Umbau Speed Twin 2019 auf Stummellenker Telefix
Vorab
Ich hatte mich im Herbst 2019 kaum entscheiden können, ob ich mir eine Speed Twin oder eine Thruxton zulegen soll. Von der Form her hat mich die Speed Twin eher angesprochen, von der Sitzhaltung wäre es eher die Thruxton gewesen. Letztlich habe ich mich dann zu ersterer entschieden. Ich habe dann aber in der Winterpause 2021/22 einige Umbauten vorgenommen, quasi um die Vorzüge beider Mopeds zu vereinen.
Ich berichte hier über die Montage und TÜV-Abnahme von Telefix Stummellenkern.
Telefix Profi 41mm
Da ich keinesfalls die Lenkgeometrie verändern wollte, kam ein Durchschieben der Gabelstandrohre und eine Montage von Stummeln oberhalb der Gabelbrücke nicht in Frage. Um aber eine halbwegs bequem fahrbare Sitzposition zu erzielen, habe ich mich für die oben genannten Lenker entschieden. Sie haben eine Erhöhung von 40mm, wodurch die Lenker etwa auf die Höhe der oberen Gabelbrücke kommen.
Die Neigung in vertikaler Richtung ist stufenlos einstellbar. In horizontaler Richtung verfügen sie über eine grobverzahnte Rasterung. Die endgültige Position im Verhältnis zur Längsachse des Motorrads erhält man durch die Drehung und Klemmung auf dem Standrohr. Anzugsdrehmoment 60Nm laut mitgeliefertem Gutachten, welches auch die Grundlage für die TÜV-Abnahme ist.
Montage
- Damit die Einstellung der Lenkkopflager gar nicht angetastet wird, habe ich zur Montage die Gabelstandrohre nach unten herausgezogen (vorher Demontage von Bremszangen, Vorderrad, Kotflügel plus -halter). Damit der Scheinwerfer keinen Zug auf die Kabel ausübt, habe ich ihn mit einem Bindfaden nach oben abgefangen.
- Man kann natürlich auch die obere Gabelbrücke abbauen. In dem Fall entfällt die Demontage der Bremszangen, des Vorderrads und des Kotflügels.
- Anschließend Demontage der Lampenhalter und der -hülsen, die über die Standrohre geschoben werden. Diese Hülsen müssen gekürzt werden, damit die Klemmfäuste der Lenker zwischen obere Gabelbrücke und Lampenhalterhülse passen.
- Die Höhe der Klemmfäuste beträgt 40mm. Um diese Länge müssen die Lampenhalterhülsen gekürzt werden (Bitte auf jeden Fall selbst messen! Keine Garantie für die absolute Richtigkeit dieser Angaben. Bei meinem Umbau habe ich diese Maße ermittelt). Um nicht mit den angeschweißten Laschen der Blinkerhalter zu kollidieren, habe ich die Hülsen am unteren Ende um 10mm, am oberen Ende entsprechend um 30mm gekürzt. Ich bin dazu zu einem Metallbaubetrieb gegangen, der die Hülsen an der Bandsäge gekürzt hat. Anschließend habe ich sie neu in Schwarz Matt pulverbeschichten lassen (Kostenpunkt 40,- Euro bei einem anerkannten Betrieb in Hagen). Passt sehr gut zur Oberfläche der Klemmfäuste und sieht aus wie die originale Oberfläche.
- Die komplette Länge von gekürzten Lampenhalterhülsen, Gummiunterlegern und der Klemmfäuste entspricht so der ursprünglichen Länge der Lampenhalterhülsen.
- Der Scheinwerfer kommt durch diese Kürzung entsprechend um 10mm nach unten. Damit der Abstand zwischen Scheinwerfer und Instrumenten nicht zu groß wird (sähe sehr suboptimal aus), habe ich zwei Aluhülsen angefertigt, mit deren Hilfe die Instrumente ebenfalls tiefergelegt werden. Sie dürfen aber nur 7mm lang sein, weil sonst der Instrumentenhalter zu tief käme und an die Gabelbrücke stoßen würde (es befindet sich vorne vor dem Zündschloss ein angegossener Bund; dort würde man sonst anecken).
