3 Oberbayern in Rumänien

Eine Reise – 14 Tage – 4400 km

Als ich knapp 2 Jahre vorher diese Idee, bei einem unserer Motorradstammtische, einfach mal so, das Land Rumänien als mein Wunschreiseziel in den Raum geworfen habe, war von Achim die sofortige Reaktion darauf: „Oh, ja, mal die Komfortzone verlassen, wäre schon mal angebracht“. Damit hatte ich nicht zwingend gerechnet, ehrlich gesagt. Ich dachte immer, dass nur ich so spontan bin mit solchen Ideen.

Und schon war auch Matthias mit von der Partie. Beim nächsten Stammtisch mit unseren Freunden hat Achim die große Rumänienlandkarte für einen ersten Überblick mitgebracht. Matthias, Achim und ich trafen uns ein halbes Jahr später um die Route festzulegen. Und so wurde vereinbart das wir im Juni und Juli 2024 für zwei Wochen unsere Reise ins östliche Europa starten.

 

Schon Wochen vorher habe ich mein Gepäck zusammengestellt, in Vakuumbeutel, groß, klein, Unterhosen hier hinein und wieder raus, doch in die große Tüte oder lieber doch in die Kleine? Vielleicht eher den Klamottenbeutel für je eine Woche packen? Brauch ich einen dünnen Stoffschlafsack für eventuell schmuddelige Betten, wenn nicht rechtzeitig eine ordentliche Unterkunft hergeht? Ein schnell trocknendes Handtuch? Fragen über Hauptsache sind die fürs Moped nötigen Sicherungen. Ersatzlampen. Einen schon mal durch einen Mini Umfaller abgebrochenen, dann mit Gaffatape umwickelten Bremshebel als Ersatz. Kabelbinder. Zwei Meter Bindedraht für alle Fälle und Eventualitäten. Verbandszeug. Alles für die Sicherheit und für mein geliebtes Motorradl. Mein Zweirad, meine StreetTwin, auf der ich mit meinen zwei Freunden die große Fahrt durch Rumänien vorhabe. Was für ein Abenteuer.

Eine Woche vor unserer Abreise habe ich also mein Gepäck ordentlich probegepackt und mal aufgesattelt. Es sind nicht die zwei Wochen Reisezeit die mir positiv aufgeladenes Herzklopfen verursachen, es ist die pure Freude auf Entfernung und Fremde.

Und so starte ich am um 8 Uhr zu unserem Treffpunkt. Auch meine Freunde sind voller Vorfreude und nach dem Volltanken in Dorfen geht`s über Linz, die Autobahn bis Wien, weiter zur Ungarischen Grenze, zu unserem ersten Wegziel nach 530 km, der Barock-Stadt Györ. Unsere vorgebuchte Unterkunft haben wir extra nah am Altstadtzentrum ausgesucht, um noch zu Fuß eine kleine Erkundungstour zu gehen. Was wir nach unserem ersten Willkommenstrunk im Hotel Kalvaria auch in die Tat umsetzen. Unser kleiner Spaziergang führt uns zu einer Insel im Fluß. Györ trägt auch den Beinamen „Stadt des Wassers“, bzw. der Flüsse. Hier fließt die Raab in die kleine Donau, einem rechtsseitigen Seitenarm der Donau. Ein Inselfest empfängt uns mit Langosch und ein paar fixen Bierchen einer Hausbrauerei. Wir sitzen gemütlich bei netten Ungarn am Biertisch und kommen auch gleich in eine nette Plauderei. Bißchen Englisch, bißchen Deutsch, bißchen Hand und Fuß Konversation. Unser erster Eindruck ist ja schonmal recht positiv. Und so richtig fremd ist es ja noch gar nicht.

  nach Temesuara, erste Station in Rumänien

 

Nach einer erholsamen und traumlosen Nacht und gutem Frühstück, packen wir unsere Taschen und Koffer und Matthias navigiert uns sicher zur Autobahn. Diese Auf-und Abpackerei funktioniert für mich noch nicht so schwuppdiwupp, sollte sich aber mit der

Zeit locker einspielen. Die Seitentaschen nehme ich zukünftig gar nicht mehr mit ins

Zimmer. Sollte jemand meine Kabelbinder und Bindedrähte etc. aus den Taschen gut gebrauchen köön, gern geschehn. Diese Fahrt bereitet uns schon mal auf die noch bevorstehende Hitze in Rumänien vor. Zudem ist es sehr windig. Dabei mache ich die erfrischende Bekanntschaft mit dem Gott der Verdunstungskälte. Alle Belüftungsschlitze öffnen, Wind kann so schön sein. Bei einem kurzen Stopp um etwas zu trinken ist mir die erste (und die letzte) Unachtsamkeit passiert. Ich habe vergessen die Seitentasche wieder zu schließen und nach ein paar hundert Metern Weiterfahrt ist meine Regenhose und ein Regenhandschuh meinem hinteren Sandwichmann Matthias um die Ohren geflogen. Gut, dass nichts passiert ist und ich noch eine Ersatzhose habe.

 

An der rumänischen Grenze angekommen gilt es, warten und warten und warten, etwas was wir gar nicht mehr von den europäischen Grenzen kennen. Ausweise gleich mehrmals zeigen. Der erste Eindruck schlechter Straßen weist uns auch gleich auf bevorstehende und, für mich, ungewohnte Fahrtechniken hin. Nach 430 km kommen wir bei großer Hitze in der barocken Stadt Timisoara und in der Pension an, auch hier wieder

nah am Zentrum. Kleines Bier, Motorradklamotten aus, duschen, Ausgehkleidung an. Diese Reihenfolge wiederhole ich jetzt nicht mehr, die ziehen wir kontinuierlich und mit Begeisterung durch. Auch hier wieder eine sehr lebendige und junge Stadt mit barocken Gebäuden und der beeindruckenden Cathedrala Mitropolitanà. Mit einer hervorragenden Restaurantempfehlung aus Matthias Freundeskreis finden wir das Lokal Vinto. Die Küche, das Personal und das Ambiente lassen keine Wünsche offen und überraschen uns aufs Angenehmste. Ebenso der sehr günstige Preis. Das bringt uns auf die Idee, statt jedes Mal auszurechnen, wer, wann, was bezahlt, zahlt jeder von uns Unterkunft und Verpflegung komplett und das im täglichen Wechsel. Diese Entscheidung zeigt wie tiefenentspannt unser Umgang miteinander ist. Jeder achtet auf den Anderen, kann etwas was der, die andere nicht kann und so ergänzen wir uns. Ich erfahre da sehr viel Erleichterung, da ich mit meinem Navigieren im Nirwana landen würde und nicht wie vorgesehen z. B. in der Walachei. Achim ist der gewissenhafte, ruhende Pol und Navigationsmanager in unserer Dreisamkeit.

