3 Oberbayern in Rumänien

Eine Reise – 14 Tage – 4400 km

Als ich knapp 2 Jahre vorher diese Idee, bei einem unserer Motorradstammtische, einfach mal so, das Land Rumänien als mein Wunschreiseziel in den Raum geworfen habe, war von Achim die sofortige Reaktion darauf: „Oh, ja, mal die Komfortzone verlassen, wäre schon mal angebracht“. Damit hatte ich nicht zwingend gerechnet, ehrlich gesagt. Ich dachte immer, dass nur ich so spontan bin mit solchen Ideen.

Und schon war auch Matthias mit von der Partie. Beim nächsten Stammtisch mit unseren Freunden hat Achim die große Rumänienlandkarte für einen ersten Überblick mitgebracht. Matthias, Achim und ich trafen uns ein halbes Jahr später um die Route festzulegen. Und so wurde vereinbart das wir im Juni und Juli 2024 für zwei Wochen unsere Reise ins östliche Europa starten.

 

Schon Wochen vorher habe ich mein Gepäck zusammengestellt, in Vakuumbeutel, groß, klein, Unterhosen hier hinein und wieder raus, doch in die große Tüte oder lieber doch in die Kleine? Vielleicht eher den Klamottenbeutel für je eine Woche packen? Brauch ich einen dünnen Stoffschlafsack für eventuell schmuddelige Betten, wenn nicht rechtzeitig eine ordentliche Unterkunft hergeht? Ein schnell trocknendes Handtuch? Fragen über Hauptsache sind die fürs Moped nötigen Sicherungen. Ersatzlampen. Einen schon mal durch einen Mini Umfaller abgebrochenen, dann mit Gaffatape umwickelten Bremshebel als Ersatz. Kabelbinder. Zwei Meter Bindedraht für alle Fälle und Eventualitäten. Verbandszeug. Alles für die Sicherheit und für mein geliebtes Motorradl. Mein Zweirad, meine StreetTwin, auf der ich mit meinen zwei Freunden die große Fahrt durch Rumänien vorhabe. Was für ein Abenteuer.

Eine Woche vor unserer Abreise habe ich also mein Gepäck ordentlich probegepackt und mal aufgesattelt. Es sind nicht die zwei Wochen Reisezeit die mir positiv aufgeladenes Herzklopfen verursachen, es ist die pure Freude auf Entfernung und Fremde.

Und so starte ich am um 8 Uhr zu unserem Treffpunkt. Auch meine Freunde sind voller Vorfreude und nach dem Volltanken in Dorfen geht`s über Linz, die Autobahn bis Wien, weiter zur Ungarischen Grenze, zu unserem ersten Wegziel nach 530 km, der Barock-Stadt Györ. Unsere vorgebuchte Unterkunft haben wir extra nah am Altstadtzentrum ausgesucht, um noch zu Fuß eine kleine Erkundungstour zu gehen. Was wir nach unserem ersten Willkommenstrunk im Hotel Kalvaria auch in die Tat umsetzen. Unser kleiner Spaziergang führt uns zu einer Insel im Fluß. Györ trägt auch den Beinamen „Stadt des Wassers“, bzw. der Flüsse. Hier fließt die Raab in die kleine Donau, einem rechtsseitigen Seitenarm der Donau. Ein Inselfest empfängt uns mit Langosch und ein paar fixen Bierchen einer Hausbrauerei. Wir sitzen gemütlich bei netten Ungarn am Biertisch und kommen auch gleich in eine nette Plauderei. Bißchen Englisch, bißchen Deutsch, bißchen Hand und Fuß Konversation. Unser erster Eindruck ist ja schonmal recht positiv. Und so richtig fremd ist es ja noch gar nicht.

  nach Temesuara, erste Station in Rumänien

 

Nach einer erholsamen und traumlosen Nacht und gutem Frühstück, packen wir unsere Taschen und Koffer und Matthias navigiert uns sicher zur Autobahn. Diese Auf-und Abpackerei funktioniert für mich noch nicht so schwuppdiwupp, sollte sich aber mit der

Zeit locker einspielen. Die Seitentaschen nehme ich zukünftig gar nicht mehr mit ins

Zimmer. Sollte jemand meine Kabelbinder und Bindedrähte etc. aus den Taschen gut gebrauchen köön, gern geschehn. Diese Fahrt bereitet uns schon mal auf die noch bevorstehende Hitze in Rumänien vor. Zudem ist es sehr windig. Dabei mache ich die erfrischende Bekanntschaft mit dem Gott der Verdunstungskälte. Alle Belüftungsschlitze öffnen, Wind kann so schön sein. Bei einem kurzen Stopp um etwas zu trinken ist mir die erste (und die letzte) Unachtsamkeit passiert. Ich habe vergessen die Seitentasche wieder zu schließen und nach ein paar hundert Metern Weiterfahrt ist meine Regenhose und ein Regenhandschuh meinem hinteren Sandwichmann Matthias um die Ohren geflogen. Gut, dass nichts passiert ist und ich noch eine Ersatzhose habe.

 

An der rumänischen Grenze angekommen gilt es, warten und warten und warten, etwas was wir gar nicht mehr von den europäischen Grenzen kennen. Ausweise gleich mehrmals zeigen. Der erste Eindruck schlechter Straßen weist uns auch gleich auf bevorstehende und, für mich, ungewohnte Fahrtechniken hin. Nach 430 km kommen wir bei großer Hitze in der barocken Stadt Timisoara und in der Pension an, auch hier wieder

nah am Zentrum. Kleines Bier, Motorradklamotten aus, duschen, Ausgehkleidung an. Diese Reihenfolge wiederhole ich jetzt nicht mehr, die ziehen wir kontinuierlich und mit Begeisterung durch. Auch hier wieder eine sehr lebendige und junge Stadt mit barocken Gebäuden und der beeindruckenden Cathedrala Mitropolitanà. Mit einer hervorragenden Restaurantempfehlung aus Matthias Freundeskreis finden wir das Lokal Vinto. Die Küche, das Personal und das Ambiente lassen keine Wünsche offen und überraschen uns aufs Angenehmste. Ebenso der sehr günstige Preis. Das bringt uns auf die Idee, statt jedes Mal auszurechnen, wer, wann, was bezahlt, zahlt jeder von uns Unterkunft und Verpflegung komplett und das im täglichen Wechsel. Diese Entscheidung zeigt wie tiefenentspannt unser Umgang miteinander ist. Jeder achtet auf den Anderen, kann etwas was der, die andere nicht kann und so ergänzen wir uns. Ich erfahre da sehr viel Erleichterung, da ich mit meinem Navigieren im Nirwana landen würde und nicht wie vorgesehen z. B. in der Walachei. Achim ist der gewissenhafte, ruhende Pol und Navigationsmanager in unserer Dreisamkeit.

– Baile Herculane

Die heutige Tour führt uns 230 km zuerst einmal auf den Gipfel Semenic, 1450 m, im Südwesten Rumäniens, Teil des Banater Gebirges und der westrumänischen Karpaten. Da werden wir von Straßen empfangen, die das Wort Straße nicht verdienen, eher Lochplatte und Schotterweg. Also, ich hab mich über die Lochplatten gefreut, weil, wenn ich mich nicht freue, sind die ja trotzdem da…. und lernen tu ich auch viel. Da ist jedes Fahrsicherheitstraining ein Kinderspielplatz.

Die Belohnung kommt abwärts. Der Straßenbelag gut, die Kurven fantastisch, die Landschaft sanft hügelig, üppig und frisch grün, die ersten Esel- und Pferdekarren die in mir eine märchenhafte Erinnerung hervorrufen in einer Umgebung zu sein, wie wir sie vielleicht noch aus (zumindest meiner) der Kindheit kennen. Unser kleiner Zwischenstopp wird den beiden Eisenbahnfans geschuldet. In Resita gibt es ein Freilichtmuseum, mit alten Dampfloks.

Die wunderschöne Strecke durch den Banat bringt uns zu unserem nächsten Ziel. Baile Herculaneum, Herkulesbad, ein ehemals mondänes Kurbad, gesegnet mit Heilquellen, in dem schon Sissi gekurt hat und ihren Astralleib ins Schwefel-, Natriumchlorid-, oder Brom -bad getaucht hat. Allerdings haben die vielen Jahre, vor Allem die unter Ceausescu, sehr an der Substanz genagt, wobei aber von der ehemaligen Schönheit des Kurbades noch Einiges zu sehen und zu erahnen ist.

 

Allerdings ist unsere Unterkunft alles andere als mondän. Ist wohl ein aufgebrezelter, ehemaliger Sowjetbunker. Bier schmeckt trotzdem frisch. Essen allerdings konträr zum Gestrigen. Aber der Hunger druckts nei. Und lustig ist es mit uns eigentlich immer. Ein kleiner Lehrpfad für mich in Männerwitz und -humor. Mit- und darüber lachen klappt hervorragend.

– Transalpina, 2150 m, 330 km

 

Heute gibt’s ein Sahnestückchen zum Fahren.

 

Aber zuvor wollen wir zum Donaudurchbruch, bzw. zum Eisernen Tor zwischen den südlichen Karpaten und dem Banater Gebirge. Und wir verfahren uns, oder besser gesagt, wir verpassen einen Abzweig und fahren an der sehr breiten Donau, mit unendlich viel Verkehr und LKWs ca. 40 km. Alles wieder auf Anfang, zurück und in die Straße zum Kloster Mraconia einbiegen. Da wir ja noch eine große Strecke zu bewältigen haben, gibt es nur ein paar Pflichtfotos. Die Rückfahrt führt uns erstmal wieder zurück durch Herculaneum. Weiter in nordöstlicher Richtung und an der bulgarischen Grenze entlang durch ein wunderschönes, grünes Tal mit grottenschlechter Straße und vielen Baustellen, ja, es wird etwas getan für den aufkommenden Tourismus. Die Strecke zur Transalpina, die die transsylvanischen Alpen überquert und zum Urdele-Paß hinauf, ist für mich ein großes Erlebnis. Die Straße gut, die weiten Kurven, der Blick in die Weite und in alle Richtungen, sehr wenig Verkehr, die Luft, die Temperatur, die mit jedem Höhenmeter kühler wird, alles auf das Angenehmste bereitgestellt. Für uns. Was für ein Geschenk!

 

Oben angekommen kann ich mir ein paar Jubelrufe nicht verkneifen. Meine Glückshormone schlagen Purzelbäume und der Verkäufer am Souvenirstand denkt wahrscheinlich, dass mich der wilde Watz gerade beißt. Matthias und Achim können auch ihr breites Grinsen über die grandiose Fahrt nicht unterdrücken. Eine Mischung aus Stolz, Respekt, Ehrfurcht und Dankbarkeit legt sich auf mein Gemüt.

In Matthias, der unsere kleine Gruppe anführt, finden Achim und ich einen guten Lehrmeister. Anfangs noch die Geschwindigkeitsbegrenzungen, Überholverbote und andere „Verhinderungen“ brav eingehalten, werden wir langsam aber sicher zu zügigen Fahrern mit viel Spielraum im Interpretieren der Ge- und Verbote. Dazu muss ich sagen, dass die rumänischen Autofahrer sehr zuvorkommend sind. Mit ganz wenigen Ausnahmen fahren sie an den rechten Straßenrand um uns Motorradfahrer locker vorbeiziehen zu lassen. Da passt dann auch noch ein entgegenkommendes Fahrzeug auf der Gegenfahrbahn vorbei. Oh, ja, wir lernen viel…

Auf der Abfahrt vom Pass kommen wir doch tatsächlich noch in dichte Bewölkung mit leichtem Nieselregen und erfrischende Temperaturen begleiten uns zur Unterkunft in Jiet, bei Petrosani.

Ein beachtlich großes Blockhaus mit großer Terrasse und sehr schönen Zimmern kommt uns jetzt sehr gelegen. Es war ein anstrengender und erlebnisreicher Tag. Gutes Essen, freundliche Menschen, die gute Hopfenkaltschale und ein Billardtisch lässt uns wieder wach werden. Es wird noch ein langer Abend mit den bunten Kugeln und uns dreien. Ach, ja, Unterkunft für den nächsten Tag müssen wir ja auch noch suchen, für den nächsten Tag in Sibiu/ Hermannstadt. Und diese Suche ist noch recht zäh und dauert….

Erst gegen 24 Uhr fallen wir müde ins Bett.

 

– 163 km, Hermannstadt, Sibiu

Eine gemütliche Tour, mit einer Straße die aber auch wieder sehr reparaturbedürftige Beläge hat. Zudem und zu unserer Freude Schafherden, Esel, die völlig unerschrocken am Straßenrand stehen und Hunde die mitten auf der Straße ihr Mittagsschläfchen halten.

Die Schäfer sind nicht sehr amüsiert von uns Motorradlern. Wir grüßen schön und sind geduldig, warten bis sich die Herde etwas lockert und tuckern langsam hindurch. Der Wald ist hier so dicht und dunkel, dass ich gar nicht glauben kann, dass hier ein so massiver Kahlschlag der Wälder betrieben wird. Und doch ist es so. Schon um 15 Uhr erreichen wir Sibiu, Hermannstadt, in Siebenbürgen, der geographischen Mitte Rumäniens. Unser kleines Hotel befindet sich wieder mitten in der Altstadt. Die Motorräder konnten wir bis jetzt immer in sicheren Hinterhöfen oder auf Hotel und Pension eigenen Parkplätzen abstellen. So auch hier. Nach unseren Ankommensritualen folgt der Spaziergang auf einen Gemüse- und Obstmarkt. Bunt, laut und heiß ist es hier und hungrig sind wir auch. Damit ist alles gesagt, die Laune ist also klar beschrieben. An den vielen Imbissständen fällt die Wahl schnell auf das traditionellste Essensangebot. Micì, das ist Cevapcici auf rumänisch. Sehr fett, gut gewürzt und gut gegrillt, mit Pommes. Gesund und ausgewogen essen können wir zu nach der kalorienreichen Kost sieht die Welt doch wieder richtig schön aus. Das Bunt ist jetzt noch bunter und laut ist ein wunderschönes Stimmengewirr von gut gelaunten Marktschreiern.  Aber, die Pflicht ruft uns zurück. Müßiggang ist nicht angesagt. Unsere Motorräder wollen gut behandelt werden und schreien nach Kettenfett. Achim und ich finden einen Motorradladen, Internet macht´s möglich, dort kaufen wir die nötige Kettenschmierung.

Leider geht es Matthias heute nicht so gut. War das letzte Bier schlecht?  Nein, keineswegs, im Gegenteil, zu wenig Flüssigkeit in Form von Wasser und zu viel Sonne. . Matthias muss heute im Zimmer bleiben. Und er hat sich so auf Hermannstadt gefreut.