- Die Bohrungen in der Gabelbrücke, in denen vorher die Lenkerhalter montiert waren, kann man durch passende Zierkappen verschließen. Da ich, weil die Lenkerrohre zu kurz gewesen wären, die originalen Spiegel nicht verwenden konnte, habe ich o.g. Bohrungen mit den originalen Lenkerabschlusskappen verschlossen.
- Alternativ würde die obere Gabelbrücke der Thruxton 1200 (ohne USD-Gabel) passen. Diese hat die angesprochenen Bohrungen nicht.
- Die Lenkerrohre müssen mit entsprechenden Bohrungen für die Arretierungsstifte von Gasgriff und Lenkerschaltern versehen werden.
- Für den Bremsflüssigkeitsvorratsbehälter habe ich aus 2mm Alublech einen Halter angefertigt, damit er mit den neuen Stummeln harmoniert und horizontal steht.
- Der Zulaufschlauch zur Handbremspumpe wurde um ca. 1cm gekürzt. Die Bremsleitung von der Handbremspumpe zum Verteiler musste etwas gedreht werden, damit sie nirgendwo anschlägt (neue Dichtringe verwenden, Bremse entlüften).
- Der Kupplungszug musste umgebaut werden. Dazu habe ich den originalen Außenzug weiterverwendet, aber das gebogene Rohr, welches im Verstellmechanismus des Kupplungsgriffes sitzt, entfernt. Ich habe einen neuen Innenzug verwendet, an den ich die Nippel für den Kupplungsgriff bzw. den Ausrückhebel unten am Motorgehäuse angelötet habe. Ohne das Führungsrohr sitzt der Zug perfekt und verläßt den Verstellmechanismus im passenden Winkel. Im Zubehör gibt es Material zum Selbstbau von Zügen (Innen-/Außenzüge, Nippel, Endhülsen).
TÜV / StVo
Wie immer bei solchen Umbauten macht es Sinn, sich vorher nach den Bestimmungen zu erkundigen und sich mit dem Ingenieur/der Ingenieurin zu besprechen.
Es muss gewährleistet sein, dass genug Platz zwischen Tank und Lenkern bleibt, dass der volle Lenkeinschlag bleibt, ohne das Züge oder Bremsleitungen geknickt werden, und dass die Spiegel, sofern es nicht die originalen sind, die Mindestanforderungen im Hinblick auf die Spiegelfläche erfüllen.
Die Vorführung beim TÜV war dementsprechend schnell erledigt. Es wurden die neuen Maße genommen (Höhe/Breite) und eine kurze Probefahrt gemacht. Kosten: ca 50,- Euro.
Abschließend muss der Umbau in die Fahrzeugpapiere eingetragen werden. Kostet nochmal etwa 12, – Euro.
Und das Ergebnis…
… ist krasser, als ich gedacht hatte. Von der Optik her definitiv ein Volltreffer. Schön flach und irgendwie sehr klassisch. Die runden Spiegel (von Amazon, inkl. E-Nummer, 30,- Euro) harmonieren m. E. ebenfalls sehr gut.
Die Speed Twin hat nichts von ihrer Handlichkeit verloren. Ich fand sie original mit dem breiten Lenker immer etwas mehr als willig, in die Kurve zu kippen. Diese leichte Neigung zur Nervosität (no offence meant) ist jetzt nicht mehr da. An den schmalen Lenkern muss man etwas mehr arbeiten, was mir persönlich sehr gut gefällt. Mal gucken, wie die neue Sitzhaltung auf Dauer meinem Rücken gefällt…
Bericht / Fotos: Hartmut Kloft