– Baile Herculane

Die heutige Tour führt uns 230 km zuerst einmal auf den Gipfel Semenic, 1450 m, im Südwesten Rumäniens, Teil des Banater Gebirges und der westrumänischen Karpaten. Da werden wir von Straßen empfangen, die das Wort Straße nicht verdienen, eher Lochplatte und Schotterweg. Also, ich hab mich über die Lochplatten gefreut, weil, wenn ich mich nicht freue, sind die ja trotzdem da…. und lernen tu ich auch viel. Da ist jedes Fahrsicherheitstraining ein Kinderspielplatz.

Die Belohnung kommt abwärts. Der Straßenbelag gut, die Kurven fantastisch, die Landschaft sanft hügelig, üppig und frisch grün, die ersten Esel- und Pferdekarren die in mir eine märchenhafte Erinnerung hervorrufen in einer Umgebung zu sein, wie wir sie vielleicht noch aus (zumindest meiner) der Kindheit kennen. Unser kleiner Zwischenstopp wird den beiden Eisenbahnfans geschuldet. In Resita gibt es ein Freilichtmuseum, mit alten Dampfloks.

Die wunderschöne Strecke durch den Banat bringt uns zu unserem nächsten Ziel. Baile Herculaneum, Herkulesbad, ein ehemals mondänes Kurbad, gesegnet mit Heilquellen, in dem schon Sissi gekurt hat und ihren Astralleib ins Schwefel-, Natriumchlorid-, oder Brom -bad getaucht hat. Allerdings haben die vielen Jahre, vor Allem die unter Ceausescu, sehr an der Substanz genagt, wobei aber von der ehemaligen Schönheit des Kurbades noch Einiges zu sehen und zu erahnen ist.

 

Allerdings ist unsere Unterkunft alles andere als mondän. Ist wohl ein aufgebrezelter, ehemaliger Sowjetbunker. Bier schmeckt trotzdem frisch. Essen allerdings konträr zum Gestrigen. Aber der Hunger druckts nei. Und lustig ist es mit uns eigentlich immer. Ein kleiner Lehrpfad für mich in Männerwitz und -humor. Mit- und darüber lachen klappt hervorragend.

– Transalpina, 2150 m, 330 km

 

Heute gibt’s ein Sahnestückchen zum Fahren.

 

Aber zuvor wollen wir zum Donaudurchbruch, bzw. zum Eisernen Tor zwischen den südlichen Karpaten und dem Banater Gebirge. Und wir verfahren uns, oder besser gesagt, wir verpassen einen Abzweig und fahren an der sehr breiten Donau, mit unendlich viel Verkehr und LKWs ca. 40 km. Alles wieder auf Anfang, zurück und in die Straße zum Kloster Mraconia einbiegen. Da wir ja noch eine große Strecke zu bewältigen haben, gibt es nur ein paar Pflichtfotos. Die Rückfahrt führt uns erstmal wieder zurück durch Herculaneum. Weiter in nordöstlicher Richtung und an der bulgarischen Grenze entlang durch ein wunderschönes, grünes Tal mit grottenschlechter Straße und vielen Baustellen, ja, es wird etwas getan für den aufkommenden Tourismus. Die Strecke zur Transalpina, die die transsylvanischen Alpen überquert und zum Urdele-Paß hinauf, ist für mich ein großes Erlebnis. Die Straße gut, die weiten Kurven, der Blick in die Weite und in alle Richtungen, sehr wenig Verkehr, die Luft, die Temperatur, die mit jedem Höhenmeter kühler wird, alles auf das Angenehmste bereitgestellt. Für uns. Was für ein Geschenk!

 

Oben angekommen kann ich mir ein paar Jubelrufe nicht verkneifen. Meine Glückshormone schlagen Purzelbäume und der Verkäufer am Souvenirstand denkt wahrscheinlich, dass mich der wilde Watz gerade beißt. Matthias und Achim können auch ihr breites Grinsen über die grandiose Fahrt nicht unterdrücken. Eine Mischung aus Stolz, Respekt, Ehrfurcht und Dankbarkeit legt sich auf mein Gemüt.

In Matthias, der unsere kleine Gruppe anführt, finden Achim und ich einen guten Lehrmeister. Anfangs noch die Geschwindigkeitsbegrenzungen, Überholverbote und andere „Verhinderungen“ brav eingehalten, werden wir langsam aber sicher zu zügigen Fahrern mit viel Spielraum im Interpretieren der Ge- und Verbote. Dazu muss ich sagen, dass die rumänischen Autofahrer sehr zuvorkommend sind. Mit ganz wenigen Ausnahmen fahren sie an den rechten Straßenrand um uns Motorradfahrer locker vorbeiziehen zu lassen. Da passt dann auch noch ein entgegenkommendes Fahrzeug auf der Gegenfahrbahn vorbei. Oh, ja, wir lernen viel…

Auf der Abfahrt vom Pass kommen wir doch tatsächlich noch in dichte Bewölkung mit leichtem Nieselregen und erfrischende Temperaturen begleiten uns zur Unterkunft in Jiet, bei Petrosani.

Ein beachtlich großes Blockhaus mit großer Terrasse und sehr schönen Zimmern kommt uns jetzt sehr gelegen. Es war ein anstrengender und erlebnisreicher Tag. Gutes Essen, freundliche Menschen, die gute Hopfenkaltschale und ein Billardtisch lässt uns wieder wach werden. Es wird noch ein langer Abend mit den bunten Kugeln und uns dreien. Ach, ja, Unterkunft für den nächsten Tag müssen wir ja auch noch suchen, für den nächsten Tag in Sibiu/ Hermannstadt. Und diese Suche ist noch recht zäh und dauert….

Erst gegen 24 Uhr fallen wir müde ins Bett.

 

– 163 km, Hermannstadt, Sibiu

Eine gemütliche Tour, mit einer Straße die aber auch wieder sehr reparaturbedürftige Beläge hat. Zudem und zu unserer Freude Schafherden, Esel, die völlig unerschrocken am Straßenrand stehen und Hunde die mitten auf der Straße ihr Mittagsschläfchen halten.

Die Schäfer sind nicht sehr amüsiert von uns Motorradlern. Wir grüßen schön und sind geduldig, warten bis sich die Herde etwas lockert und tuckern langsam hindurch. Der Wald ist hier so dicht und dunkel, dass ich gar nicht glauben kann, dass hier ein so massiver Kahlschlag der Wälder betrieben wird. Und doch ist es so. Schon um 15 Uhr erreichen wir Sibiu, Hermannstadt, in Siebenbürgen, der geographischen Mitte Rumäniens. Unser kleines Hotel befindet sich wieder mitten in der Altstadt. Die Motorräder konnten wir bis jetzt immer in sicheren Hinterhöfen oder auf Hotel und Pension eigenen Parkplätzen abstellen. So auch hier. Nach unseren Ankommensritualen folgt der Spaziergang auf einen Gemüse- und Obstmarkt. Bunt, laut und heiß ist es hier und hungrig sind wir auch. Damit ist alles gesagt, die Laune ist also klar beschrieben. An den vielen Imbissständen fällt die Wahl schnell auf das traditionellste Essensangebot. Micì, das ist Cevapcici auf rumänisch. Sehr fett, gut gewürzt und gut gegrillt, mit Pommes. Gesund und ausgewogen essen können wir zu nach der kalorienreichen Kost sieht die Welt doch wieder richtig schön aus. Das Bunt ist jetzt noch bunter und laut ist ein wunderschönes Stimmengewirr von gut gelaunten Marktschreiern.  Aber, die Pflicht ruft uns zurück. Müßiggang ist nicht angesagt. Unsere Motorräder wollen gut behandelt werden und schreien nach Kettenfett. Achim und ich finden einen Motorradladen, Internet macht´s möglich, dort kaufen wir die nötige Kettenschmierung.