Eigentlich musst du jede Stunde einen Liter Wasser in dich reinschütten, was dazu führt das du auch gleich wieder das nicht verschwitzte Wasser in den Graben abgeben kannst. Der Lauf der Natur…

Achim und ich schlendern gemächlich durch die sehr schöne Altstadt, mit Überresten von mittelalterlichen Mauern und Türmen, ein Stadtfest mit vielen Menschen, Musik und Darbietungen sorgen für Unterhaltung. Eine Schauspielgruppe führt ein stummes, sehr trauriges und beklemmendes Stück auf, bei dem ich nur interpretieren kann, dass es sich um die Verbrechen an rumänischen Kindern während der Ceausescu- Zeit handeln könnte. Eine menschenverachtende Familienpolitik, die behinderte Kinder unsichtbar machte, indem sie sie einfach wegsperrten. Und nicht alle Kinder in diesen Heimen waren behindert.

Zur Erheiterung sorgt an einer anderen Stelle des großen Festes eine Kapelle mit traditionellen, rumänischen Musikinstrumenten. Geigen, Kontrabass, Zymbal, Akkordeon und Flöten mischen sich zu einer schnellen, rhythmischen, etwas schräg klingenden, freien Melodie, die einfach nur gute Laune verbreitet. Allerdings ist Achim nicht nach tanzen und ich will mir jetzt auch nicht einen netten Rumänen zum Abzappeln schnappen. Zurück in der Pension gibt’s noch einen Abendtrunk mit, dem wieder genesenen, Matthias und wir sind mal etwas früher in die Federn geschlüpft.

 

-169 km

Die Kirchenburgen und Klöster-Tour von Sibiu über die Salzseen bei Ocna Sibiului, Medias, Agnita, ist gemütlich, mit vielen Stopps und Möglichkeiten zum Fotografieren. Kamera raus, Kamera rein hält eben auf und so knipsen wir halt doch meistens mit dem Handy. Die Kirchenburgen, Slimnic, auf deutsch Stolzenberg, ist nur noch eine Ruine. Aber die in schön. Dann die geschichtsträchtigen Juwele- Seica mare/ Marktschelken. Axente Server/ Frauenburg, ein Museum, alles tippi toppi restauriert. Valea Villor/ Wurmloch, der nette Kurator mit Namen Hermann, hat viele Jahre in Deutschland gelebt und gearbeitet. Um so mit seinen Ersparnissen sein altes Elternhaus wieder zurückzukaufen. Und zu guter Letzt Kloster Biertan, in der Anlage gibt es sogar ein Ehegefängnis. Dort haben sie die Streithähne so lange auf engstem Raum eingesperrt, bis sie sich wieder einig waren. Schmales Bett, oh ja-die mussten wieder kuscheln, kleiner Tisch, zum eng beieinandersitzen.  Und alle stehen unter dem Schutz des UNESCO-Weltkulturerbes, also die Kirchenburgen, nicht die Ehepaare. Überhaupt…- Kirche und Burg, bißchen paradox. Hier fanden die Dorfbewohner Unterschlupf, wenn feindliche Truppen, meist Türken um ihr osmanisches Reich zu vergrößern, einmarschierten.

Also, weiter geht die Fahrt. Schon an den riesigen Plakaten am Straßenrand vorher, hat sich das Einkaufszentrum angekündigt, Lidl, Drogeriemärkte, Schuhläden. Das fußballfeldgroße Gelände bietet alles, was Du in den kleinen schnuckeligen Dörfern nicht mehr bekommst. Also wie bei uns. Die Jungen wandern ab, die Alten retten, was zu retten ist und betreuen die alten Gemäuer. Unsere kurze Begegnung an einer Imbissbude, mit einer Gabor, einer Romafamilie in Tracht, ist ein sehr schönes Bild. Allerdings hab ich mich nicht getraut sie einfach zu fotografieren. Ich habe einfach mit einer Andeutung und dem Handy in der Hand gezeigt, dass ich gerne ein Foto von ihnen und mit mir, machen würde. Die Frauen sind dabei sehr freundlich. Aber ihre Nachfrage bei den Männern, die nur so semilocker sind, hat eindeutig gezeigt, dass mein Fotowunsch nicht erfüllt werden kann. Vielleicht könnte ich da auch mit meiner EC-Karte einen Obolus entrichten? Ok, nein? Dann eben nur ein Foto aus der Hü den sehr bunten Röcken, den farbigen Blusen, geblümten Kopftücher, die sonnengebräunten Gesichter, mit pechschwarzen Haaren, dem Schmuck, den Männern in schwarzen Hosen, weißen Hemden und den klassischen, breitkrempigen Hüten hätte das schon ein schönes Bild gegeben. Sie waren sehr nett und haben mir zu verstehen gegeben, dass sie die traditionelle Tracht tragen.

Und wie wir später noch sehen können, sehen Zigeuner hier ganz anders aus, also sind in keiner Weise mit Sinti und Roma gleichzusetzen. Die einen haben Geld, die anderen nix. Also, im Sinne von gar nix.

In der Zwischenzeit hat Matthias unser Mittagessen am Stand geholt. Micí mit Pommes und frittierte Hühnchenteile mit Pommes, also wieder sehr gesund. Übrigens können wir auf unserer Reise an jeder kleinen Frittenbude mit der EC- Karte bezahlen.

 

Diese Landschaft mit ihren sanften Hügeln, den hoch stehenden Wiesen soweit das Auge reicht, Weinanbauterrassen, die nicht mehr bewirtschaftet werden, diese gut befahrbaren Straßen mit genussvollen Kurven, die rhythmischen Bewegungen links herum, rechts herum und wieder von vorne, der Duft nach Blumen und Wildkräutern – zum Weinen schön. Ich könnte nur noch so weiterfahren. Aber nein, ein kurzer heftiger Regenguss mit Gewitter zwingt uns zum Unterstellen. Aber ohne den Regen wär es ja auch nicht so satt grün und frisch. Und warm ist es ja auch. Und es riecht alles nochmal intensiver, irgendwie so grasluftschwanger.

Die heutige Unterkunft in Cartisoara, in der Casa Popa, eine Ferienwohnung, jeder hat wieder sein eigenes Zimmer mit Bad, wird von einem Ehepaar geführt, das den oberen Stock ihres Hauses vermietet. Mit einem selbstgebrannten Schnaps zur Begrüßung geht’s heiter weiter zum kleinen „Supermarkt“ an der Ecke, um Brotzeit und Getränk für den Abend und für unser Frühstück einzukaufen. Das Einschlafen fällt mir heute etwas schwer, da ja morgen ein Abenteuer auf uns zu kommt. Viel Vorfreude, großer Respekt.

– ca. 260 km

Die Transfagarasan

Wir haben echt Glück mit dem Wetter. Morgens sieht es von unserer Frühstücksterrasse ziemlich bewölkt und nach Regen in den Bergen aus. Es lockert sich aber nach und nach auf. Auf geht’s. Ja, es geht wirklich richtig hinauf. Die Streckenführung beeindruckend, genau wie die spektakuläre Sicht nach unten und oben, die Haarnadelkurven steil und eng. Der mäßige Verkehr lässt uns zügig aber entspannt nach ganz oben kommen,

 

immerhin 2042 Höhenmeter auf den Bálea Pass. Hier legen wir eine Pause ein. Das muß! Ein Stausee, so groß, mit einer ebenso imposanten Staumauer, sorgt für Staunen. Für die Abfahrt nach Curtea de Arges wurde uns angekündigt im unteren Drittel Bären zu sehen. Voller Spannung und Erwartung, wo er denn jetzt rumhängt, der Bär, werden wir ganz schön auf die Folter gespannt. Schon etwas enttäuscht darüber, keine zu sehen, gehen wir erstmal in ein sehr schönes Blockhausrestaurant und stärken uns mit Essen und Trinken.

Durch dunkle Wälder geht es weiter bergab. Ein Auto vor uns fährt sehr gemächlich um die Kurven und wir vermuten wieder einen recht schlechten Straßenbelag. Und da sehen wir ihn, den Bär.

Rechte Seite, ein riesiger brauner Kopf hat sich unter der Leitplanke durchgequetscht. So schnell wie ich das Handy hervorgeholt habe, bekommt der seinen Riesenschädel eh nicht wieder aus seiner Verklemmung. Mit Herzklopfen und der Hoffnung das ich mit meiner Vermutung richtig liege, habe ich mein Bärenbeweisfoto. Ich packe mein Handy schnell wieder weg und fahre im Schritttempo an der Gefahrenstelle in  Bärenform vorbei. Immer schön links neben dem vorausfahrenden Auto, meinem Schutzschild. In den nächsten Kurven gibt es noch einmal Adrenalinschübe. Wieder eine große Bärin, diesmal ohne Leitplanke, springt flink und leicht auf einen Straßenbegrenzungspfosten. Eventuell ist das hier ein Kindergartenausflug mit Müttern zur Nahrungsaufnahme. Ein Fahrer eines entgegenkommenden Fahrzeugs wirft eine Paprikaschote auf unsere Fahrbahnseite. Die Bärenmutter am Rand lässt ihr Junges auf die Straße laufen, um sich die Vitaminspritze zu holen. Die Bären sollten sich in ihrem natürlichen Lebensraum ihre Nahrung suchen und nicht von Touristen angefüttert werden. Ich weiß nicht ob ich ein zweites Mal das Handy zum Fotografieren zücken soll. Ist ja doch nicht ganz ungefährlich. Aber halt auch spannend. Ich tus. Alles easy. Bärenbabybilder, BBB´s auf der Platte.

Nach unserer aufregenden Begegnung werden wir wieder richtig durchgeschüttelt, auf einer Straße, die ihren Namen abermals nicht verdient hat. 20 km, tiefe Löcher in der Wegmitte, die mit einem langen, hineingesteckten Ast erkenntlich als Hindernis markiert werden. Abgebrochene, seitliche Straßenränder, mit einem roten Geschenkbändchen an 2 Eisenstangen befestigt, umflattern die Abbruchstelle. Hier ist mal Schluss mit Lustig und entspanntem Genießen. Wir entscheiden uns für die Überraschungsminimierung und  fahren langsam und hochkonzentriert. Und in eine ca. 14 km lange Baustelle. Im Stau, warten auf die grüne Ampel ist jetzt nicht so ganz unsere Vorstellung von Vorankommen. Also, noch etwas zaghaft, an den stehenden Fahrzeugen links vorbei, die Entgegenkommenden fahren auch so weit rechts, dass sich für uns eine breite Schneise bildet. Und nein, es ist keine Rettungsgasse. Die Rumänen sind halt einsichtig. Diese Haltung könnten wir hier bei uns auch mal verbreiten.

 

Und so kommen wir gesund und glücklich in Sinaia in der Casa Albert, gegen 19 Uhr an. Die Wirtin ist eine üppige, blonde, herzliche Frau, die uns mit selbstgebrannter flüssiger und selbstgebackener fester Nahrung empfängt. Ihre Restaurantempfehlung bedeutet für uns müdes Dreigestirn einen ungewollten, längeren Fußweg auf uns zu nehmen. Und das mit Hunger, es erfordert meine maximale Geduld und bedeutet für die nette Wirtin einen Abzug in der B- Note. Das bessert sich schlagartig als mein Magen Nahrung bekommt. Der Rückweg läuft sich mit guter Laune ja wieder deutlich gelassener. Wir gehen heute gefühlte 5 Minuten früher ins Bett. Die Möglichkeit den Tag auf sich wirken zu lassen, fällt dabei immer etwas zu kurz aus.

 

230 km bis Bicaz

 

Von Sinaia geht’s wieder ein gutes Stück zurück über Brasov. Im Übrigen ist das die Geburtsstadt von Peter Maffey. Leider ist er nicht zu Hause. Daher besuchen wir kurzerhand die sehr schöne, lutherische Kirchenburg Honigberg. Mit ihren 7 Wehrtürmen ist sie eine am besten erhaltene bäuerliche Wehranlage der Siebenbürger Sachsen. Ganz schön hoch, der Glockenturm. Ganze 56 Meter.

Eine besondere Schönheit ist der ursprüngliche Kapellenbau aus der Zeit um 1300 und die sehr gut erhaltene Kapellenausmalung aus dem . Was für eine märchenhafte Pracht in kaum verblassten Farben. Da sind wir ganz schön ehrfürchtig ob dieser kunstvollen Darstellungen. Tja, Kunst kommt halt von Können, wie schon Karl Valentin erkannte. Und nicht von wollen, sonst müsste es ja Wunst heißen…. :-))

Von hier aus geht es zur Abwechslung mal auf gut ausgebauten Straßen am Lacul Rosu, Roter See, auch Mördersee genannt, vorbei. Hier wollen wir ganz sicher nicht anhalten. Die Geschichte zur Entstehung der Mördersee- Sage würde an dieser Stelle den Rahmen sprengen.

 

Die eigentliche und spektakulärste Sehenswürdigkeit, die Transsylvanien gemeinhin ausmacht, ist ja doch das Draculaschloß. Also richtigerweise Castelul Bran. Da wir an einem Samstag diese Etappe fahren, sind auch noch ganz viele andere Menschen unterwegs. Die haben die gleiche Idee wie , überall und immer am Samstag. Egal wo. Schloss Neuschwanstein, auf Herrenchiemsee, Schloss Nymphenburg, Burg Eltz, undsoweiter undsofort. Was machen wir? Ein Foto. Und fahren weiter. In der Bizacschlucht, same- same, wenig different. Was machen wir? Ohne Foto weiterfahren.

Gut, gell?

 

Die Bilder in unseren Herzen bleiben. Unsere Augen knipsen die Fotos.

Unsere heutige Unterkunft finden wir in Dodeni. Ein richtig großes, ältliches Haus. Oberflächlich sauber, aber ordentlich, mit leicht angestaubtem Nippes und rumänischen Erinnerungsgegenständen, wie Schallplatten aus den 80er Jahren, die dazugehörigen ollen Plattenspieler, alte Wecker und Fotoapparate, historische Bilder, die Einrichtung mit großen Sofas und Sesseln, große Tische mit vielen Stühlen für eine große Familie, die hier wahrscheinlich mal alle unter einem Dach gelebt haben. Der Aufgang zu den Schlafräumen, mit einem Stiegengeländer aus Holz, vollbehängt mit rumänischen Wäschestücken, Unterröcke, Blusen, weiße, lange Unterhosen, alte Schuhe, bunte Schultertücher. Es muss das Gewand der ehemaligen Bewohner gewesen sein. Die Schlafräume, mit Durchgangszimmern, hätten für 12 gereicht. Die Dramaturgie ist schonmal eins a. Zu dritt haben wir also wunderbar Platz. Rumänische Muster auf der Bettwäsche, weiße Spitzenvorhänge mit roten Übergardinen, ganz zauberhaft.

