einfach sein. Immer den Kurven nach!

In Waldbröl angekommen, wurde ich bereits herzlich erwartet und verbrachte den Abend mit einem weiteren Teammitglied und seiner hoch schwangeren Frau. Der Geburtstermin wäre für den Tag sogar gewesen und es wäre ja nur zu spannend, wenn ich das noch mitbekommen hätte. Aber leider ließ das Kind noch auf sich warten. Wer nicht auf sich warten ließ, war wieder einmal der Regen, der ab nun so ziemlich dauerhaft anhaltend war.

Auf nach Norden


Der vorerst letzte Abschnitt war sehr gemischt. Der Weg führte mich über Gummersbach und die Biggetalsperre nach Arnsberg. Stellenweise großartige Aussicht und grandiose Kurven. Damit endete aber auch schon die Kurvenjagd. Der Regen wurde immer schlimmer und ich hatte noch weitere 300km vor mir. Also Autopilot an und über die Bundesstraßen rauf nach Norden. Die Stimmung war langsam im Keller, denn zum Glück war es auch wie die Tage zuvor immer wieder sehr kalt. Meppen, Rheine und Papenburg, schenkte ich also keine Beachtung mehr. Ich hatte nur noch Aurich vor Augen, also vor dem inneren Auge, denn gesehen hat man eh nichts mehr. Um 19 Uhr war es so weit und der Vogel landete am Zielort. Belohnt wurde ich mit leckerem Jever, dass ich mir gewünscht hatte und einem grandiosen nächsten Tag.

Es blieb trocken und wir konnten einem zweiten Wunsch nachgehen: Fischbrötchen essen! Das war die beste Pfeffermakrele mit Zwiebel, die ich jemals gegessen habe. Ehrenwort!
Ich wollte eigentlich auch noch unbedingt ins Meer springen, aber ich hatte von Wasser irgendwie genug.

Zum Abschluss des Tages gab es noch einen fantastischen Sonnenuntergang, bevor es privat etwas wild wurde. Zusammengefasst lief das in etwas so ab: Papa auf Intensivstation mit 41,5 Grad Fieber, ich 1500km entfernt. Schwester mit Zwillingen ebenfalls im Krankenhaus in Wien, ich noch weiter entfernt. Unwetterwarnungen aus meiner Heimat Berchtesgaden, wo ich mich um Mama und meine kleine Schwester sorgte, und zum Wetter brauchts nicht viele Worte, dazu gab es genug in den Nachrichten. Also flog der Vogel am Donnerstag 922km um die Unwetter herum, um gleich am nächsten Tag gegen ein wasserdichtes Gefährt eingetauscht zu werden. Papa geht’s wieder gut, ich bin jetzt Onkel von Twins (mag ja eher 3-Zylinder, muahahah) und Mama und Schwesterchen haben die Flut in Berchtesgaden unbeschadet überstanden. Was ein Urlaub, was eine Spannung und zum Glück ist alles gut ausgegangen. Und mit den zitierten Worten meiner Zukünftigen endet dieser Reisebericht:
Du wolltest doch Abenteuer Urlaub! Den hast du bekommen.




Der erste Fernflug

Eigentlich… ja so fangen doch die Besten Geschichten an…

Eigentlich habe ich meinen Motorradführerschein nur gemacht, um meinem Papa den Wunsch einer gemeinsamen Tour zu erfüllen. Uneigentlich habe ich sehr oft davor schon überlegt – die Zeiten mit 125ccm rum zu kurven sind doch irgendwie vorbei und eine Triumph war immer schon mein Traum, vor allem die T-Bird und die Bonneville. Klassisch muss es sein 😊

Also Entschluss gefasst, Schein gemacht, Corona überstanden und im Taunus ein passendes Bike gefunden. Bevor es aber los ging, kam mir die Idee für meine T-Bird einen Instagram Account zu erstellen und fleißig zu posten. Ich wollte mal sehen wie viele Follower man erreichen kann, quasi ein kleines Social Media Experiment.

Am ging es dann los in Richtung Kärnten. Genauer gesagt nach Spittal an der Drau am schönen Millstätter See. Die Reise führte mit Zwischenstopps in Traunstein und Berchtesgaden, wo ich mit einer 280km Tour die Rossfeld-Panoramastraße abklapperte und den Hochkönig umrundete, am Dachstein vorbei, über Obertauern und Katschberg zu meinem Basecamp: Papa. Dort angekommen staunte ich nicht schlecht als er mir offerierte seine 1100er Honda Shadow gegen einen 600er Sym Roller eingetauscht zu haben. Gesundheitlich war es nicht mehr möglich das schwere Gerät zu handlen, umso wichtiger war es, dass ich da war, um ihn mit frotzelnden Worten aufzubauen. Leider gab es prompt einen Dämpfer als mein Kühlerventilator seine Arretierung verlor und einen Lärm verursachte als sei mein Bike ein singender Donnervogel. Nomen est omen

Nun hieß es erstmal schrauben, um den Fehler zu finden, immerhin war das Wetter gut und ich litt doppelt 🙂 Ganze zwei Tage später war das Teil dann halbwegs ruhig, so dass wir uns am Donnerstag endlich auf die Vater-Sohn Tour begeben konnten. Fun Fact: Zum 60. Geburtstags gab es eine MC Kutte für den Vater-Sohn Club.

Ausgerüstet mit Kutte, Benzin und bestem Wetter starteten wir ins wunderschöne Maltatal hinauf über die Hochalmstraße zur Kölnbreinsperre. Nach schmackhafter Stärkung im Restaurant ging es wieder zurück Richtung Gmünd. Hier wartete bereits Kaffee und Kuchen darauf verspeist zu werden und nach dem kurzen Boxenstopp ging es weiter in Richtung Innerkrems und hinauf über die Nockalmstraße zum Checkpoint, wo wir unseren ersten gemeinsamen Patch abholten. Leider blieb uns nicht viel Zeit denn eine gewaltige Regenfront schickten uns die Steiermarker rüber, so hieß es dann: Regenhose raus und Abflug zurück zum Basecamp.

Am Freitag gab es die Sportliche 550km Tour. Es ging nach Graz, wo ich mit einem langjährigen Freund ebenfalls die erste gemeinsame Tour machte. Da er in Wien wohnt, haben wir uns auf halben Weg getroffen und uns im Grazer Umland ausgetobt. Leider war auch hier die Heimreise sehr schön, und bei spaßigem Hagel und sintflutartigem Regen, fühlte sich die Maschine und ihr Fahrer so richtig wohl. Zum Glück gab es überall Baustellen und ich konnte mich nicht unterstellen. Zu meinem Pech hielten Jacke und Hose trocken, so dass ich dann doch eine heiße Dusche im Anschluss brauchte 🙂

Als Belohnung gab es dann aber am Samstag für den Heimflug bestes Wetter und so gut wie kein Verkehr. Genüssliche 386km ging es dann wieder über Katschberg, Obertauern, Berchtesgaden, Rosenheim, Wasserburg zurück nach München. Insgesamt waren es 1900km die abwechslungsreicher nicht hätten sein können. Und über 90 Follower auf Instagram sind irgendwie auch ein echter Erfolg.