Leider geht es Matthias heute nicht so gut. War das letzte Bier schlecht?  Nein, keineswegs, im Gegenteil, zu wenig Flüssigkeit in Form von Wasser und zu viel Sonne. . Matthias muss heute im Zimmer bleiben. Und er hat sich so auf Hermannstadt gefreut.

Eigentlich musst du jede Stunde einen Liter Wasser in dich reinschütten, was dazu führt das du auch gleich wieder das nicht verschwitzte Wasser in den Graben abgeben kannst. Der Lauf der Natur…

Achim und ich schlendern gemächlich durch die sehr schöne Altstadt, mit Überresten von mittelalterlichen Mauern und Türmen, ein Stadtfest mit vielen Menschen, Musik und Darbietungen sorgen für Unterhaltung. Eine Schauspielgruppe führt ein stummes, sehr trauriges und beklemmendes Stück auf, bei dem ich nur interpretieren kann, dass es sich um die Verbrechen an rumänischen Kindern während der Ceausescu- Zeit handeln könnte. Eine menschenverachtende Familienpolitik, die behinderte Kinder unsichtbar machte, indem sie sie einfach wegsperrten. Und nicht alle Kinder in diesen Heimen waren behindert.

Zur Erheiterung sorgt an einer anderen Stelle des großen Festes eine Kapelle mit traditionellen, rumänischen Musikinstrumenten. Geigen, Kontrabass, Zymbal, Akkordeon und Flöten mischen sich zu einer schnellen, rhythmischen, etwas schräg klingenden, freien Melodie, die einfach nur gute Laune verbreitet. Allerdings ist Achim nicht nach tanzen und ich will mir jetzt auch nicht einen netten Rumänen zum Abzappeln schnappen. Zurück in der Pension gibt’s noch einen Abendtrunk mit, dem wieder genesenen, Matthias und wir sind mal etwas früher in die Federn geschlüpft.

 

-169 km

Die Kirchenburgen und Klöster-Tour von Sibiu über die Salzseen bei Ocna Sibiului, Medias, Agnita, ist gemütlich, mit vielen Stopps und Möglichkeiten zum Fotografieren. Kamera raus, Kamera rein hält eben auf und so knipsen wir halt doch meistens mit dem Handy. Die Kirchenburgen, Slimnic, auf deutsch Stolzenberg, ist nur noch eine Ruine. Aber die in schön. Dann die geschichtsträchtigen Juwele- Seica mare/ Marktschelken. Axente Server/ Frauenburg, ein Museum, alles tippi toppi restauriert. Valea Villor/ Wurmloch, der nette Kurator mit Namen Hermann, hat viele Jahre in Deutschland gelebt und gearbeitet. Um so mit seinen Ersparnissen sein altes Elternhaus wieder zurückzukaufen. Und zu guter Letzt Kloster Biertan, in der Anlage gibt es sogar ein Ehegefängnis. Dort haben sie die Streithähne so lange auf engstem Raum eingesperrt, bis sie sich wieder einig waren. Schmales Bett, oh ja-die mussten wieder kuscheln, kleiner Tisch, zum eng beieinandersitzen.  Und alle stehen unter dem Schutz des UNESCO-Weltkulturerbes, also die Kirchenburgen, nicht die Ehepaare. Überhaupt…- Kirche und Burg, bißchen paradox. Hier fanden die Dorfbewohner Unterschlupf, wenn feindliche Truppen, meist Türken um ihr osmanisches Reich zu vergrößern, einmarschierten.

Also, weiter geht die Fahrt. Schon an den riesigen Plakaten am Straßenrand vorher, hat sich das Einkaufszentrum angekündigt, Lidl, Drogeriemärkte, Schuhläden. Das fußballfeldgroße Gelände bietet alles, was Du in den kleinen schnuckeligen Dörfern nicht mehr bekommst. Also wie bei uns. Die Jungen wandern ab, die Alten retten, was zu retten ist und betreuen die alten Gemäuer. Unsere kurze Begegnung an einer Imbissbude, mit einer Gabor, einer Romafamilie in Tracht, ist ein sehr schönes Bild. Allerdings hab ich mich nicht getraut sie einfach zu fotografieren. Ich habe einfach mit einer Andeutung und dem Handy in der Hand gezeigt, dass ich gerne ein Foto von ihnen und mit mir, machen würde. Die Frauen sind dabei sehr freundlich. Aber ihre Nachfrage bei den Männern, die nur so semilocker sind, hat eindeutig gezeigt, dass mein Fotowunsch nicht erfüllt werden kann. Vielleicht könnte ich da auch mit meiner EC-Karte einen Obolus entrichten? Ok, nein? Dann eben nur ein Foto aus der Hü den sehr bunten Röcken, den farbigen Blusen, geblümten Kopftücher, die sonnengebräunten Gesichter, mit pechschwarzen Haaren, dem Schmuck, den Männern in schwarzen Hosen, weißen Hemden und den klassischen, breitkrempigen Hüten hätte das schon ein schönes Bild gegeben. Sie waren sehr nett und haben mir zu verstehen gegeben, dass sie die traditionelle Tracht tragen.

Und wie wir später noch sehen können, sehen Zigeuner hier ganz anders aus, also sind in keiner Weise mit Sinti und Roma gleichzusetzen. Die einen haben Geld, die anderen nix. Also, im Sinne von gar nix.

In der Zwischenzeit hat Matthias unser Mittagessen am Stand geholt. Micí mit Pommes und frittierte Hühnchenteile mit Pommes, also wieder sehr gesund. Übrigens können wir auf unserer Reise an jeder kleinen Frittenbude mit der EC- Karte bezahlen.

 

Diese Landschaft mit ihren sanften Hügeln, den hoch stehenden Wiesen soweit das Auge reicht, Weinanbauterrassen, die nicht mehr bewirtschaftet werden, diese gut befahrbaren Straßen mit genussvollen Kurven, die rhythmischen Bewegungen links herum, rechts herum und wieder von vorne, der Duft nach Blumen und Wildkräutern – zum Weinen schön. Ich könnte nur noch so weiterfahren. Aber nein, ein kurzer heftiger Regenguss mit Gewitter zwingt uns zum Unterstellen. Aber ohne den Regen wär es ja auch nicht so satt grün und frisch. Und warm ist es ja auch. Und es riecht alles nochmal intensiver, irgendwie so grasluftschwanger.