In den vierstöckigen Plattenbaugebäuden in der Nachbarschaft gibt es einen kleinen Supermarkt. Abendbrotzeit eingekauft, mit lecker Bierchen. Ach ja, heute wird ein EM Fußballspiel übertragen, hab aber nur bis zur Halbzeit durchgehalten. Umrahmt von üppigen Federkissen einen tiefen Schlaf geschlafen.

 

Vatra Moldovitei, ca. 170 km durch die Bukovina

 

Kopfweh am Morgen ohne vorabendlichem Grund. Gemeiner geht’s doch gar nicht. Bude aufräumen, packen und bitte schnell weg. Um einen ersten Kaffee zu trinken, bin ich noch schneller als sonst. Das sind meine Wünsche ans Universum in diesem Moment.

Hat geklappt. An der Tanke in Bicaz. Zuerst Nahrung in Form von Benzin für meine Kleine, dann bekommt Mutti das Kopfwehgegenmittel, dazu ein verpacktes, breiweiches Tankstellencroissant. Welch ein Genuss. Mein Kopfinhalt ist wieder aufnahmefähig und bereit für neue Eindrücke. Die lassen auch nur 20 Meter auf sich warten. An der Ausfahrt der Tankstelle steht eine sehr junge Frau, vermutlich die Mutter der 3 kleinen Kinder, das Jüngste auf dem Arm. Das kleine Grüppchen wirkt sehr verwahrlost, die Kinder, barfuß mit aufgerissenen Versen, zerlumpte, schmutzige Hosen und Hemdchen, verfilzte Haare. Der ca. 6-jährige Junge bekommt von der Mutter ein Tuch aus einer Plastikverpackung und reinigt sein Gesicht. Als die junge Frau ein weiteres Tuch dieser Verpackung entnimmt, hält sie es mit ausgestrecktem Arm einem ankommenden Fahrzeug entgegen. Will sie es verkaufen? Diesen Anschein macht diese Situation und das die kleine Roma-Familie zu den Ärmsten der Armen gehören. Ausgegrenzt und mit sehr wenig Chancen das eigene Leben zu verbessern.

Dieser Eindruck hat mich sehr berührt und das Gefühl spielt sich außerhalb meines Sprachzentrums ab.

Hat etwas gedauert bis ich wieder für die Schönheiten des Landes bereit war.

Die sind aber nun mal da und zwar auch in Form von stattlichen Klöstern, die wir auf traumhaften Straßen, durch ewig lange Straßendörfer, mit lieblichen, kleinen, geduckten, sehr gepflegten und bunten Häuschen im wahrsten Sinne des Wortes erfahren. Und dieses Gefühl vermittelt mir einen Hauch von „damals“. Der Weg führt uns zum Kloster Agapaia, ein rumänisch- orthodoxes Nonnenkloster.  Anschließend Kloster Varatec. Um die 1808 erbaute Klosteranlage stehen kleine Häuschen, in denen die Nonnen leben und arbeiten, umrahmt von märchenhaften, gepflegten Gärten. Und zu guter Letzt zum Kloster Moldovita, ebenfalls ein rumänisch- orthodoxes Frauenkloster, mit byzantinischer und gotischer Architektur.

Durch die Bukovina zu fahren ist einfach nur ein Traum. Diese hügelige Landschaft mit blühenden Wiesen, den gelben Weizenfeldern, Schafherden, die im Schneckentempo die Straße queren, dieses honiggelbe Licht. Ein paar wenige Kinder spielen auf der Straße, die Älteren sitzen vor ihren Häusern, genießen die Abendsonne, ein Esel ist ausgebüxt und rennt im Zick Zack über die unbefestigte Fahrbahn, der hinterherlaufende Bauer versucht verzweifelt ihn wieder einzufangen. Die Krönung dieser beschaulichen Szene ist ein gemächlich dahin zuckelndes Eselfuhrwerk. Sehr entspannt und beseelt von diesem schönen Tag finden wir unsere heutige Bleibe in Vatra Moldovitei in der Cabana Piatra Runcului. Also wer in Rumänien keine schönen Übernachtungsmöglichkeiten findet, dem ist nicht zu helfen. Vielleicht sind wir ja noch nicht in der Hauptsaison.

 

Wir beziehen unsere schönen, gemütlichen Zimmer. Bißchen Seele baumeln lassen und die Ruhe genießen. Ich lass die beiden Herren ohne mich noch ein Kloster in der Nachbarschaft ansehen.  Und hier finde ich auch endlich die Gelegenheit mal meine Beine ins Wasser zu stellen. Durch den schönen Garten der Pension führt ein kleiner Weg durchs Dickicht zu einem Bachlauf. Ist zwar nicht tief genug zum kompletten Eintauchen aber es reicht bis zu den Knien und bringt Erfrischung in märchenhafter Umgebung. Da steh ich nun, umspült von frischem, kühlem Wasser und es ist gerade so wie es ist, genau richtig. Großes Kino.

Zum Abendessen treffen wir uns wieder im Gartenpavillon. Die Wirtin kocht hier selbst und es gibt gemischtes, gekochtes Fleisch mit Gemüse. Sehr schmackhaft. Wobei ich bei manchen, in der Form undefinierbaren, hellen Stückchen mir gar nicht sicher bin, es vorher jemals gesehen zu haben. Kutteln? Vielleicht? Runter damit.  Um diese Wahrnehmung abzumildern, komme ich auf eine ganz verrückte Idee: Alkohol. Geht doch.

 

Es hat mir nicht geschadet und die Nacht hat mich gut schlafen lassen.

 

– Targu Lapus/ Baiut- 208 km

 

Wieder so ein üppiges Frühstück. Erst denke ich, das schaffe ich nie. Aber irgendwie kann ich dann das liebevoll hergerichtete Mahl doch nicht stehen lassen. Und über den Tag verteilt ruckelt sich das kalorienreiche Essen bei Lochplattenstraßen schon wieder zurecht. Auf der Hüfte machts dann Halt…

Jetzt müsste ich mich schon wieder Wiederholen. Mach ich aber nicht. Ich schreibs mal einfach so… zauberhaft. Neu war heute eine Holzkirche aus dem 17. Jhdt. Mit einem Friedhof drumherum und einer Blumenwiese die wahrscheinlich Jahrhunderte nicht gemäht wurde. Die krumm und schief stehenden Holz- und Metallkreuze überwuchert mit Gras und blühenden Blumen. Und die ganz besonders frisch aussehenden Orchideen? Sind- jawoll- aus Plastik. Es wird sich also noch gekümmert, um die Ahnen.

Die Bauweise verändert sich von Blockhäusern mit riesigen, beeindruckenden Einfahrtstoren aus Holz mit üppig geschnitzten Geschichten, auf Steinhäuser die mit reich verzierten Kacheln geschmückt sind.

Im Gegensatz zu Baiut, einer kleinen Stadt in Siebenbürgen. Durch diese kommen wir auf dem Weg zur Unterkunft bei Papa John in Bontida. Da denken wir drei gleichzeitig das Gleiche. In diesen ollen Buden werden wir nicht übernachten. OH, N E I N !!! Total zerfallene Häuser, alte Ruinen, die wohl mal Fabrikgebäude oder Militäranlagen waren. Dazu düstere Gestalten, am Straßenrand rumlungernd, zerlumpt, vermüllt- Hallo! Bin ich noch in Rumänien? Ok, traurig, aber wahr. Die Zigeuner sind nicht erwünscht und ziehen sich in  diese abseits liegenden, nicht mehr genutzten Gebäude zurück. Kein Geld, keine Lobby, dafür viel Kriminalität.

Wenige Kilometer weiter dann die Erleichterung. Alles wieder hübsch und liebevoll hergerichtet. Papa John erwartet uns mit gewohnter Ordentlichkeit und alles, was der müde Motorradfahrer braucht. Also Essen und kühle Getränke, ein frisches Bett und eine Dusche.

   Garda de Sus/ Bubesti- 313 km

 

Unser Plan heute: ein Salzbergwerk besuchen. In Turda. Da es heute zur Abwechslung mal etwas bewölkt ist, kommt uns so eine Besichtigung unter Tage gerade recht.  Laut Reiseführer ein Muß, unbedingt anschauen. Nach gefühlten 1000 Kirchenburgen und Klöstern eine willkommene Abwechslung. Achim, unser Navigationstalent und sein Adjutant Matthias geben die Route ins Systhem ein. Matthias voraus, ich wieder mittig, Achim als Lumpensammler, so fahren wir der Vorgabe nach. Die Vorgabe hat immer recht und das Problem sitzt immer vor dem Bildschirm. Wenn das allerdings zwei Mal hintereinander passiert, hört der Spaß endgültig auf. Wieso verflixt nochmal finden wir dieses Salzbergwerk nicht? Beim dritten Versuch, dieselben Straßen wieder nach Navi gefahren, entdeckt Achim den kleinen Abzweig, der in ein Industriegelände führt. Aha! Kein Hinweisschild zu diesem, angeblich, touristischen Hotspot. Warum lassen die Betreiber sich diesen Besuchermagnet entgehen, indem sie nicht ausreichend beschildern?

Komisch. Da ist er doch, der große Parkplatz mit vielen Autos. Da scheint ja was los zu sein. Motorrad abstellen, Helm ab, Jacken aus, alles abschließen und zum Eingang des Kassenhäuschen laufen. Wir freuen uns schon in den kühlen Stollen zu kommen.

Das Kassenhäuschen ist aber keins. Dafür der Eingangsbereich für die Arbeiter im Salzbergwerk. Also wenigstens ist es ein Salzbergwerk, allerdings nicht zum Besichtigen. Das ist ganz woanders. Echt jetzt? Tja, zu früh gefreut. Wir entscheiden uns aus nervlichen Gründen auf das „musst Du unbedingt gesehen haben Salzbergwerk“ zu verzichten. Es gibt ja auch schöne Bilder davon auf der Website. So toll kann man die gar nicht selbst fotografieren. Und ja, wir reden uns unser Versagen im Navigieren schon schön.

Dann schnell wieder weg, zuerst auf einer Schnellstraße. Ähnlich einer kleineren, gut ausgebauten Autobahn gen Westen.  Diese Richtung erfüllt mich mit Wehmut. Westwärts istgleich heimwärts. Alles hat ein Ende um dann wieder was Neues anzufangen. Immer das Gleiche und nie Dasselbe.

Gut, aber erst mal was Essen.

 

Oh, oh, da braut sich was zusammen. Es wird düster. Und weil wir schlau sind, ziehen wir unsere Regenkombis an. Unsere Weisheit wird belohnt, denn gleich schüttet es wie aus Kübeln. In einer kleineren Stadt ist von der vorherigen großen Hitze der Teer derart weich geworden, das die durchfahrenden Laster tiefe Fahrrinnen im Straßenbelag hinterlassen haben. Da heißt es jetzt Augen auf und durch. Immer schön auf der verbleibenden Erhöhnung der Rinnen. Hat ja fast Spaß gemacht. Wie Pfützenspringen in der Kindheit. Es wird wieder hügelig, kurvenreich und vor Allem trocken. Die kleinen Orte haben deutsche Namen. Offenburg, Goldbach, Großschlattan. Die letzten Holzkirchen, die letzten großen, geschnitzen Einfahrtstore, soviel Wald, so schöne will da unbedingt wieder hin. Ist ja ganz in Ordnung das der Himmel nicht mehr so blau ist. Wolkenverhangen lässt es sich leichter Abschiednehmen.

Unsere Unterkunft ist in Bubesti. Hübsches Hotel in den Bergen auf 1140 m. Und durch die dichten, tiefhängenden Wolken ist es auch ungewohnt frisch und feucht. Mein klitzekleiner Spaziergang ums Haus zeigt mir eine traumhafte Kulisse. Einzelne kleine Häuschen, ein paar Kühe und Schafe verschwinden zur Hälfte im Nebel, der in Zeitlupe über die Wiesen und Wälder wabert. Vor unserem kleinen Hotel gibt es eine ca. 20 qm große Grünfläche, leicht erhöht und mit Steinen ummauert. Da scheint das Gras besonders grün und frisch für eine einzelne Kuh. Die weiß halt auch was gut ist. Wahrscheinlich ein Geheimtip unter den Widerkäuern.

Die Kuh hat Hunger, ich auch. Um 20 Uhr gibt’s auch für uns was zu Essen, dazu einen richtig guten Wein aus Rumänien. Wir erzählen uns noch ein paar Episoden aus unserem Leben. In diesen letzten gemeinsamen Tagen haben wir uns ja ganz gut kennengelernt. Wobei uns dreien vorher schon klar war, dass das mit uns ganz gut klappen kann.

Und so gehen wir beseelt vom Wein und guten Gesprächen ins Bett.

 

– Arad, letzter Rumänientag

 

Der Nebel vom Vortag hat sich noch mehr verdichtet und es sieht schwer nach Regen aus. Wir steigen in unsere Regenklamotten und fahren los. Und zwar im Schneckentempo. Die Sicht ist praktisch nicht vorhanden. Vielleicht 10 meter kurz. Und trotzdem ist es wunderschön durch diesen Märchenwald zu fahren. Die Strecke ist auch ohne Sicht wunderschön. Nach jeder Kurve, könnte eine Fee oder ein Waldschrat hinter den vernebelten Bäumen hervorgucken. Es duftet nach nassem Holz, Moos, Erde. Ich kann die Nässe riechen. Meine Sinne sind vermutlich so geschärft weil sie wissen, das mein erlebter Traum morgen vorbei ist.

Damit ich nicht zu wehmütig werde in dieser dunstig, verhangenen Welt klart es wieder auf und somit auch der Blick aufs Wesentliche. Auf die Straße die uns schnurstracks nach Arad führt. Ein kurzer Zwischenstop in Ineu um die Burg aus dem 13. Jhd. zu besichtigen. Die Festung verlor an Bedeutung, wurde aber im 19. Jahrhundert im neoklassischen Stil restauriert. Also, entweder die bauen da immer noch dran rum, oder schon wieder. Auf jeden Fall konnten wir nur eine riesige Baustelle besichtigen.