Die heutige Unterkunft in Cartisoara, in der Casa Popa, eine Ferienwohnung, jeder hat wieder sein eigenes Zimmer mit Bad, wird von einem Ehepaar geführt, das den oberen Stock ihres Hauses vermietet. Mit einem selbstgebrannten Schnaps zur Begrüßung geht’s heiter weiter zum kleinen „Supermarkt“ an der Ecke, um Brotzeit und Getränk für den Abend und für unser Frühstück einzukaufen. Das Einschlafen fällt mir heute etwas schwer, da ja morgen ein Abenteuer auf uns zu kommt. Viel Vorfreude, großer Respekt.

– ca. 260 km

Die Transfagarasan

Wir haben echt Glück mit dem Wetter. Morgens sieht es von unserer Frühstücksterrasse ziemlich bewölkt und nach Regen in den Bergen aus. Es lockert sich aber nach und nach auf. Auf geht’s. Ja, es geht wirklich richtig hinauf. Die Streckenführung beeindruckend, genau wie die spektakuläre Sicht nach unten und oben, die Haarnadelkurven steil und eng. Der mäßige Verkehr lässt uns zügig aber entspannt nach ganz oben kommen,

 

immerhin 2042 Höhenmeter auf den Bálea Pass. Hier legen wir eine Pause ein. Das muß! Ein Stausee, so groß, mit einer ebenso imposanten Staumauer, sorgt für Staunen. Für die Abfahrt nach Curtea de Arges wurde uns angekündigt im unteren Drittel Bären zu sehen. Voller Spannung und Erwartung, wo er denn jetzt rumhängt, der Bär, werden wir ganz schön auf die Folter gespannt. Schon etwas enttäuscht darüber, keine zu sehen, gehen wir erstmal in ein sehr schönes Blockhausrestaurant und stärken uns mit Essen und Trinken.

Durch dunkle Wälder geht es weiter bergab. Ein Auto vor uns fährt sehr gemächlich um die Kurven und wir vermuten wieder einen recht schlechten Straßenbelag. Und da sehen wir ihn, den Bär.

Rechte Seite, ein riesiger brauner Kopf hat sich unter der Leitplanke durchgequetscht. So schnell wie ich das Handy hervorgeholt habe, bekommt der seinen Riesenschädel eh nicht wieder aus seiner Verklemmung. Mit Herzklopfen und der Hoffnung das ich mit meiner Vermutung richtig liege, habe ich mein Bärenbeweisfoto. Ich packe mein Handy schnell wieder weg und fahre im Schritttempo an der Gefahrenstelle in  Bärenform vorbei. Immer schön links neben dem vorausfahrenden Auto, meinem Schutzschild. In den nächsten Kurven gibt es noch einmal Adrenalinschübe. Wieder eine große Bärin, diesmal ohne Leitplanke, springt flink und leicht auf einen Straßenbegrenzungspfosten. Eventuell ist das hier ein Kindergartenausflug mit Müttern zur Nahrungsaufnahme. Ein Fahrer eines entgegenkommenden Fahrzeugs wirft eine Paprikaschote auf unsere Fahrbahnseite. Die Bärenmutter am Rand lässt ihr Junges auf die Straße laufen, um sich die Vitaminspritze zu holen. Die Bären sollten sich in ihrem natürlichen Lebensraum ihre Nahrung suchen und nicht von Touristen angefüttert werden. Ich weiß nicht ob ich ein zweites Mal das Handy zum Fotografieren zücken soll. Ist ja doch nicht ganz ungefährlich. Aber halt auch spannend. Ich tus. Alles easy. Bärenbabybilder, BBB´s auf der Platte.

Nach unserer aufregenden Begegnung werden wir wieder richtig durchgeschüttelt, auf einer Straße, die ihren Namen abermals nicht verdient hat. 20 km, tiefe Löcher in der Wegmitte, die mit einem langen, hineingesteckten Ast erkenntlich als Hindernis markiert werden. Abgebrochene, seitliche Straßenränder, mit einem roten Geschenkbändchen an 2 Eisenstangen befestigt, umflattern die Abbruchstelle. Hier ist mal Schluss mit Lustig und entspanntem Genießen. Wir entscheiden uns für die Überraschungsminimierung und  fahren langsam und hochkonzentriert. Und in eine ca. 14 km lange Baustelle. Im Stau, warten auf die grüne Ampel ist jetzt nicht so ganz unsere Vorstellung von Vorankommen. Also, noch etwas zaghaft, an den stehenden Fahrzeugen links vorbei, die Entgegenkommenden fahren auch so weit rechts, dass sich für uns eine breite Schneise bildet. Und nein, es ist keine Rettungsgasse. Die Rumänen sind halt einsichtig. Diese Haltung könnten wir hier bei uns auch mal verbreiten.

 

Und so kommen wir gesund und glücklich in Sinaia in der Casa Albert, gegen 19 Uhr an. Die Wirtin ist eine üppige, blonde, herzliche Frau, die uns mit selbstgebrannter flüssiger und selbstgebackener fester Nahrung empfängt. Ihre Restaurantempfehlung bedeutet für uns müdes Dreigestirn einen ungewollten, längeren Fußweg auf uns zu nehmen. Und das mit Hunger, es erfordert meine maximale Geduld und bedeutet für die nette Wirtin einen Abzug in der B- Note. Das bessert sich schlagartig als mein Magen Nahrung bekommt. Der Rückweg läuft sich mit guter Laune ja wieder deutlich gelassener. Wir gehen heute gefühlte 5 Minuten früher ins Bett. Die Möglichkeit den Tag auf sich wirken zu lassen, fällt dabei immer etwas zu kurz aus.

 

230 km bis Bicaz

 

Von Sinaia geht’s wieder ein gutes Stück zurück über Brasov. Im Übrigen ist das die Geburtsstadt von Peter Maffey. Leider ist er nicht zu Hause. Daher besuchen wir kurzerhand die sehr schöne, lutherische Kirchenburg Honigberg. Mit ihren 7 Wehrtürmen ist sie eine am besten erhaltene bäuerliche Wehranlage der Siebenbürger Sachsen. Ganz schön hoch, der Glockenturm. Ganze 56 Meter.

Eine besondere Schönheit ist der ursprüngliche Kapellenbau aus der Zeit um 1300 und die sehr gut erhaltene Kapellenausmalung aus dem . Was für eine märchenhafte Pracht in kaum verblassten Farben. Da sind wir ganz schön ehrfürchtig ob dieser kunstvollen Darstellungen. Tja, Kunst kommt halt von Können, wie schon Karl Valentin erkannte. Und nicht von wollen, sonst müsste es ja Wunst heißen…. :-))

Von hier aus geht es zur Abwechslung mal auf gut ausgebauten Straßen am Lacul Rosu, Roter See, auch Mördersee genannt, vorbei. Hier wollen wir ganz sicher nicht anhalten. Die Geschichte zur Entstehung der Mördersee- Sage würde an dieser Stelle den Rahmen sprengen.

 

Die eigentliche und spektakulärste Sehenswürdigkeit, die Transsylvanien gemeinhin ausmacht, ist ja doch das Draculaschloß. Also richtigerweise Castelul Bran. Da wir an einem Samstag diese Etappe fahren, sind auch noch ganz viele andere Menschen unterwegs. Die haben die gleiche Idee wie , überall und immer am Samstag. Egal wo. Schloss Neuschwanstein, auf Herrenchiemsee, Schloss Nymphenburg, Burg Eltz, undsoweiter undsofort. Was machen wir? Ein Foto. Und fahren weiter. In der Bizacschlucht, same- same, wenig different. Was machen wir? Ohne Foto weiterfahren.

Gut, gell?

 

Die Bilder in unseren Herzen bleiben. Unsere Augen knipsen die Fotos.

Unsere heutige Unterkunft finden wir in Dodeni. Ein richtig großes, ältliches Haus. Oberflächlich sauber, aber ordentlich, mit leicht angestaubtem Nippes und rumänischen Erinnerungsgegenständen, wie Schallplatten aus den 80er Jahren, die dazugehörigen ollen Plattenspieler, alte Wecker und Fotoapparate, historische Bilder, die Einrichtung mit großen Sofas und Sesseln, große Tische mit vielen Stühlen für eine große Familie, die hier wahrscheinlich mal alle unter einem Dach gelebt haben. Der Aufgang zu den Schlafräumen, mit einem Stiegengeländer aus Holz, vollbehängt mit rumänischen Wäschestücken, Unterröcke, Blusen, weiße, lange Unterhosen, alte Schuhe, bunte Schultertücher. Es muss das Gewand der ehemaligen Bewohner gewesen sein. Die Schlafräume, mit Durchgangszimmern, hätten für 12 gereicht. Die Dramaturgie ist schonmal eins a. Zu dritt haben wir also wunderbar Platz. Rumänische Muster auf der Bettwäsche, weiße Spitzenvorhänge mit roten Übergardinen, ganz zauberhaft.

In den vierstöckigen Plattenbaugebäuden in der Nachbarschaft gibt es einen kleinen Supermarkt. Abendbrotzeit eingekauft, mit lecker Bierchen. Ach ja, heute wird ein EM Fußballspiel übertragen, hab aber nur bis zur Halbzeit durchgehalten. Umrahmt von üppigen Federkissen einen tiefen Schlaf geschlafen.

 

Vatra Moldovitei, ca. 170 km durch die Bukovina

 

Kopfweh am Morgen ohne vorabendlichem Grund. Gemeiner geht’s doch gar nicht. Bude aufräumen, packen und bitte schnell weg. Um einen ersten Kaffee zu trinken, bin ich noch schneller als sonst. Das sind meine Wünsche ans Universum in diesem Moment.

Hat geklappt. An der Tanke in Bicaz. Zuerst Nahrung in Form von Benzin für meine Kleine, dann bekommt Mutti das Kopfwehgegenmittel, dazu ein verpacktes, breiweiches Tankstellencroissant. Welch ein Genuss. Mein Kopfinhalt ist wieder aufnahmefähig und bereit für neue Eindrücke. Die lassen auch nur 20 Meter auf sich warten. An der Ausfahrt der Tankstelle steht eine sehr junge Frau, vermutlich die Mutter der 3 kleinen Kinder, das Jüngste auf dem Arm. Das kleine Grüppchen wirkt sehr verwahrlost, die Kinder, barfuß mit aufgerissenen Versen, zerlumpte, schmutzige Hosen und Hemdchen, verfilzte Haare. Der ca. 6-jährige Junge bekommt von der Mutter ein Tuch aus einer Plastikverpackung und reinigt sein Gesicht. Als die junge Frau ein weiteres Tuch dieser Verpackung entnimmt, hält sie es mit ausgestrecktem Arm einem ankommenden Fahrzeug entgegen. Will sie es verkaufen? Diesen Anschein macht diese Situation und das die kleine Roma-Familie zu den Ärmsten der Armen gehören. Ausgegrenzt und mit sehr wenig Chancen das eigene Leben zu verbessern.

Dieser Eindruck hat mich sehr berührt und das Gefühl spielt sich außerhalb meines Sprachzentrums ab.

Hat etwas gedauert bis ich wieder für die Schönheiten des Landes bereit war.

Die sind aber nun mal da und zwar auch in Form von stattlichen Klöstern, die wir auf traumhaften Straßen, durch ewig lange Straßendörfer, mit lieblichen, kleinen, geduckten, sehr gepflegten und bunten Häuschen im wahrsten Sinne des Wortes erfahren. Und dieses Gefühl vermittelt mir einen Hauch von „damals“. Der Weg führt uns zum Kloster Agapaia, ein rumänisch- orthodoxes Nonnenkloster.  Anschließend Kloster Varatec. Um die 1808 erbaute Klosteranlage stehen kleine Häuschen, in denen die Nonnen leben und arbeiten, umrahmt von märchenhaften, gepflegten Gärten. Und zu guter Letzt zum Kloster Moldovita, ebenfalls ein rumänisch- orthodoxes Frauenkloster, mit byzantinischer und gotischer Architektur.

Durch die Bukovina zu fahren ist einfach nur ein Traum. Diese hügelige Landschaft mit blühenden Wiesen, den gelben Weizenfeldern, Schafherden, die im Schneckentempo die Straße queren, dieses honiggelbe Licht. Ein paar wenige Kinder spielen auf der Straße, die Älteren sitzen vor ihren Häusern, genießen die Abendsonne, ein Esel ist ausgebüxt und rennt im Zick Zack über die unbefestigte Fahrbahn, der hinterherlaufende Bauer versucht verzweifelt ihn wieder einzufangen. Die Krönung dieser beschaulichen Szene ist ein gemächlich dahin zuckelndes Eselfuhrwerk. Sehr entspannt und beseelt von diesem schönen Tag finden wir unsere heutige Bleibe in Vatra Moldovitei in der Cabana Piatra Runcului. Also wer in Rumänien keine schönen Übernachtungsmöglichkeiten findet, dem ist nicht zu helfen. Vielleicht sind wir ja noch nicht in der Hauptsaison.

 

Wir beziehen unsere schönen, gemütlichen Zimmer. Bißchen Seele baumeln lassen und die Ruhe genießen. Ich lass die beiden Herren ohne mich noch ein Kloster in der Nachbarschaft ansehen.  Und hier finde ich auch endlich die Gelegenheit mal meine Beine ins Wasser zu stellen. Durch den schönen Garten der Pension führt ein kleiner Weg durchs Dickicht zu einem Bachlauf. Ist zwar nicht tief genug zum kompletten Eintauchen aber es reicht bis zu den Knien und bringt Erfrischung in märchenhafter Umgebung. Da steh ich nun, umspült von frischem, kühlem Wasser und es ist gerade so wie es ist, genau richtig. Großes Kino.

Zum Abendessen treffen wir uns wieder im Gartenpavillon. Die Wirtin kocht hier selbst und es gibt gemischtes, gekochtes Fleisch mit Gemüse. Sehr schmackhaft. Wobei ich bei manchen, in der Form undefinierbaren, hellen Stückchen mir gar nicht sicher bin, es vorher jemals gesehen zu haben. Kutteln? Vielleicht? Runter damit.  Um diese Wahrnehmung abzumildern, komme ich auf eine ganz verrückte Idee: Alkohol. Geht doch.