Unser vorgebuchtes Hotel Crisana in Arad liegt an einer vielbefahrenen Straße. Die Motorräder stehen aber kühl und sicher in der Tiefgarage. Na, dann, auf geht’s, Arad besichtigen, zu Fuß natürlich. Der Weg in die Altstadt ist zwar nicht sehr lang, aber umso mehr sehr häßlich. Über eine lange Brücke, mehrspurige Schnellstraße, heiß, staubig, bähhh. Alles bißchen lieblos. Bis wir zur historischen Altstadt kommen, sehen wir noch ein verlassenes Freibad. Mit zerlöcherten Wasserrutschen, kaputten, verrotteten Kinderplanschbecken, ehemals wasserspeiende Plastikfiguren und völlig zerstörte Kinderspielplätze. Hab ich doch schon mal irgendwo gesehen? Genau- die Bilder von verlassenen Spielplätzen in Tschernobyl. Uiuiui, nicht schön, das Ganze. Die Krönung ist dann ein merkwürdig aussehendes Lokal, ein ebenerdiger Flachbau, daneben ein eingerüstetes hohes Gebäude. Das Gerüst ist mit einer Plane verhängt, die mit einem Foto von Schloß Weißnichtwiesheißt bedruckt ist. Davor steht ein alter Trabbi in hellblau mit Hochzeitsblumenschmuck auf der Motorhaube. Die Firma wirbt für Hochzeitsevents vor dieser spektakulären Kulisse. Sehr reizvolle Location.

VORHER

NACHHER

In der Altstadt angekommen überraschen uns die monumentalen Prachtbauten und Kirchen. Im Besonderen die rumänisch- orthodoxe Kathedrale des Heiligen Johannes des Täufers. Echt gewaltig, vor allem im Inneren der Kathedrale. Über und über mit Gold ausgeschmückt. Mit hohen Kuppeln, bunten Fenstern, die Farbe blau überwiegt. Echt prachtvoll. So ein krasser Gegensatz zu dem vorher Gesehenen. Die orthodoxen Kirchen  in Rumänien sind recht staatsnah, zudem gewinnorientiert und daher auch ziemlich mächtig. Da gibt dann schon ein paar Leu`s mehr für das eine oder andere Goldtäfelchen für die Wandvertäfelung.

So, jetzt reichts aber mit Monumentalbauten. Jetzt gibt zur Abwechslung was bodenständiges in Form von Burger und Bier. Ja, das gibt es hier auch. Eine hübsche, kleine Minizeltbauwagenimbissbude springt uns förmlich an. Lauter junge Leute, wir erhöhen den Altersdurchschnitt enorm. Wir fühlen uns sehr wohl und genießen unseren letzten Rumänienabend. Ach, war das alles schön.

 

Ich beschreibs jetzt mal mit einem Liedtext von Reinhard Mey:

 

… Gute Nacht, Freunde, es wird Zeit für uns zu geh´n,

was ich noch zu sagen hätte, dauert eine Zigarette

und ein letztes glas im Steh´n….

 

Tja, er hat schon gewusst wie man Abschied beschreibt. Ich hätte es nicht besser gekonnt.

 

-durch Ungarn, nach Györ

 

Unsere Fahrt durch Ungarn verläuft nicht gerade spannend. Aber irgendwie wirkt diese Weite auf´s Auge und die Stimmung. Ist sehr beruhigend. Ungarn ist halt einfach recht platt. Kann man weit gucken. Rechts und links riesige Sonnenblumenfelder. Die große Sonne im Osten steht noch flach und strahlt auf unsere Rücken, Millionen von kleinen Sonnen an unseren Seiten. Ist das schön!

 

Da bekommen auch die vielen Lkw´s etwas geradezu liebreizendes.

 

Aber auch die Durchquerung hat mal ein Ende und wir landen wieder in Györ. Im Hotel angekommen fragt uns der Eigentümer, wo wir herkommen und hinwollen. Unsere Antwort hat ihn scheinbar nicht sonderlich überrascht. „Warum immer Rumänien? Rumänien, Rumänien, alles Verbrecher. Warum nicht Ungarn, ist doch auch schön hier.“

 

Da hat er eigentlich recht. Ich überlege ernsthaft Ungarn eine Chance zu geben.

 

Nun gilt es auch hier Abschied nehmen, in der geschichtsträchtigen, schönen Altstadt.

 

Wenn wir morgen durch Österreich fahren, sind wir ja eigentlich fast schon daheim. Das kenne ich, das ist mein Wohlfühlbereich und vermittelt mir ein watteweiches Heimatgefühl. 

Und genauso ist es.

 

  Ankunft in Untergriesbach, Landhotel Obermüller, Spa und Wellnessoase

 

Es ist für mich plötzlich wieder ein Gefühl von „Willkommen in der Gegenwart“.

 

Wir wurden von Kati und Steffi aufs Herzlichste empfangen. Wir freuen uns alle gesund und glücklich angekommen zu sein. Alles ist gut und fein.

 

Meine Gefühle über das Wiederheimkommen kann ich gar nicht so schnell erfassen. Sie wechseln sich ab zwischen der Euphorie wieder zu Hause zu sein und der Sehnsucht weitere Reisen und Entdeckungen zu machen.

 

Fazit: Das Reisen in die Fremde macht was mit Dir. Es öffnet Dein Herz. Es macht Dich mutig. Es macht Dich frei. Und es besteht erhöhte Suchtgefahr.

Eure Barbara Fux aus München

Jetzt noch ein paar weitere Bilder

Text und Bilder von Barbara Fuchs




Schottland ist immer eine Reise wert

. –

Unser Traum von Schottland begann im Januar diesen Jahres mit der Ausplanung der Route durch Schottland. Auf unserer Wunschliste standen die NorthCoast500 (NC500) Route sowie die Isle of Skye. Nach Buchung der Fähre stand dann auch der Start- und Zielpunkt, Newcastle, fest. Ab hier begannen wir unsere Planung. Da sich der Beginn der NC500 Route in Inverness befindet, planten wir die Route wie folgt aus. Von Newcastle aus an Edinburgh vorbei, nach Inverness. Ab dort der NC500 Route gegen den Uhrzeigersinn folgend, bis wir wieder in Inverness ankamen. Dann wieder Richtung Westen, an Loch Ness vorbei, zur Isle of Skye. Nach der Tour über die Isle of Skye weiter über Fort William nach Glasgow. Von dort aus über Ayr und dem Hadrianswall nach Osten folgend wieder nach Newcastle. Da wir bei dieser Tour nicht nur Fahren wollten, sondern auch das Sightseeing nicht zu kommen sollte, planten wir entlang unserer Route diverse Besuche in Schlössern, Gärten und Museen aus. Davon mangelt es in Schottland ja zum Glück nicht. Man könnte jetzt meinen, dass allein die Kosten für den Eintritt in diese Objekte, die Urlaubskasse sprengen. Aber auch dafür haben wir eine Lösung gefunden. Am Ende dieses Berichts werde ich noch einen kleinen Abschnitt mit „Tipps und Tricks“ anfügen. Nachdem nun die Fährüberfahrt gebucht und die Route feststand, war es an sich unser Plan einfach draufloszufahren und, je nachdem wo wir gerade sind, ein B&B zu suchen in dem wir übernachten können. Zum Glück traf ich einen Arbeitskollegen, welcher jedes Jahr in Schottland Urlaub macht. Dieser riet mir davon ab, auf gut Glück zu fahren und keine Unterkunft vorab zu buchen. Dieser Rat sollte sich letzten Endes als sehr wertvoll und absolut richtig erweisen, denn ab Inverness war, entlang der Ost-, Nord- und Westküste, so ziemlich jedes Hotel, Lodge oder B&B ausgebucht. Also gingen wir im Vorfeld noch daran die Unterkünfte vorzubuchen, was sich stellenweise als schwierig herausstellte, da bereits Anfang Februar viele Unterkünfte ausgebucht waren. Nichtsdestotrotz konnten wir nach einer Woche vielen Suchens, Telefonieren und Emailschreibens unsere Tourenplanung abschließen. Alles war gebucht und bereit und die Vorfreude stieg mit jeder Woche.

Freitag, 12. Mai

Heute ging es ans Packen der Motorräder. Da wir von unserer Norwegentour im letzten Jahr noch recht geübt darin waren, waren die Taschen schnell mit Bekleidung und Notfallwerkzeug gepackt. Am Abend standen die Bikes gepackt und vollgetankt in der Garage und warteten nur darauf endlich losgelassen zu werden. Wir waren bereit!

 

Samstag, 13. Mai

Endlich ging es los. Mit einem riesigen Grinsen im Gesicht, bestiegen meine Frau und ich die Motorräder. Da wir uns am Sonntag nicht hetzen wollten, um die Fähre zu erreichen, hatten wir uns dazu entschieden bereits am Samstag zu fahren und noch eine Nacht in den Niederlanden zu verbringen. Als erstes Zwischenziel ging es also in ein Hostel in Egmond aan den Hoef, etwas nördlich von Amsterdam gelegen.  Gegen 16 Uhr erreichten wir unsere Unterkunft und checkten ein. Gut war, dass wir unsere Maschinen in der Nähe des Notausganges abstellen konnten, da das der einzige gepflasterte Bereich war. Die normalen Parkplätze bestanden alle aus grobem Schotter; nicht so prickelnd. Für eine Nacht geht so ein Hostel durchaus mal klar, zumal wir ein Zweibettzimmer mit eigenem Bad und Toilette ergattern konnten. Dann noch ein nettes Abendessen, ein kleiner Spaziergang und der Tag neigte sich dem Ende entgegen.

 

Sonntag, 14. Mai

Nach einer recht ruhigen Nacht und einem annehmbaren Frühstück waren wir fit für den neuen Tag. Da das Einchecken am Fährterminal erst gegen 14 Uhr beginnen sollte und wir blauen Himmel und Sonnenschein hatten, entschieden wir uns nach Bergen an Zee zu fahren, um dort den Tag am Strand zu verbringen. Ein netter kleiner Ort mit schönen Strandcafes und einer einladenden Promenade. Gegen Mittag prüfte ich nochmal die Webseite der Fährgesellschaft, ob es neue Infos in Bezug auf unsere Fährfahrt gab. Dort stand, dass das Einchecken bereits ab 13 Uhr beginnen sollte. Somit entschieden wir uns direkt nach Amsterdam an den Fährterminal weiterzufahren. Dort angekommen trafen wir noch weitere Biker aus Deutschland und Schottland. Nach netten Benzingesprächen und diversen Tipps zu Routen und Verkehr, konnten wir gegen 13:30 Uhr bereits auf die Fähre. Noch gemütlich die Motorräder verzurrt und dann ab zur Kabine. Kurz Umziehen und das erste Bier auf Deck genießen. Pünktlich um 16:30 Uhr legte die Fähre Richtung Schottland ab.

 

Montag, 15. Mai

Nach einer unruhigen Nacht (Säugling in der Nachbarkabine), aber einem reichhaltigen Frühstück ging es auf Deck, um mal die Nase in den Wind zu halten. Das Wetter auf See ließ nichts Gutes befürchten, da es ordentlich regnete und sehr windig war. Aber es waren ja noch zwei Stunden Zeit bis zur Ankunft in Newcastle. Also abwarten. Pünktlich um 09:30 Uhr legte unsere Fähre bei 12 Grad, blauem Himmel und Sonnenschein in Newcastle an. Nach dem Verlassen der Fähre noch kurz durch die Passkontrolle und dann ein kurzer Halt, um das Navi einzuschalten und die Tachos der Motorräder auf Meilen umzustellen. Das macht das Einhalten der Geschwindigkeits-beschränkungen deutlich einfacher. Noch einmal verinnerlichen das ab jetzt Linksverkehr gilt und los ging es Richtung Edinburgh. Nach den ersten 8 Kreiseln, welche ganz kurz aufeinander folgen, hat man sich schon fast an den Linksverkehr gewöhnt. Auf der A1 ging es nun zügig Richtung schottische Grenze. Auf dem Weg zog es sich noch mal kurz zu und es regnete eine halbe Stunde, aber danach klarte es direkt wieder auf. Kurz nachdem wir die schottische Grenze passiert hatten, wichen wir von unserer geplanten Route ab und fuhren nach St. Abbs, da es dort ein kleines Besuchercenter des National Trust of Scotland (NTS) gibt, welches wir besuchen wollten. In St. Abbs angekommen waren wir hellauf begeistert. Ein kleines malerisches Fischerdorf an einer Steilküste gelegen. Klare Besuchsempfehlung!

Bei wundervollem Wetter besuchten wir dort das Besucherzentrum und stellten fest, dass in St. Abbs auch einige Teile des Films „Avengers Endgame“ gedreht wurden. Eine unglaublich malerische Kulisse und sehr freundliche Menschen luden zum Verweilen ein. Sehr zu empfehlen ist auch das Ebbcars Café, um sich eine Erfrischung oder einen Snack zu genehmigen. Danach ging es wieder Richtung Edinburgh. Da wir uns Edinburgh irgendwann mal in Ruhe anschauen wollen, umfuhren wir Edinburgh südlich und überquerten die große Brücke Richtung Norden. Kurz vor Cupar erreichten wir unser Tagesziel. Das wundervoll gelegene Cantrip Cottage. Unsere sehr nette Gastgeberin Gillian hat uns wärmstens empfangen und unser Zimmer gezeigt. Wirklich stilvoll eingerichtet und mit einem schönen Bad ausgestattet, haben wir uns sofort wohl und gut aufgehoben gefühlt. Nach einem kleinen Snack zum Abendessen und dem obligatorischen Abendspaziergang war unser erster Tag in Schottland bereits vorbei.

 

Dienstag, 16. Mai

Nach einem sensationellen Frühstück in Gillians Küche, bei dem wir auch ein älteres Pärchen namens Ted und Anne kennenlernen durften, sind wir, dank einem Tipp der beiden, nach Falkland gefahren. Ein wunderhübsches Städtchen mit einer sehenswerten Architektur. Dort besuchten wir das Falkland Palace welches zum NTS gehört. Falkland Palace ist ein ehemaliges Jagdschloss der schottischen Könige und hat eine interessante Geschichte. Klare Besuchsempfehlung! Danach ging es, bei leichtem Regen, weiter zum House of Dun, welches leider geschlossen war. Nichtsdestotrotz haben wir es uns wenigstens von außen anschauen können. Mit Zustimmung des Gärtners, der zufällig gerade da war, durften wir uns aber auch noch den schönen kleinen Garten anschauen. Und weiter ging es zur Küste zu Dunnotar Castle. Ein echter Eyecatcher! Dort haben wir die Aussicht genossen und dabei eine Pause eingelegt.