 

Es hat mir nicht geschadet und die Nacht hat mich gut schlafen lassen.

 

– Targu Lapus/ Baiut- 208 km

 

Wieder so ein üppiges Frühstück. Erst denke ich, das schaffe ich nie. Aber irgendwie kann ich dann das liebevoll hergerichtete Mahl doch nicht stehen lassen. Und über den Tag verteilt ruckelt sich das kalorienreiche Essen bei Lochplattenstraßen schon wieder zurecht. Auf der Hüfte machts dann Halt…

Jetzt müsste ich mich schon wieder Wiederholen. Mach ich aber nicht. Ich schreibs mal einfach so… zauberhaft. Neu war heute eine Holzkirche aus dem 17. Jhdt. Mit einem Friedhof drumherum und einer Blumenwiese die wahrscheinlich Jahrhunderte nicht gemäht wurde. Die krumm und schief stehenden Holz- und Metallkreuze überwuchert mit Gras und blühenden Blumen. Und die ganz besonders frisch aussehenden Orchideen? Sind- jawoll- aus Plastik. Es wird sich also noch gekümmert, um die Ahnen.

Die Bauweise verändert sich von Blockhäusern mit riesigen, beeindruckenden Einfahrtstoren aus Holz mit üppig geschnitzten Geschichten, auf Steinhäuser die mit reich verzierten Kacheln geschmückt sind.

Im Gegensatz zu Baiut, einer kleinen Stadt in Siebenbürgen. Durch diese kommen wir auf dem Weg zur Unterkunft bei Papa John in Bontida. Da denken wir drei gleichzeitig das Gleiche. In diesen ollen Buden werden wir nicht übernachten. OH, N E I N !!! Total zerfallene Häuser, alte Ruinen, die wohl mal Fabrikgebäude oder Militäranlagen waren. Dazu düstere Gestalten, am Straßenrand rumlungernd, zerlumpt, vermüllt- Hallo! Bin ich noch in Rumänien? Ok, traurig, aber wahr. Die Zigeuner sind nicht erwünscht und ziehen sich in  diese abseits liegenden, nicht mehr genutzten Gebäude zurück. Kein Geld, keine Lobby, dafür viel Kriminalität.

Wenige Kilometer weiter dann die Erleichterung. Alles wieder hübsch und liebevoll hergerichtet. Papa John erwartet uns mit gewohnter Ordentlichkeit und alles, was der müde Motorradfahrer braucht. Also Essen und kühle Getränke, ein frisches Bett und eine Dusche.

   Garda de Sus/ Bubesti- 313 km

 

Unser Plan heute: ein Salzbergwerk besuchen. In Turda. Da es heute zur Abwechslung mal etwas bewölkt ist, kommt uns so eine Besichtigung unter Tage gerade recht.  Laut Reiseführer ein Muß, unbedingt anschauen. Nach gefühlten 1000 Kirchenburgen und Klöstern eine willkommene Abwechslung. Achim, unser Navigationstalent und sein Adjutant Matthias geben die Route ins Systhem ein. Matthias voraus, ich wieder mittig, Achim als Lumpensammler, so fahren wir der Vorgabe nach. Die Vorgabe hat immer recht und das Problem sitzt immer vor dem Bildschirm. Wenn das allerdings zwei Mal hintereinander passiert, hört der Spaß endgültig auf. Wieso verflixt nochmal finden wir dieses Salzbergwerk nicht? Beim dritten Versuch, dieselben Straßen wieder nach Navi gefahren, entdeckt Achim den kleinen Abzweig, der in ein Industriegelände führt. Aha! Kein Hinweisschild zu diesem, angeblich, touristischen Hotspot. Warum lassen die Betreiber sich diesen Besuchermagnet entgehen, indem sie nicht ausreichend beschildern?

Komisch. Da ist er doch, der große Parkplatz mit vielen Autos. Da scheint ja was los zu sein. Motorrad abstellen, Helm ab, Jacken aus, alles abschließen und zum Eingang des Kassenhäuschen laufen. Wir freuen uns schon in den kühlen Stollen zu kommen.

Das Kassenhäuschen ist aber keins. Dafür der Eingangsbereich für die Arbeiter im Salzbergwerk. Also wenigstens ist es ein Salzbergwerk, allerdings nicht zum Besichtigen. Das ist ganz woanders. Echt jetzt? Tja, zu früh gefreut. Wir entscheiden uns aus nervlichen Gründen auf das „musst Du unbedingt gesehen haben Salzbergwerk“ zu verzichten. Es gibt ja auch schöne Bilder davon auf der Website. So toll kann man die gar nicht selbst fotografieren. Und ja, wir reden uns unser Versagen im Navigieren schon schön.

Dann schnell wieder weg, zuerst auf einer Schnellstraße. Ähnlich einer kleineren, gut ausgebauten Autobahn gen Westen.  Diese Richtung erfüllt mich mit Wehmut. Westwärts istgleich heimwärts. Alles hat ein Ende um dann wieder was Neues anzufangen. Immer das Gleiche und nie Dasselbe.

Gut, aber erst mal was Essen.

 

Oh, oh, da braut sich was zusammen. Es wird düster. Und weil wir schlau sind, ziehen wir unsere Regenkombis an. Unsere Weisheit wird belohnt, denn gleich schüttet es wie aus Kübeln. In einer kleineren Stadt ist von der vorherigen großen Hitze der Teer derart weich geworden, das die durchfahrenden Laster tiefe Fahrrinnen im Straßenbelag hinterlassen haben. Da heißt es jetzt Augen auf und durch. Immer schön auf der verbleibenden Erhöhnung der Rinnen. Hat ja fast Spaß gemacht. Wie Pfützenspringen in der Kindheit. Es wird wieder hügelig, kurvenreich und vor Allem trocken. Die kleinen Orte haben deutsche Namen. Offenburg, Goldbach, Großschlattan. Die letzten Holzkirchen, die letzten großen, geschnitzen Einfahrtstore, soviel Wald, so schöne will da unbedingt wieder hin. Ist ja ganz in Ordnung das der Himmel nicht mehr so blau ist. Wolkenverhangen lässt es sich leichter Abschiednehmen.

Unsere Unterkunft ist in Bubesti. Hübsches Hotel in den Bergen auf 1140 m. Und durch die dichten, tiefhängenden Wolken ist es auch ungewohnt frisch und feucht. Mein klitzekleiner Spaziergang ums Haus zeigt mir eine traumhafte Kulisse. Einzelne kleine Häuschen, ein paar Kühe und Schafe verschwinden zur Hälfte im Nebel, der in Zeitlupe über die Wiesen und Wälder wabert. Vor unserem kleinen Hotel gibt es eine ca. 20 qm große Grünfläche, leicht erhöht und mit Steinen ummauert. Da scheint das Gras besonders grün und frisch für eine einzelne Kuh. Die weiß halt auch was gut ist. Wahrscheinlich ein Geheimtip unter den Widerkäuern.