Im Anschluss ging es über Stonehaven weiter nach Peterculter zu unserer nächsten Unterkunft, dem Furain Guest House. Dort angekommen, direkt das Zimmer bezogen und nach einer ausgiebigen Dusche noch einen Abendspaziergang gegönnt. Auf dem Weg zum Fluss fanden wir den sogenannten „Lovers Walk“. Ein sehr romantischer Weg entlang des Flusses Dee. Nach dem Spaziergang noch eine Kleinigkeit gegessen und ab in die Federn.

 

Mittwoch, 17. Mai

Nach einem sensationellen Frühstück ging es weiter Richtung Peterhead. Dieses haben wir umfahren und sind irgendwo abgebogen, um ans Meer zu gelangen. In dem Örtchen St. Combs hielten wir am Friedhof, um von dort aus an den Strand zu gehen. Was wir fanden, war ein wunderschöner Strand nur für uns allein! Der Hammer! Dort genossen wir bei Sonnenschein und Meeresbrandung unsere Pause. Im Anschluss fuhren wir nach Fraserburgh zum Museum of Scottisch Lighthouses, wo wir uns aber nur die Außenanlagen anschauten. Da der kleine Hunger kam, fragten wir uns zum besten Fish & Chips Restaurant namens Findlay´s durch. Sehr zu empfehlen! Da Regen vorhergesagt war, dehnten wir unsere Pause nicht zu sehr aus und fuhren auf den kleinen, aber dafür sehr kurvigen Küstenstraßen weiter Richtung Elgin. Dort stand ein Stopp an der Glen Moray Distillery an, um Whisky zu kaufen; kleine Geschenke für die Daheimgebliebenen dürfen ja nicht zu kurz kommen. Von Elgin aus fuhren wir Richtung Norden nach Lossiemouth, unserem Tagesziel. Dort angekommen bezogen wir unsere Unterkunft in der Link Lodge.

Ein Gebäude aus dem Jahr 1870, welches früher mal das Clubhaus des Golfclubs war. Unser Zimmer hatte einen tollen Blick direkt auf den Strand, der nur gute 150 Meter entfernt lag. Der obligatorische Abendspaziergang fiel aufgrund Regen ins Wasser. Also genossen wir die Zeit bei einem guten Buch und ‘nem netten Getränk.

 

Donnerstag, 18. Mai

Eins muss man sagen; Frühstück können die Schotten! Wieder mal exzellent. Das Wetter hatte sich zum Glück über Nacht beruhigt, sodass die Maschinen bei unserer Abfahrt nur noch leicht feucht waren. Unser erstes Tagesziel sollte Brodie Castle (wieder NTS) sein, welches wir bei gutem Wetter erreichten. Dort gönnten wir uns eine anderthalbstündige Führung durch das Castle und im Anschluss noch eine Runde durch den tollen Garten. Als Ausflugsziel sehr zu empfehlen!!

Wir fuhren weiter die Ostküste nach Norden, an Inverness vorbei, nach Lairg unserem Tagesziel. Dort hatten wir ein B&B gebucht. Die Besitzerin Christine empfing uns freudig und nach dem wir unsere Bikes entladen hatten, konnten wir diese in ihrer Garage über Nacht abstellen. Das Wetter sollte über Nacht wieder schlecht werden. Da das Wetter sich noch hielt, machten wir einen ordentlichen Fußmarsch auf den Ord Hill. Diesen Tipp bekamen wir von Christine und die Aussicht, die uns dort oben empfing, war sensationell. Wir waren allerdings auch gut 90 Minuten unterwegs. Naja, nach einem kleinen Abendessen war der Tag dann auch rum.

 

Freitag, 19. Mai

Beim Frühstück bekamen wir von einem anderen Gast den Tipp, unbedingt nach Dunnet Head zu fahren. Dunnet Head ist der nördlichste Punkt Englands. Zumindest was die eigentliche Insel betrifft. Also nahmen wir diesen Tipp gerne in unsere Tourenplanung auf und los ging es. Aber als erstes stand allerdings der Besuch von Dunrobin Castle an. Was ein Augenöffner!

Ein wundervoll gelegenes Schloss mit einem unglaublich schönen Garten und eigener Falknerei. Unbedingt anschauen! Weiter ging es Richtung Norden zum Duncansby Head Lighthouse. Dort angekommen machten wir uns zu Fuß auf den Weg die Klippen entlang, vorbei an den Bird-Cliffs, zum Aussichtspunkt, von dem aus man die Duncansby Head Stacks gut sehen kann. Weiter ging es über John o Groats nach Dunnet Head. Unbedingt dort hinfahren!! Super an der Steilküste gelegen und mit einer Wahnsinns Aussicht.

Nach einer ausgiebigen Pause fuhren wir zu unserem Tagesziel; das Melvich Hotel kurz vor Porstkerra. Ein nettes kleines Hotel mit einem guten Standard. Nach dem Essen gab es noch ein paar Drinks an der Hotelbar und wieder hatten wir einen tollen Tag gehabt.

 

Samstag, 20. Mai

Bei gutem Wetter ging es heute weiter Richtung Westen. Erstes Ziel war Smoo Cave kurz vor Durness. Von einem Parkplatz aus erreicht man die Höhle gut über eine Treppe. Smoo Cave ist eine Höhle mit einem Wasserfall und kleinen See. Auf jeden Fall sehenswert.

Nach dem Besuch der Höhle fuhren wir die Westküste weiter Richtung Süden. Nun wurden die Singletracks immer enger, was uns dazu zwang mehr Vorsicht walten zu lassen. Manchmal kommen die Wohnmobile doch recht schnell durch die Kurven geschossen. Obacht!! Ziel des Tages war ein B&B in Elphin. Elphin liegt irgendwo im Nirgendwo. Dafür ist es sehr ruhig da. Die Besitzer des B&B John und Lina waren sehr nett, hilfsbereit und haben sich gut um uns gekümmert. Unser Zimmer war liebevoll eingerichtet und lud zum Ausruhen ein.  

 

Sonntag, 21. Mai

Nach einer erholsamen Nacht bei John und Lina konnte die Tour mit neuen Kräften fortgesetzt werden. Unser erstes Ziel war der Corrieshalloch National Reserve (NTS). Dort schauten wir uns den sehenswerten Wasserfall an und machten noch eine kleine Runde zu Fuß durch das Reservat. Danach stand das Highlight des Tages an; der Inverewe Garden (NTS) nördlich Poolewe. Ein unglaublich schöner und sehr großer Garten/Park direkt an der Küste gelegen. Ein absolutes Muss, für den, der sich an der Natur erfreuen kann. Von da aus ging es weiter nach Gairloch zu unserer Unterkunft, der Gairloch Highland Lodge. Nach einer kurzen Dusche unternahmen wir einen Fußmarsch zu dem wunderschönen Strand in Gairloch. Dort angekommen genossen wir unseren Strandspaziergang samt beginnenden Sonnenuntergang. Einfach herrlich!

 

Montag, 22. Mai

Nach einer mäßigen Nacht in zu kurzen Betten und nach einem grottenschlechten Frühstück in einem dreckigen Hotel (das schlechteste Hotel was wir jemals hatten!) fuhren wir missgestimmt weiter. Als nächster Streckenabschnitt stand die Applecross Road an. Eine echt enger Singletrack mit engen Kurven, starken Ups and Downs und riesigen Löchern. Aber die Aussicht und die Herausforderung entlohnten mehr als genug.

Diese Strecke ist trotz allem eine echte Empfehlung! Zwischendurch genossen wir eine Pause in Applecross bei einem leckeren Kaffee. Nachdem wir die Applecross Road gemeistert hatten, folgten wir unserer geplanten Route Richtung Inverness. Da wir etwas früh dran waren, um in unserem nächsten B&B einzuchecken, machten wir noch einen Halt an einem kleinen Imbiss kurz vor Inverness. Da an diesem Tag eine Motorrad Oldtimer Rally in diesem Bereich stattfand, bekamen wir noch jede Menge alte Schätzchen zu Gesicht. Dann ging es nach Inverness in unsere Unterkunft, der Strome Lodge. Ein unglaublich tolles B&B welches von Marian und Sean geführt wird. Dort bezogen wir das beste Zimmer, welches wir auf unserer Reise hatten. Zum Abendessen bekamen wir von Marian den Tipp in die Black Isle Bar zu gehen. Also machten wir uns zu Fuß auf und erreichten nach einer viertel Stunde besagte Bar. Eine echt tolle Bar mit lokalem Bier (20 Sorten stehen zur Auswahl) und exzellenter Pizza. Gesättigt und mit guter Laune schlenderten wir dann gemächlich zurück in die Strome Lodge und ließen den Abend dort ausklingen.

 

Dienstag, 23. Mai

Heute blieben die Motorräder stehen. Nach einem leckeren Frühstück ging es zu Fuß nach Inverness. Neben Sightseeing stand auch ein wenig Andenken shoppen an. Nachdem wir die einschlägigen Andenkenshops durchstreift hatten, fuhren wir dem Bus aus Inverness hinaus zum Culloden Battlefield (NTS). Das ist der Schauplatz der letzten Schlacht des Jakobitenaufstandes. Angeschlossen ist ein sehenswertes Besucherzentrum mit einer interaktiven Ausstellung. Nachdem wir uns dort alles angeschaut hatten, ging es per Bus zurück nach Inverness. Dort erledigten wir unsere letzten Einkäufe und da wir so langsam Hunger auf Fish&Chips bekamen, suchten wir nach einem entsprechenden Restaurant. Nach kurzer Internetrecherche fiel unsere Wahl auf das Lorimers Family Restaurant. Ein sehr unscheinbares Restaurant, in dem aber die besten Fish&Chips serviert werden. Gesättigt und mit Taschen voll Andenken ging es zurück in unsere Unterkunft.

 

Mittwoch, 24. Mai

Nach dem Frühstück verabschiedeten wir uns von Sean und Marian und traten die Fahrt Richtung Westen, am Loch Ness vorbei, zur Isle of Skye an. Wir wollten an sich das Loch Ness Besucherzentrum besuchen; das war leider aufgrund Renovierungsarbeiten geschlossen, worauf wir dort nur kurz Pause machten. Dabei entdeckten wir die kleinste Gin Distillery Schottlands. Einen kurzen Rundgang und ein nettes Gespräch mit dem Besitzer später, verließen wir mit einer kleinen Flasche Gin im Gepäck Loch Ness. Loch Ness an sich wird unserer Meinung nach sehr überbewertet. Zu viel Touristen und zu viel Kommerz. Da ist der Edersee definitiv schöner. Also fuhren wir weiter. Nächstes Ziel lag abseits der Hauptstraße; der Ratagan Pass Viewpoint. Über eine kurvige Schotterstraße ging es ständig bergauf. Nach zirka 15 Minuten erreichten wir den Aussichtspunkt. Was sich uns als Ausblick bot war einfach herrlich. Ein klasse Ausblick auf den Loch Duich und in die gegenüber liegenden Berge. Wir nutzten den Moment und genossen dort bei einem kleinen Snack die Gegend. Im Anschluss stand das eigentliche Ziel an; Eilean Donan Castle, oder auch bekannt als Highlander Schloss. Wer den Film „Highlander“ kennt, weiß wovon ich spreche. Dort hielten wir an und besichtigten das absolut sehenswerte Schloss. Klare Empfehlung!

Ausgeruht fuhren wir nun unserem Tagesziel entgegen. Ein Hostel namens Saucy Mary´s Guest House auf der Isle of Skye. Um dort hinzugelangen, überquert man die Skye Bridge, welche recht hoch ist und einen Wahnsinns Ausblick bietet. Nun waren wir endlich auf der Isle of Skye. Da wir noch gute eineinhalb Stunden Zeit bis zum Einchecken hatten, fuhren wir weiter zur Fähre in Armadale, welche wir am Freitag nutzen wollten, um auf das Festland nach Mallaig überzusetzen. Dummerweise war die 10:30 Uhr Fähre bereits ausgebucht und die anderen beiden Ablegezeiten, nämlich 08:30 und 13:30 Uhr passten überhaupt nicht in unseren Zeitplan. So entschieden wir uns dazu am Freitag die Strecke nach Fort William über Land zu fahren. Nun ging es zurück und endlich zur Unterkunft. Saucy Mary´s Guest House, ist ein Hostel welches wir buchen mussten, da wir ansonsten keine Unterkunft mehr auf der Isle of Skye bekommen haben. Und wir haben bereits Ende Januar versucht Unterkünfte zu finden, was tatsächlich viel zu spät war! Wir hatten zum Glück ein Doppelzimmer mit eigenem Bad für zwei Nächte buchen können. So ersparten wir uns morgens das Anstehen vor dem Gemeinschaftsbad. Nach dem Beziehen unseres Zimmers, welches als absolut gut zu bezeichnen war, setzten wir uns am Strand auf eine Bank und genossen den Abend mit Sandwich und Bier und einem grandiosen Ausblick auf die Kyle Akin Bucht; samt Sonnenuntergang hinter der Skye Bridge. Der Tag neigte sich dem Ende und wir ließen ihn noch bei einem Bier in Saucy Mary´s Restaurant ausklingen.

 

Donnerstag, 25. Mai

Nach dem Frühstück in Saucy Mary´s Restaurant, zogen wir uns entspannt an und bestiegen die Maschinen. Wir freuten uns schon wie Bolle, da heute die Tour einmal um die Isle of Skye anstand, welche wir gegen den Uhrzeigersinn fuhren. Unseren ersten Stopp machten wir an einem Wasserfall, um ein paar Bilder zu machen und uns die Beine zu vertreten. Danach folgten wir unserer Route weiter und gelangten durch Zufall an ein kleines Freilichtmuseum namens „The Skye Museum of Island Life“. Das Museum ist allemal einen Stopp wert und man bekommt einen kleinen Einblick in das Leben der Inselbewohner, wie es bis in die 30er des letzten Jahrhunderts war. Weiter ging es zum nächsten Ziel, Dunvegan Castle, welches dem MacLeod Clan gehört. Das Schloss ist ganz nett und durchaus interessant. Danach folgten wir unsere Route weiter und kamen gegen 17:00 Uhr wieder bei Saucy Mary´s an. Da wir doch recht hungrig waren, entschieden wir uns in Saucy Mary´s Restaurant einen Burger mit Fries zu essen. Sensationell; der Burger war der Hammer, die Pommes richtig kross und das Ganze zu einem echt fairen Preis! Wir ließen den Tag bei einem Bier ausklingen und legten uns recht früh hin.

 

Freitag, 26. Mai

Die Strecke des heutigen Tages führte uns als erstes zur „Harry Potter Brücke“. Die richtige Bezeichnung ist „Glenfinnan Viadukt“. Dort fährt der Zug entlang, der als „Hogwarts Express“ bekannt ist. Zeittechnisch hatten wir eine Punktlandung hingelegt, da eine halbe Stunde nach unserer Ankunft der Zug tatsächlich kam; der fährt auch nur dreimal am Tag. Wir gingen dann hoch zum Viadukt und schauten uns das Spektakel aus der Nähe an. Hat sich wirklich gelohnt! Da wir nun wieder ausgeruht waren, fuhren wir unserem nächsten Ziel, der Neptune´s Staircase, entgegen. Da ist eine siebenstufige Schleusenanlage, die das Meer mit dem Loch Lochy verbindet. Ein echter Hingucker und interessant obendrein. Nun fuhren wir unserem Tagesziel entgegen; ein B&B namens „Lothlorien“ in Keppanach. Dort empfingen uns unsere Gastgeber Andrew und Jane. Wir bezogen wir unser schön großes Zimmer, welches mit einem angenehm großen Bad ausgestattet war. Nach einer ausgiebigen Dusche machten wir noch einen kleinen Abendspaziergang nach Corran. Leider war nun wieder ein Tag vorbei.

 

Samstag, 27. Mai

Über Nacht hatte es geregnet, aber zum Glück waren nach dem Frühstück unsere Motorräder schon wieder fast trocken. Also auf die Bikes und los. Erster kurzer Stopp am Glencoe Visitor Centre (NTS). Dort schauten wir uns ein Torfhaus an, welches nachgebaut wurde. Da dieses Centre recht überschaubar ist, fuhren wir kurz darauf weiter am Loch Lomand vorbei, zum Geilston Garden (NTS) in der Nähe von Cardross. Dort steht ein Cottage mit einer absolut wundervollen Gartenanlage. Das Cottage selber kann man leider nicht besichtigen, dafür ist der Garten ein echter Hammer. Klare Empfehlung!

Nach dem Rundgang durch den Garten gönnten wir uns noch einen Cappuccino beim Kassenhäuschen und fuhren dann in unsere Unterkunft, dem Sunnyside B&B, in Alexandria. Dort begrüßten uns Frank und Loraine. Zwei wundervolle und hilfsbereite Menschen. Wir konnten unsere Motorräder bei Frank vor den Garagen abstellen. Vorteil dabei war, dass das Zufahrtstor vom Hof abends verschlossen wurde, sodass unsere Maschinen sicher untergebracht waren. Unser Zimmer war zwar nicht das größte und das Bad war mehr ein umgebauter Wandschrank, aber das Ambiente machte das alles mehr als wett. Unser Abendspaziergang, welcher ziemlich ausgedehnt war, führte uns in den Balloch Castle Country Park. Ein wunderhübsche Anlage die zum Entspannen und Erholen einlädt. Der Tag neigte sich dem Ende und wir ließen ihn im heimeligen Frühstücksraum in unserem B&B ausklingen.

 

Sonntag, 28. Mai

Nach einem leckeren und reichhaltigen Frühstück verabschiedeten wir uns bei Frank und Loraine und fuhren nach Glasgow zum dortigen Triumph Händler „West Coast Triumph Glasgow“, um uns dort mit Ruthie und ihrem Mann Alastair zu treffen. Die beiden sind Angehörige vom Glasgow TMOCC und wir hatten uns bereits vor unserer Anreise nach Schottland zu diesem Treffen verabredet. Wir hatten in Vorbereitung auf unsere Reise beim TMOCC angefragt, ob wir ein paar Notfallkontakte haben könnten, falls wir Probleme mit unseren Maschinen oder auch anderweitig hätten. Nach kurzer Zeit hatten wir mehrere Kontakte hergestellt, zu denen auch Ruthie und Alastair gehörten. Als wir bei „West Coast Triumph“ eintrafen, erwarteten uns die beiden bereits ganz aufgeregt. Wir verstanden uns ab der ersten Minute richtig gut und meine Frau und ich halfen den beiden noch den Stand vom Glasgow TMOCC aufzubauen, da an diesem Tag der DGR in Glasgow stattfand.

Wir hatten an diesem eine Menge Spaß an diesem Morgen und nachdem die Kolonne des DGR bei „West Coast Triumph“ angekommen war, machten wir uns dann auch wieder langsam auf, um unsere Tour fortzusetzen. Wir folgten der Schnellstraße die Westküste entlang Richtung Air. Mit einem kleinen Zwischenstopp erreichten wir Ayr. Unsere dortige Unterkunft war das Burnside Guesthouse, ein B&B nicht weit von der Strandpromenade entfernt. Wir haben dann abends noch ein wenig die Stadt und den Strand erkundet und haben dabei noch eine Kleinigkeit gegessen.

 

Montag, 29. Mai

Der Morgen empfing uns mit strahlendem Sonnenschein, sodass wir unsere Reise gutgelaunt fortsetzten. Nach einer halben Stunde Fahrt erreichten wir unser erstes Ziel Culzean Castle (NTS). Dort verbrachten wir drei wundervolle Stunden, in denen wir das wunderschöne und imposante Schloss und den dazugehörigen riesigen Park mit Seen und einem Walled Garden, erkundeten. Nach einer kleinen Erfrischung ging es weiter Richtung unserem Tagesziel Kirkcudbright. Auf dem Weg dorthin nahmen wir einen Singletrack durch den Galloway Forest Park. Auf unserer 45minütigen Fahrt durch diesen Park kamen uns gerade mal 4 Autos und 1 Motorrad entgegen. Wir genossen die Einsamkeit und die unglaublich tolle Kulisse dieser Gegend in vollen Zügen.

Am Nachmittag erreichten wir unser Ziel, das Arden House Hotel. Das Hotel ist wunderschön am Ortsrand gelegen und bietet pure Wohlfühlatmosphäre. Dazu kam noch, dass es das günstigste und mit Abstand beste Hotel auf unserer Reise war. Klasse Zimmer und das Essen im dazugehörigen Restaurant war sensationell. Und das alles für vergleichsweise kleines Geld. Absolut empfehlenswert!! Nach dem ein oder anderen Absacker (unbedingt das Pale Ale der ortsansässigen Brauerei probieren!) war der Tag dann auch vorüber.

 

Dienstag, 30. Mai

Wieder ein sonniger Morgen. Unser einziges Ziel für heute war der Threave Garden (NTS). Wieder eine liebevoll angelegte Gartenanlage, die uns wieder begeisterte. Nachdem wir 2 Stunden den Garten besichtigt hatten, fuhren wir unserem Ziel Carlisle entgegen, welches wir gegen 15 Uhr erreichten. Da wir noch Zeit bis zum Einchecken in der Warwick Lodge hatten, tankten wir noch und erledigten unsere letzten Einkäufe. Gegen 16 Uhr fuhren wir zur Lodge und checkten ein. Die Warwick Lodge ist ein Gebäude aus dem Jahr 1800 mit unglaublich viel Charme. Nach dem wir unser schönes Zimmer bezogen hatten, erkundeten wir noch ein wenig die Stadt.

 

Mittwoch, 31. Mai

Nach einer ruhigen Nacht und einem ausgiebigen Frühstück, beluden wir die Motorräder. Unsere heutige Route führte uns am Hadrianswall entlang nach Newcastle zum Fähranleger. Auf unserem Weg machten wir als erstes am „Birdoswald Roman Fort“ Halt. Ein kleines recht unspektakuläres Museum. Allerdings waren dort zwei Darsteller als Römer verkleidet, die den Zuschauern das Leben als römischer Soldat näherbrachten und sehr gut und mit viel Witz erklärten. Wir hatten sehr viel Spaß dort.  Danach ging es ins „Roman Army Museum“ hinter Greenhead. Ein wirklich sehenswertes Museum mit einer guten Ausstellung. Dies war nun der letzte Stopp unserer Reise und wir schickten uns an die letzten Kilometer bis nach Newcastle zu genießen. Am Fähranleger angekommen, konnten wir kurz nach dem Einchecken auch schon auf die Fähre. Nach dem Verzurren noch die Klamotten geschnappt und ab zur Kabine. Schnell Duschen und dann wieder den Rest der Zeit, bis zum Ablegen, auf Deck genießen.

 

Donnerstag, 01. Juni

Nach einer doch ruhigen Nacht erreichten wir morgens pünktlich Amsterdam. Nachdem wir die Fähre verlassen hatten, mussten wir leider ewig lang an der Zollkontrolle warten, bis alle Passagiere endlich überprüft waren. Hat bummelig ne gute Stunde gedauert, bis wir endlich durch die Kontrolle waren. Nun ging es auf die Autobahn und zurück nach Hause. Nach knapp 4000 Kilometern endete unser Urlaub ohne Aus-/Unfälle, mit vielen, vielen Eindrücken und guter Laune. Ein voller Erfolg!!

Fazit

Wir haben uns schlichtweg in Schottland und seine Menschen verliebt. Und dieses Land hat so viel zu bieten, dass man nicht umhinkommt, dort noch einmal hinzufahren! Es war ein sensationeller Urlaub mit schönen Routen, sehenswerten Landschaften und wundervollen Parks und Schlössern. Schottland wird uns sicher wiedersehen. Ob bereits nächstes Jahr, steht noch nicht ganz fest.

 

Tipps und Tricks

  • Verpflegung (Abendessen u. Frühstück) auf der Fähre gleich vorab mitbuchen, das spart einiges an Geld.
  • Geld nicht auf der Fähre tauschen, da sehr schlechter Wechselkurs. Am besten an einem Bankautomaten auf der Insel holen.
  • Meistens kann mit Kreditkarte bezahlt werden. Daher braucht man nicht viel Bargeld mit sich führen. Es sei denn, die Unterkunft muss bar bezahlt werden.
  • Wenn möglich Tachoanzeige der Motorräder auf Meilen umstellen. Das macht es leichter die vorgegebene Geschwindigkeit zu halten.
  • Zwei unterschiedliche Kreditkarten mitnehmen (z.B. Mastercard und Visacard). Falls mal eine Karte vom Lesegerät nicht angenommen/erkannt wird, hat man meistens mit der anderen Karte Erfolg.
  • Oft muss auf Parkplätzen keine Parkgebühr für Motorräder gezahlt werden. Auch wenn auf dem Kassenautomat „All Vehicles“ steht. Falls ein Parkplatzordner vor Ort ist, diesen einfach nett fragen. Das hat uns mehrmals die Parkgebühren gespart.
  • Eine Metallplatte (80mm x 80mm) für den Seitenständer mitnehmen; sehr viele Parkplätze sind mit Zierkiesel angelegt. Da versagt selbst die bereits angebrachte Seitenständerverbreiterung.
  • Wenn die Nord- und Westküste auf der Reiseroute liegt, bietet es sich an die Unterkünfte weit im Voraus (mind. 5 Monate!) zu buchen. Sonst läuft man schnell Gefahr mitten in der Nacht, ohne Unterkunft, in der Pampa zu stehen. Selbst Campingplätze sind da zur Saison ab Mai bereits fast ausgebucht.

 

Letzter Tipp:

Falls man, so wie wir, viel Sightseeing machen möchte, bietet es sich an Mitglied bei der Organisation „Kulturerbe Bayern“ zu werden. Das hat den Vorteil, dass man in Schottland bei allen Objekten die zum NTS (National Trust of Scotland) gehören, keinen Eintritt und keine Parkgebühren bezahlt. Beide Vereine, „NTS“ und „Kulturerbe Bayern“, gehören nämlich dem selbem Dachverband „INTO“ an. Der Jahresbeitrag für mich und meine Frau bei Kulturerbe Bayern beträgt insgesamt 48€. Unsere Ersparnis an Eintrittsgeldern und Parkgebühren in Schottland lag bei knapp 250€!

Alle Reiserouten in GPX Format

Weitere Bilder von der Reise




Zum Nordkapp in Norwegen

Norwegenreise 17. 07. –

Direkt zu den Bildern 😉

Wenn man mal eine schwere Krankheit überstehen musste und dabei erkannt hat, dass das Leben viel zu kurz ist um nur so vor sich hinzuleben, entscheidet man sich schnell dazu etwas zu ändern. Richtig, man fängt an das Leben wieder intensiver zu genießen. Und was könnte dabei besser helfen, als sich endlich, nach fast 20 Jahren Abstinenz, wieder ein Motorrad zu kaufen. Das ist nun zwei Jahre her und ich wollte mir endlich einen meiner Träume erfüllen.  In diesem Falle sollte es, zusammen mit meiner Frau, die Reise zum Nordkapp sein.

 

Da wir auf den Luxus einer festen Unterkunft, vernünftiger Betten und regelmäßiger Duschen nicht verzichten wollten, haben wir uns dazu entschieden die Reise über ein Motorrad-Reiseanbieter zu buchen. Freunde hatten uns 123-Motorradreisen empfohlen, bei denen wir letztlich auch die Reise buchten.

 

Die Reise war auf 16 Tage ausgelegt. Die Reise kurz umrissen gestaltete sich wie folgt: Mit der Fähre von Travemünde nach Helsinki. Dann durch Finnland am Bottnischen Meerbusen vorbei, nach Norwegen hinein bis ans Nordkapp. Vom Nordkapp die Westküste Norwegens hinunter, über die Lofoten, bis nach Oslo. Von dort mit der Fähre nach Kiel. Im Preis in begriffen waren die Hotels mit Frühstück, die Fährüberfahrten von Travemünde nach Helsinki, Eintritt am Nordkap, die Fährüberfahrt von Moskenes (Lofoten) nach Bodø, sowie von Oslo nach Kiel. Wir hatten zusätzlich noch Halbpension dazu gebucht, was bei den Preisen für ein normales Gericht, egal ob in Finnland oder Norwegen, mehr als Sinn macht. Wie man letztlich seinen Tagesablauf und die Streckenwahl zwischen den gebuchten Hotels gestaltete, blieb einem selber überlassen. Es gab zwar Vorschläge welche Routen man nehme könnte, aber man war da, wie gesagt, frei in seiner Entscheidung vielleicht eine Sehenswürdigkeit anzufahren oder doch die Schotterpiste zu nehmen, anstatt der gut ausgebauten Hauptstraßen zu folgen.

 

Nach einigem Hin und Her was die große Frage betrifft „Was nehme ich mit und was nicht“, ist man ans Packen gegangen. Unerlässlich ist Bekleidung für jeden Temperaturbereich und jede Wetterlage. Des Weiteren sollte durchaus auch Werkzeug und Flickzeug für kleinere Reparaturen mitgeführt werden. Es sollte sich im Verlauf der Reise noch als nützlich erweisen.