Die Kuh hat Hunger, ich auch. Um 20 Uhr gibt’s auch für uns was zu Essen, dazu einen richtig guten Wein aus Rumänien. Wir erzählen uns noch ein paar Episoden aus unserem Leben. In diesen letzten gemeinsamen Tagen haben wir uns ja ganz gut kennengelernt. Wobei uns dreien vorher schon klar war, dass das mit uns ganz gut klappen kann.

Und so gehen wir beseelt vom Wein und guten Gesprächen ins Bett.

 

– Arad, letzter Rumänientag

 

Der Nebel vom Vortag hat sich noch mehr verdichtet und es sieht schwer nach Regen aus. Wir steigen in unsere Regenklamotten und fahren los. Und zwar im Schneckentempo. Die Sicht ist praktisch nicht vorhanden. Vielleicht 10 meter kurz. Und trotzdem ist es wunderschön durch diesen Märchenwald zu fahren. Die Strecke ist auch ohne Sicht wunderschön. Nach jeder Kurve, könnte eine Fee oder ein Waldschrat hinter den vernebelten Bäumen hervorgucken. Es duftet nach nassem Holz, Moos, Erde. Ich kann die Nässe riechen. Meine Sinne sind vermutlich so geschärft weil sie wissen, das mein erlebter Traum morgen vorbei ist.

Damit ich nicht zu wehmütig werde in dieser dunstig, verhangenen Welt klart es wieder auf und somit auch der Blick aufs Wesentliche. Auf die Straße die uns schnurstracks nach Arad führt. Ein kurzer Zwischenstop in Ineu um die Burg aus dem 13. Jhd. zu besichtigen. Die Festung verlor an Bedeutung, wurde aber im 19. Jahrhundert im neoklassischen Stil restauriert. Also, entweder die bauen da immer noch dran rum, oder schon wieder. Auf jeden Fall konnten wir nur eine riesige Baustelle besichtigen.

Unser vorgebuchtes Hotel Crisana in Arad liegt an einer vielbefahrenen Straße. Die Motorräder stehen aber kühl und sicher in der Tiefgarage. Na, dann, auf geht’s, Arad besichtigen, zu Fuß natürlich. Der Weg in die Altstadt ist zwar nicht sehr lang, aber umso mehr sehr häßlich. Über eine lange Brücke, mehrspurige Schnellstraße, heiß, staubig, bähhh. Alles bißchen lieblos. Bis wir zur historischen Altstadt kommen, sehen wir noch ein verlassenes Freibad. Mit zerlöcherten Wasserrutschen, kaputten, verrotteten Kinderplanschbecken, ehemals wasserspeiende Plastikfiguren und völlig zerstörte Kinderspielplätze. Hab ich doch schon mal irgendwo gesehen? Genau- die Bilder von verlassenen Spielplätzen in Tschernobyl. Uiuiui, nicht schön, das Ganze. Die Krönung ist dann ein merkwürdig aussehendes Lokal, ein ebenerdiger Flachbau, daneben ein eingerüstetes hohes Gebäude. Das Gerüst ist mit einer Plane verhängt, die mit einem Foto von Schloß Weißnichtwiesheißt bedruckt ist. Davor steht ein alter Trabbi in hellblau mit Hochzeitsblumenschmuck auf der Motorhaube. Die Firma wirbt für Hochzeitsevents vor dieser spektakulären Kulisse. Sehr reizvolle Location.

VORHER

NACHHER

In der Altstadt angekommen überraschen uns die monumentalen Prachtbauten und Kirchen. Im Besonderen die rumänisch- orthodoxe Kathedrale des Heiligen Johannes des Täufers. Echt gewaltig, vor allem im Inneren der Kathedrale. Über und über mit Gold ausgeschmückt. Mit hohen Kuppeln, bunten Fenstern, die Farbe blau überwiegt. Echt prachtvoll. So ein krasser Gegensatz zu dem vorher Gesehenen. Die orthodoxen Kirchen  in Rumänien sind recht staatsnah, zudem gewinnorientiert und daher auch ziemlich mächtig. Da gibt dann schon ein paar Leu`s mehr für das eine oder andere Goldtäfelchen für die Wandvertäfelung.

So, jetzt reichts aber mit Monumentalbauten. Jetzt gibt zur Abwechslung was bodenständiges in Form von Burger und Bier. Ja, das gibt es hier auch. Eine hübsche, kleine Minizeltbauwagenimbissbude springt uns förmlich an. Lauter junge Leute, wir erhöhen den Altersdurchschnitt enorm. Wir fühlen uns sehr wohl und genießen unseren letzten Rumänienabend. Ach, war das alles schön.

 

Ich beschreibs jetzt mal mit einem Liedtext von Reinhard Mey:

 

… Gute Nacht, Freunde, es wird Zeit für uns zu geh´n,

was ich noch zu sagen hätte, dauert eine Zigarette

und ein letztes glas im Steh´n….

 

Tja, er hat schon gewusst wie man Abschied beschreibt. Ich hätte es nicht besser gekonnt.

 

-durch Ungarn, nach Györ

 

Unsere Fahrt durch Ungarn verläuft nicht gerade spannend. Aber irgendwie wirkt diese Weite auf´s Auge und die Stimmung. Ist sehr beruhigend. Ungarn ist halt einfach recht platt. Kann man weit gucken. Rechts und links riesige Sonnenblumenfelder. Die große Sonne im Osten steht noch flach und strahlt auf unsere Rücken, Millionen von kleinen Sonnen an unseren Seiten. Ist das schön!

 

Da bekommen auch die vielen Lkw´s etwas geradezu liebreizendes.

 

Aber auch die Durchquerung hat mal ein Ende und wir landen wieder in Györ. Im Hotel angekommen fragt uns der Eigentümer, wo wir herkommen und hinwollen. Unsere Antwort hat ihn scheinbar nicht sonderlich überrascht. „Warum immer Rumänien? Rumänien, Rumänien, alles Verbrecher. Warum nicht Ungarn, ist doch auch schön hier.“

 

Da hat er eigentlich recht. Ich überlege ernsthaft Ungarn eine Chance zu geben.

 

Nun gilt es auch hier Abschied nehmen, in der geschichtsträchtigen, schönen Altstadt.

 

Wenn wir morgen durch Österreich fahren, sind wir ja eigentlich fast schon daheim. Das kenne ich, das ist mein Wohlfühlbereich und vermittelt mir ein watteweiches Heimatgefühl. 

Und genauso ist es.

 

  Ankunft in Untergriesbach, Landhotel Obermüller, Spa und Wellnessoase

 

Es ist für mich plötzlich wieder ein Gefühl von „Willkommen in der Gegenwart“.

 

Wir wurden von Kati und Steffi aufs Herzlichste empfangen. Wir freuen uns alle gesund und glücklich angekommen zu sein. Alles ist gut und fein.