 

Der Treffpunkt für alle Teilnehmer dieser Reise (22 Personen auf 21 Motorrädern), war am 17. Juli in Travemünde der Check IN-Schalter von Finnlines. Ab 21 Uhr war Check IN und gegen 23 Uhr sollte das Verladen beginnen. Nun ja, sollte. Die Fähre hatte Verspätung, sodass sich alle Zeiten um gut anderthalb Stunden nach hinten schoben. Müde, aber froh darüber, dass es endlich losging, fuhren wir auf die Fähre. Da das Verladepersonal mehr als genug zu tun hatte, mussten wir unsere Maschinen selbst zurren und sichern. Man sollte sich damit also schon mal in der heimischen Garage auseinandersetzen, wie das Ganze funktioniert. Aber zum Glück ist man als Biker nie allein und man half sich gegenseitig. Nun hieß es die Kabine finden und dann noch aufs Deck, um das Ablegen zu erleben.

 

Nach 34-stündiger Überfahrt, auf der wir das tolle Wetter und den schönen Sonnenuntergang genossen, erreichten wir am zweiten Tag Helsinki. Bei strahlend blauem Himmel und angenehmen 18 Grad ging es kurz nach 10 Uhr von der Fähre runter. Erste Möglichkeit rechts ran, Navi an, orientieren und los! Hallo Finnland, hier sind wir!!

 

Jetzt stellt sich immer die Frage der Streckenwahl. Eines bleibt anzumerken; je mehr Stellen die Nummerierung einer Straße hat, desto kleiner wird sie. So ist eine E75 gut ausgebaut und mit einer deutschen Autobahn bzw. einer gut ausgebauten Bundesstraße zu vergleichen. Sobald es dreistellig wird, können auch Schotterpassagen dabei sein. Dessen sollte man sich bewusst sein.

 

Wenn möglich und es sich anbot, haben wir die Strecken ab den Hauptverkehrsstraßen gewählt. Es geht auf den Nebenstraßen zwar nicht so schnell voran, aber man wird mit wunderschönen Landschaften belohnt.

 

Unser erstes Tagesziel war das Peurunka Oy Hotel in Laukaa. Gute 320 Kilometer wollten also gefahren sein. Nach den ersten 100 Kilometern fängt man dann an zu begreifen, warum Finnland als „Das Land der tausend Seen“ bezeichnet wird. Man kann sich dem Zauber ständig wechselnder grüner und einsamer Landschaften und in der Sonne glänzenden Seen nicht entziehen. Hinter jeder Kurve ein neues Highlight. So laden die vielen Seen einen immer ein, gerne seine Pausen dort zu verbringen und die Landschaft zu genießen. Man merkt förmlich wie man entschleunigt wird und fängt an, die Reise vollends zu genießen. Manchmal trifft man auch auf Örtlichkeiten, die einem anfangs doch recht unwirklich vorkommen. Nach fünfstündiger Fahrt und kurz vor den ersten Regenschauer, die Ankunft am Hotel. Dieses ist direkt an einem wunderschönen See gelegen, welcher zu einem entspannten Abendspaziergang einlädt und somit diesen wundervollen ersten Tag abrundet.

 

Die nächste Etappe ging bei schönstem Sonnenschein von Laukaa nach Oulu, welches sich fast am nördlichen Ende des Bottnischen Meerbusens befindet. Wieder eine entspannte Fahrt vorbei an strahlend blauen Seen und durch sattgrüne Wälder. Ab der Hälfte der Strecke begann sich die Gegend nach und nach zu verändern. Weniger Seen, dafür mehr Wälder, die kein Ende nehmen wollten. In Oulu angekommen war noch genug Zeit die Stadt samt Hafen zu genießen. Selbst hier merkt man immer wieder, wie freundlich und total tiefenentspannt die Finnen sind, was sich letztlich auch auf einen selbst überträgt.

 

Nun stand am 5. Tag die längste Etappe der Reise an. Mangels Alternativstrecken gingen die 475 Kilometer fast hauptsächlich über die E75. Hier kam durchaus auch mal Langeweile auf, da die Straßen nun doch recht geradlinig verliefen. Allerdings sollte man doch nicht zu sehr die Gedanken schweifen lassen, da man es nun mit plötzlich auf der Straße auftauchenden Rentieren zu tun bekam. Endlich die lang ersehnten Rentiere. Toll anzusehen! Mit gebührendem Abstand und gedrosselter Geschwindigkeit mogelte man sich an den Rentieren vorbei, die dann doch sehr die Ruhe weghatten und nicht unbedingt immer gleich Platz machten. Also Geduld! Nach zirka einem Drittel der Strecke erreichten wir Rovaniemi. Dort befindet sich das offizielle Weihnachtsmanndorf. Natürlich lässt man sich einen Besuch dort nicht entgehen, da man dort zudem den nördlichen Polarkreis überquert. Nach den obligatorischen Fotos an den Polarkreismarkierungen, nimmt man sich dann doch die Zeit um durch die vielen Souvenirläden zu streifen, um noch das ein oder andere Andenken zu ergattern. So oft kommt man nun mal nicht in die Verlegenheit den nördlichen Polarkreis zu überqueren. Aber die Fahrt muss dann doch irgendwann weitergehen; also an die Maschinen und los. Nun heißt es wieder Kilometer fressen, um endlich am Hotel in Saariselkä anzukommen. Ein hübscher kleiner Ort mitten in einem Skigebiet. Hier bekommt man dann beim Abendspaziergang doch noch ziemlich nahen Kontakt mit den hier allgegenwärtigen Rentieren. Die verteilen sich überall in der Ortschaft, was hier augenscheinlich ganz normal ist. Da wird dann auch mal eben die Blumendekoration auf einem Bistrotisch im Außenbereich durch die Rentiere vertilgt. Mahlzeit!

 

Am 6. Tag sollte es soweit sein. Wir überquerten die Grenze von Finnland nach Norwegen und erreichten das Nordkapp. Wieder ein langer Ritt, aber meine Güte, er hat sich gelohnt. Wieder veränderte sich die Landschaft im Laufe der Fahrt drastisch. Anfangs noch sehr hügelig und bewaldet, wurde es je weiter man nach Norden kam, immer karger. Plötzlich nur noch niedrige Vegetation in Form von Büschen und Sträuchern. Daraus wurden letztlich steinige Hügel mit hie und da ein wenig Moosflechte und Gräsern. Man fühlte sich manchmal wie auf dem Mond. Absolut irre! Auch passiert man die nun häufiger werdenden Tunnel, die mit stellenweise doch eindrucksvollen Längen daherkommen. Manchmal 7 Kilometer lang, sehr feucht und mit 8 Grad nicht unbedingt angenehm. Nun merkte man in den Höhenlagen auch den stetig zunehmenden Wind der von See kam. Bei starkem Wind und 12 Grad Außentemperatur erreichten wir unser großes Ziel Nordkapp. Wie lange hatte man davon geträumt und sich darauf gefreut. Also das Motorrad auf dem großen Parkplatz abgestellt und darauf gehofft, dass der Wind es nicht umweht. Nun ging es daran die weitläufige Anlage zu erkunden und die begehrten Fotos an dem großen Globus zu schießen. Nach zirka eineinhalb Stunden wurde es dann auch langsam Zeit, die Fahrt Richtung Hotel fortzusetzen und den Tag ausklingen zu lassen.

 

Nach der doch recht langen Fahrt am Vortag, standen heute nur gemütliche 220 Kilometer an. Nach einem guten Frühstück ging es auf der E6 Richtung Alta. Heute fuhren wir, mangels Alternativen, hauptsächlich die Hauptstraßen. Dieses Teilstück der Route war recht unspektakulär, weshalb wir auch Wert darauf legten zügig voran zu kommen, um in Alta noch ein wenig die Stadt zu genießen, sich auszuruhen und den inneren Akku wieder aufzuladen. Die Reise hatte bis zu diesem Zeitpunkt doch gut an der Kondition gezehrt.

 

Bei Wind und bedecktem Himmel starteten wir in den 8. Tag der Reise. Das Ziel war Tromsø. Jetzt begann Norwegen sich von seiner besten Seite zu zeigen. Es ging auf Höhe der Schneegrenze vorbei an wundervollen Fjorden und kleinen Buchten. Gegen Mittag begann auch der Himmel aufzureißen und wir konnten wieder die Sonne genießen. Nach zwei Drittel der heutigen Strecke, konnten wir uns entscheiden, ob wir weiter der Straße folgen, oder ab Olderdalen mit der Fähre nach Breidvik überzusetzen. Aufgrund des nun tollen Wetters hatten wir uns für die Fähre entschieden. Aber ab und zu läuft es nicht so wie erwartet. Plötzlich schrieb jemand aus unserer Norwegentour-WhatsApp Gruppe, er hätte sich einen Platten gefahren und ob jemand Flickzeug dabei hätte. An sich wollten wir gerade auf die Fähre fahren, aber man lässt ja einen Biker Kollegen nicht hängen. Also kurz bei ihm angerufen und gefragt wo er steht. Zum Glück nur knappe 8 Kilometer hinter uns. Wir sind dann zu ihm gefahren und haben uns erstmal angeschaut, was er sich ins Hinterrad gefahren hatte. Es war ein kleines Röhrchen welches in der Lauffläche steckte. Er hatte zum Glück einen schlauchlosen Reifen, sodass wir das Rad nicht ausbauen mussten. Ich hatte das passende Flickzeug und ne Akkupumpe dabei und nach einer Stunde war seine Maschine wieder fahrbereit. Ohne Hilfe hätte er echt alt ausgesehen, da es Sonntag war und auch in Norwegen bekommt man da nicht auf die schnelle Ersatz. Zumal wir ja alle einen festen Zeitplan hatten; zumindest was die Hotels betrifft. Wie gesagt, ohne etwas Werk- und Flickzeug eine 5000 Kilometerreise anzutreten, ist schlichtweg unklug. Wir sind dann zusammen weitergefahren und haben glücklicherweise direkt die nächste Fähre erwischt. Nach einer entspannten Überfahrt mit sehenswerten Naturkulissen und kurzer Fahrt mit dem Motorrad, erreichten wir Tromsø. Eine wirklich tolle Stadt mit Sehenswürdigkeiten, wie der Eismeerkathedrale, steht zum Erkunden bereit.

 

Nach einer ruhigen Nacht in Tromsø, ging es am Morgen nach Harstad, welches sich nordöstlich der Lofoten befindet. Eine entspannte Fahrt bei der es endlich mal wieder ein paar Kurven zu nehmen galt. Vorbei an Seen und Fjorden, durch Höhenzüge und über Brücken, gab es schon mal langsam einen Vorgeschmack auf die Lofoten. Bei leichtem Regen erreichten wir Harstad und checkten im Hotel ein. Dieses lag gerade mal 100 Meter vom Hafen entfernt, sodass sich wieder ein kleiner Abendspaziergang anbot, der dann in einer örtlichen Bar endete, in der sich fast unsere gesamte Gruppe zu einem „Absacker“ eingefunden hatte.

 

Das nächste Highlight der Tour stand für den, nun 10. Tag, an. Die Fahrt über die Lofoten bis zu deren Südspitze in Moskenes! Wir hatten zwar auf Sonnenschein gehofft, der uns aber leider versagt blieb. Aber mit leichter Bewölkung und ab und an mal einer kleinen Regenschauer, kommt man als Norwegenreisender durchaus zurecht. Eine wunderschöne Fahrt, bei der man ständig anhalten wollte um Fotos zu machen. Aber dann kommt man echt nie an! Also genießt man vom Motorrad aus die spektakuläre Landschaft und weiß sofort: „Hier fahre ich nochmal hin!“ Zwischendurch haben wir uns einen Abstecher in ein sehenswertes historisches Fischerdorf im Nusfjord gegönnt. Aber Vorsicht, hier lauert dann doch mal die Touristenabzocke. Man wollte gerne 10€ Eintritt pro Person haben. Ziemlich übertrieben für ein kleines Fischerdorf, zumal man dort eh genug Geld lässt, wenn man sich mal ein Kaffee mit leckeren frischen Waffeln gönnt. Nun ja, auch in diesem Dorf gibt es offizielle Schleichwege die man daher gerne nutzte. Nach gut einstündiger Pause und Erkundung des Fischerdorfes, fuhren wir Richtung Moskenes weiter. Bevor es auf die Fähre nach Bodø ging, war ein Halt in einem schönen Restaurant in Reine geplant, um dort noch zu Abend zu essen. Da die Fährüberfahrt gute viereinhalb Stunden dauern würde, machte das absolut Sinn. Abfahrt der Fähre war für 20 Uhr geplant, was auch so halbwegs geklappt hat. Zu dieser Fähre bleibt anzumerken, dass man vorher auf jeden Fall online Tickets buchen sollte, da es sonst sein kann, dass man nicht auf die Fähre kommt, da sie voll belegt ist. Dann muss man irgendwie am Fähranleger übernachten oder sich ein Hotel suchen. Bei uns war das Ticket bereits über das Reisebüro gebucht worden, sodass wir entspannt bleiben konnten. Gegen 00:30 Uhr legte die Fähre in Bodø an und bei ordentlich Regen ging es die letzten anderthalb Kilometer bis ins Hotel. Müde, aber glücklich angekommen zu sein, vielen wir direkt in die Betten.

 

Nächstes Ziel der Etappe war die kleine Ortschaft Mosjøen die in der Spitze des Vefsnfjords liegt. Auf der Route überquerten wir wieder den Polarkreis, diesmal von Nord nach Süd. Natürlich hielten wir da am Arctic Circle Center an um eine Pause einzulegen, Fotos zu machen und uns aufzuwärmen. Die Fahrt an diesem Tage war nämlich absolut kräftezehrend. Durchgängig gerade mal 10 Grad, mit Tiefstwert von 7 Grad im Bereich des Polarkreises. Dazu ein anhaltender eisiger Wind, der einem die Wärme aus den Knochen trieb und zwischendurch noch Regen. So waren wir froh als wir abends im Hotel Fru Haugans einchecken konnten. Ein wunderbar klassisches Hotel, gemütlich und mit einem edlen Charme. Absolut empfehlenswert!

 

Bei durchwachsenem Wetter ging es am Folgetag nach Steinkjer. Dieser Abschnitt der Tour ist recht unspektakulär und die E6 wurde zunehmend langweilig. Der Plan demnächst wieder mehr abseits der Hauptrouten zu fahren erwuchs von neuem. Steinkjer an sich ist recht schön im Beitstadfjord gelegen und lädt abends zu kleinen Spaziergängen ein. Man muss sich abends echt die Beine vertreten.

 

Neuer Tag, neues Glück. Der Wettergott hatte ein Erbarmen mit uns und gönnte uns strahlendblauen Himmel und Sonnenschein. So gerieten die gut 400 Kilometer Fahrt recht kurzweilig, zumal meine Frau und ich uns dazu entschieden hatten mal abseits der Hauptstraßen zu fahren. Es sollte sich absolut lohnen. Wir wurden mit wundervollen dunkelblauen Seen und kleinen Wasserfällen belohnt, welche in der Sonne funkelten. Die Straßen die wir fuhren waren ab und zu geschottert und oft richtig schön kurvig, sodass wir mal wieder etwas stärker auf dem Motorrad gefordert wurden. Soviel Spaß am Fahren hatten wir länger nicht gehabt und wir freuten uns über jede neue Herausforderung. Am späten Nachmittag erreichten wir das Fefor Høifjellshotell außerhalb von Vinstra. Auf einem Berg gelegen und mit einem tollen Ausblick auf einen großen See war dieses rustikale und charmante Hotel ein echter Hingucker.

 

Am 14. Tag stand die, leider, letzte Etappe an. Das Ziel war das Hotel Scandic Vulkan in Oslo. Vorbei an Lillehammer verließen wir die E6 nach zirka der Hälfte der geplanten Route und nahmen die Straße 4 etwas weiter westlich. Wieder bei schönstem Sonnenschein, genossen wir die letzte Tour in vollen Zügen und mit Pausen an kleinen Seen. Nachdem wir uns schließlich durch die Osloer Vororte gekämpft hatten, erreichten wir unser letztes Hotel. Direkt in der Innenstadt gelegen, konnten wir Oslo auch noch ein wenig zu Fuß erkunden.

 

Am nächsten Morgen versammelten wir uns mit fast der gesamten Gruppe gegen 10 Uhr vor dem Hotel, um dann geschlossen in Richtung Color Line Anleger zu fahren. Nun ja, der kleine Parkplatz vor dem Hotel war dann nicht mehr wirklich nutzbar, weil er voller Motorräder stand. Ein nettes Bild. Da alle pünktlich waren, fuhren wir auch wie geplant los und durchquerten, im Motoradkorso, Oslo bis an den Fähranleger. Das Einchecken verlief recht unkompliziert und schnell, da ein Pärchen bereits vorgefahren war und uns die passenden Informationen zur Anfahrt und Check In-Schalter bereits in unsere WhatsApp-Gruppe geschickt hatte. Um 12 Uhr konnten wir zum Verladen auf die Fähre. Auch hier ging alles ratzfatz und die Motorräder waren schnell verzurrt. Man bekam so langsam Übung darin. Recht pünktlich gegen 14 Uhr legte die Fähre Richtung Kiel ab und wir genossen den Tag und Abend auf See.

 

Der letzte Morgen brach an. Um 10 Uhr legte die Fähre in Kiel an und es ging an das Entladen. Da wir uns in der Gruppe alle doch recht ans Herz gewachsen waren, trafen wir uns nochmal alle auf dem Parkplatz an der Ausfahrt des Fähranlegers. Die Verabschiedung fiel herzlich aus und man plante so manche Tour für die Zukunft. Sicherlich wird man sich hier und da nochmal treffen. Danach trennten sich wieder unsere Wege und alle machten sich auf die letzten Kilometer Richtung Heimat. Wieder vor der heimischen Garage angekommen, verriet der Blick auf den Kilometerzähler, dass wir insgesamt 5053 Kilometer mit dem Motorrad bewältigt hatten. Die Honda meiner Frau (CB500X) und meine 900er Tiger hatten tapfer und ohne Probleme durchgehalten. Ich bin immer noch froh mich für die 900er Rally Pro entschieden zu haben. Egal wohin du abbiegst und wie der Weg beschaffen ist; du hast immer das richtige Motorrad dabei.

 

Unser Fazit der Reise: Nach 5000 Kilometern im Sattel hat man durchaus Lust, gleich die nächste Reise anzutreten. Norwegen wird uns auf jeden Fall noch einmal wiedersehen. Wann, wird sich zeigen. Vorher möchten wir uns noch ein paar andere Länder anschauen. Derzeit ist Schottland in Planung, welches wir eventuell auf eigene Faust erkunden wollen.

 

Absolute Pflicht für solch eine Reise ist gute Planung. Wie gesagt, Kleidung für jede Wetterlage und jeden Temperaturbereich, sowie einiges an Werkzeug sind unerlässlich. Sonst kann die Reise recht schnell ihr Ende finden. Unser großer Dank geht auch nochmal an Heidrun Jordan von 123-Motorradreisen für die exzellent geplante Reise. Immer für einen da, falls es mal nötig war.

 

Wer noch mit sich hadert, ob er sich so eine Tour bis ans Nordkapp geben soll, dem kann ich nur sagen. MACHEN!!!!!

 

Bericht und Fotos von Matthias Stojan




Der Donnervogel fliegt wieder

Es ist so weit, der Sommer ist da. Zumindest dachte ich das, laut Kalender. Wie das endet, das kann ich vorweg nehmen… nass und kalt.

Nachdem es letztes Jahr für mich in den „Süden“ ging, hieß es dieses Jahr ab nach Norden. Wo im Norden, war direkt die erste Frage und die Antwort war immer die Gleiche: Na, Norden! So heißt nämlich dieses kleine Örtchen am Norddeich am nordwestlichsten Festlandpunkt. 10 Jahre hatte ich davor geschuftet und durfte mir nun 10 Extraurlaubstage nehmen und dank der neuen Arbeitswelt ist mein Team auch noch direkt auf dem Weg dahin verstreut. Also plante ich meine Route so, dass ich nicht nur die Leute aus dem TMOC zusehen bekam, sondern auch Teile meines Teams.

Geht ja gut los

Was habe ich mich gefreut, endlich mal die Menschen hinter den TMOC-WhatsApp Nachrichten zu treffen. Aber daraus wurde beinahe nichts, denn meine hochprofessionelle Art der Motorradpflege hat mir einen Strich durch die Rechnung gemacht… fast. Das Reifenprofil wurde viel zu spät überprüft, also Telefon in die Hand und nach einer Werkstatt suchen die spontan noch Zeit für einen Reifenwechsel hat, 3 Tage vor Abreise. 5h später war es auch soweit und es wurde mir versichert, dass das Motorrad am Donnerstag fertig ist und meine Abfahrt zusammen mit Bernd aus der Weltmetropole Antdorf sicher ist. Voller Vorfreude ging ich ans Telefon, schon halb in den Motorradklamotten und alles was ich vom Freundlichen noch hören wollte war: Sie ist fertig, kannst holen. Pustekuchen!!!

Das Telefonat ging in etwa so: „Ähm, wir haben ja nen V-Reifen bestellt… ähmm also Geschwindigkeitsindex, ähm… ja sie haben einen V-orderreifen geliefert. Also wenn ich das gleich nochmal bestelle, ist sie Freitag früh fertig.“ Gesagt getan. Der zu ersetzende Hinterreifen von Bridgestone war aber plötzlich nicht mehr verfügbar. Also kompletten Satz gekauft und auf die sportlichen Italiener gesetzt. Und dann kam kein Anruf mehr. Gerade in dem Moment, wo ich mit der Tour abschließen wollte, kam der erlösende Anruf und keine 30min später… schon viel zu spät, gings los. War das herrlich. Mit neuen Reifen und strömenden Regen 400km über die Autobahn tuckern. Aber was solls, ich wollte raus und etwas erleben.

Pünktlich um 21 Uhr parkte ich die Maschine in Hilders und erhielt als Belohnung direkt ein kaltes Bier von Bernd, der zusammen mit Harald und Co seit Stunden bereits vor Ort war. Geplant war es als gemeinsame Fahrt der Bayern-Frankenabteilung. Es war eine herzliche Begrüßung von allen die bereits angereist waren. Meet Nice People on a Triumph!! Stimmt zu 100%

Hilders und der TMOC

Nachdem der Freitagabend sehr feucht fröhlich war, habe ich mich dazu entschlossen in meinem Zelt erst einmal zu erfrieren. Klar, war ja Sommer, warum sollte man da auch einen Winterschlafsack mitnehmen. Habe ich bereut! Ab jetzt gibt’s nur noch den Nepal-Expeditionsschlafsack für Motorradreisen. Also blieb ich etwas länger im Zelt und versuchte mich noch ein wenig aufzuwärmen, aber draußen wuselte es bereits und die Biker warteten auf die Tourguides, um endlich los zu düsen. Ich gönnte mir eine heiße Dusche, Kaffee und… beschloss, nach geprüfter Fahrtauglichkeit, dass ich die Rhön kurz auf eigene Faust erkunde. Eine kleine Runde rauf zur berühmten Wasserkuppe, die ich natürlich nicht kannte und anschließend zurück zum Treffen.

Zurück auf dem Gelände, hatte mich auf viele alte Triumphs gefreut, aber irgendwie war es mir verwehrt, denn das Feld dominierten eher die Modelle, die serienmäßig gefühlt einen Autopiloten haben, oder 13! USB-Stecker. Oder waren es gar 14!? Vielleicht nächstes Jahr. Insgesamt war die Stimmung aber prima, das Wetter herrlich und alle freuten sich, dass nach 2020 doch wieder ein Treffen möglich war.
Und siehe da, vor lauter Quatschen, hätte ich fast nicht mitbekommen, dass ich der jüngste Teilnehmer auf einem Triumph war. Ich konnte dann auch noch den 1. Platz von hinten beim Bierkrug-Stemmen abräumen und zeigen, wie es nicht gemacht wird. So ist das, wenn das Oktoberfest-Training fehlt.

Auf zum Team

Wiesbaden und die Weinberge


Am Sonntag hatte ich mir eigentlich eine sehr schöne Fahrt von Hilders nach Wiesbaden erhofft, doch das erfüllte sich erst, nachdem ich den Taunus überquert hatte. Kaum in der Nähe von Eltville, wo ich übrigens ein Jahr zuvor meine Lady gekauft hatte, angekommen, war es warm, gar heiß. Der abendliche Ausflug in die Wein- und Obstberge entschädigte die nass-kalte Fahrt und so wurde ich mit frischen Kirschen und einem grandiosen Ausblick belohnt. Und ein Wein durfte natürlich auch nicht fehlen. Spätlese, herrlich.

Waldbröl, der Ort den scheinbar jeder kennt (außer mir)

Am Montag folgte dann der Abschnitt, auf den ich mich am meisten gefreut hatte, denn es ging durch den Westerwald rauf bis Waldbröl. Die Fahrt war nur 200km, aber die Strecke bereits auf der Karte, der Wahnsinn. Und ich wurde nicht enttäuscht. Was hatte ich für einen Spaß mit den neuen Reifen durch die Wälder und die kleinen Berge zu fetzen. Nur irgendwie klebte mir dauernd eine 1000er BMW am Heck. Ich dachte mir: Gut, wenn ich zu langsam bin, überhol doch, ich habe trotzdem Spaß.

 

Und weg war das blaue Biest. Allerdings stellte sich später heraus, dass die BMW mir nicht am Heck klebte, weil ich zu langsam war, sondern weil Sandra, so hieß die Pilotin, Fahrsicherheitstrainerin war und meinen Fahrstil analysierte. Wir hatten uns zufällig wieder getroffen und sie wollte mir noch unbedingt sagen, dass ihr mein Stil gefällt und sie kaum hinterherkam. Es wäre ihr eine Freude gewesen mit mir durch die Kurven zu jagen. Das hört man doch gerne 😊 Aus 200km wurden dank dem nicht vorhandenen Verkehr und den großartigen Streckenabschnitten gut 300km. Spontanes Abbiegen musste einfach sein. Immer den Kurven nach!

In Waldbröl angekommen, wurde ich bereits herzlich erwartet und verbrachte den Abend mit einem weiteren Teammitglied und seiner hoch schwangeren Frau. Der Geburtstermin wäre für den Tag sogar gewesen und es wäre ja nur zu spannend, wenn ich das noch mitbekommen hätte. Aber leider ließ das Kind noch auf sich warten. Wer nicht auf sich warten ließ, war wieder einmal der Regen, der ab nun so ziemlich dauerhaft anhaltend war.

Auf nach Norden


Der vorerst letzte Abschnitt war sehr gemischt. Der Weg führte mich über Gummersbach und die Biggetalsperre nach Arnsberg. Stellenweise großartige Aussicht und grandiose Kurven. Damit endete aber auch schon die Kurvenjagd. Der Regen wurde immer schlimmer und ich hatte noch weitere 300km vor mir. Also Autopilot an und über die Bundesstraßen rauf nach Norden. Die Stimmung war langsam im Keller, denn zum Glück war es auch wie die Tage zuvor immer wieder sehr kalt. Meppen, Rheine und Papenburg, schenkte ich also keine Beachtung mehr. Ich hatte nur noch Aurich vor Augen, also vor dem inneren Auge, denn gesehen hat man eh nichts mehr. Um 19 Uhr war es so weit und der Vogel landete am Zielort. Belohnt wurde ich mit leckerem Jever, dass ich mir gewünscht hatte und einem grandiosen nächsten Tag.

Es blieb trocken und wir konnten einem zweiten Wunsch nachgehen: Fischbrötchen essen! Das war die beste Pfeffermakrele mit Zwiebel, die ich jemals gegessen habe. Ehrenwort!
Ich wollte eigentlich auch noch unbedingt ins Meer springen, aber ich hatte von Wasser irgendwie genug.

Zum Abschluss des Tages gab es noch einen fantastischen Sonnenuntergang, bevor es privat etwas wild wurde. Zusammengefasst lief das in etwas so ab: Papa auf Intensivstation mit 41,5 Grad Fieber, ich 1500km entfernt. Schwester mit Zwillingen ebenfalls im Krankenhaus in Wien, ich noch weiter entfernt. Unwetterwarnungen aus meiner Heimat Berchtesgaden, wo ich mich um Mama und meine kleine Schwester sorgte, und zum Wetter brauchts nicht viele Worte, dazu gab es genug in den Nachrichten. Also flog der Vogel am Donnerstag 922km um die Unwetter herum, um gleich am nächsten Tag gegen ein wasserdichtes Gefährt eingetauscht zu werden. Papa geht’s wieder gut, ich bin jetzt Onkel von Twins (mag ja eher 3-Zylinder, muahahah) und Mama und Schwesterchen haben die Flut in Berchtesgaden unbeschadet überstanden. Was ein Urlaub, was eine Spannung und zum Glück ist alles gut ausgegangen. Und mit den zitierten Worten meiner Zukünftigen endet dieser Reisebericht:
Du wolltest doch Abenteuer Urlaub! Den hast du bekommen.