 

Meine Gefühle über das Wiederheimkommen kann ich gar nicht so schnell erfassen. Sie wechseln sich ab zwischen der Euphorie wieder zu Hause zu sein und der Sehnsucht weitere Reisen und Entdeckungen zu machen.

 

Fazit: Das Reisen in die Fremde macht was mit Dir. Es öffnet Dein Herz. Es macht Dich mutig. Es macht Dich frei. Und es besteht erhöhte Suchtgefahr.

Eure Barbara Fux aus München

Jetzt noch ein paar weitere Bilder

Text und Bilder von Barbara Fuchs




Ein TMOC-Frischling und die JHV 2024

Kurz nachdem ich Anfang 2024 Mitglied im TMOC geworden bin, flatterte auch schon die Einladung zur JHV ins Haus. JHV? Pflichttermin! Auch für mich als TMOC-Frischling. Bezogen auf meinen Lieblingsfußballverein sagte ein Freund einmal zu mir, er wäre nur deshalb Mitglied, damit er einmal im Jahr zur JHV kann. Zugegeben, damals war das auch jedes Mal ein turbulentes Event mit viel Unterhaltungsfaktor, aber eine JHV bietet neben einem Wochenende Spaß eine gute Gelegenheit, den „Verein TMOC“ und viele Club Member im realen Leben kennenzulernen. Außerdem bringt man mit der Teilnahme auch die verdiente Wertschätzung denjenigen gegenüber zum Ausdruck, die übers Jahr viel Zeit, Arbeit und Herzblut einbringen, damit das Ganze für alle anderen funktioniert. Diesen dafür auch an dieser Stelle ein fettes Dankeschön!

Also fix den Termin notiert, das Hotel gebucht und mich in die Teilnehmerliste eingetragen. Für Mitte April bestand zwar das Risiko, dass das Wetter eine Anreise per Motorrad noch nicht ermöglicht, aber notfalls geht ja auch mal ne Dosenreise. Was nimmt man als Mitglied nicht alles auf sich. 😉

(so, nachdem alle Nicht-Anwesenden nun ein schlechtes Gewissen haben, geht sie los, die wilde Fahrt 😉 )

Je näher der Termin rückte, desto besser wurden aber die Wettervorhersagen und so konnte ich die Reise nach Schotten dann doch mit meiner “Molly” in Angriff nehmen. Da sie erst seit Februar bei mir in der Garage steht, eine wunderbare Gelegenheit, nicht nur den TMOC, sondern auch gleich meine America richtig kennenzulernen.

Dann war das JHV-Wochenende da und am Freitag morgen sattelte ich die Lady und machte mich auf den Weg gen Süden. Anfangs war es noch etwas kühl und vor allem sehr windig und ich musste die ersten 100 km auf ausgetretenen Pfaden zurücklegen. Es sind ja immer die Strecken, die man auf diverseste Art und Weise bereits hunderte Male in seinem Leben abgerissen hat, die ermüdender sind als die letzten Kilometer einer langen Reise. So war es auch diesmal. Bis Braunschweig langweilig und ob Verkehr und Wetter etwas anstrengend, südlich von Kassel dann interessant. Dazwischen gab es außer Mollys ersten Autobahnkilometern, seit sie bei mir ist, primär „Strecke abreißen“.

Mit jedem Kilometer gen Schotten aber wurde das Wetter besser und die Straßen schöner zu fahren. Die Entscheidung, mir Zeit zu nehmen und möglichst wenig Autobahn zu nutzen, war goldrichtig. Die Anreise gestalte sich so nicht als reine Anreisefahrt, sondern als schöne und letztlich auch entspannte Tour.

Angekommen an der „Birke“, wurde ich gemeinsam mit Karin – die zu dem Zeitpunkt unbekannterweise direkt vor mir mit ihrer Tiger ankam – herzlich von Harald willkommen geheißen und direkt in die Gaststube beordert. Na gut, Einchecken und Zimmer kurz beziehen war erlaubt. Am Abend trudelte dann auch der Rest der HH/S-H-Abordnung ein und wir hatten einen gemütlichen Abend in kleiner Runde. Da auch Harald mit der Bobber da war, planten wir dann für den Samstag eine gemeinsame Tour zu Dritt. Ich hatte „zur Sicherheit“ (haben ist besser als brauchen) zuhause eine Rundtour aus dem Netz geladen und so konnten wir die reine Planungssession kurz halten. Es war mehr eine „Verabredung“ zur gemeinsamen Runde.

Die triumphalen 17er

Samstag dann Kaiserwetter – was auch sonst, wenn der König dabei ist. Da ich mich als Tourguide doch etwas unwohl gefühlt hätte, übernahm Karin nach Abgleich unserer Navidaten dankenswerterweise die Führungsrolle. Das war toll. Uns erwartete ein wunderschöner Fahrtag durch eine klasse Landschaft. Viele schöne Kurven auf kleinen Straßen mit sehr wenig Verkehr in einer sehr abwechslungsreichen Landschaft. Mal Wald, mal grüne Wiesen. Blühende Rapsfelder und Obstbäume zauberten dazu eine Blüten- und Farbpracht an die Straßenränder und ließen uns die diversen gesperrten Straßen und Navischleifen geduldig ertragen und die Fahrt genießen.

Das Navi „erlaubte“ uns schließlich auch, die heute noch existierenden und offenen Teile des Schottenrings samt S-Kurve mehrfach zu durchfahren. Lediglich die Straßensperren trieben unseren Tour Guide öfters an den Rand der Verzweifelung. Da braucht es dann auch keine Helmkommunikation, um Gefühlslagen zu verstehen. 😉

Die Hessen dort sind allerdings fair – die Straßen waren jeweils für alle Verkehrsteilnehmer gleichermaßen gesperrt, nicht nur für uns Motorradfahrer. Warum dann aber ausgerechnet an diesem Wochenende, bleibt wohl ihr Geheimnis. Die Veranstalter der Rainroder Zeltkirmes haben dadurch vermutlich sehr wenig Besucher von außerhalb begrüßen können. Aber vielleicht war das ja gewollt? War man irgendwie doch zum Festplatz vorgedrungen, war alles zu. Sehr zum Leidwesen von Harald, aber ob er zu einer anderen Zeit dort seine gewünschte Lachssemmel bekommen hätte, darf durchaus bezweifelt werden. Als typische Fischereigegend stellte sich der Vogelsbergkreis jedenfalls nicht dar. So haben wir uns andernorts mit Eisbechern getröstet – schmeckt ja auch besser. 😉

Triumphale Eispause

Am frühen Nachmittag ging eine wunderschöne Tour dann an der Birke zu Ende. Danke euch beiden nochmal für die schöne Fahrt. Wie auch sonst am Wochenende hatte ich nie Gefühl, erst ganz neu dabei zu sein. Von Beginn an – sei es beim Bierchen oder eben auf der gemeinsamen Ausfahrt – habt ihr mich gleich als einen der Euren aufgenommen. Stark.

Am Hotel war die Sonnenterasse dann schon gut gefüllt und auch weitere Motorräder unser aller Lieblingsmarke sammelten sich auf dem Parkplatz. Beides ging den Nachmittag über weiter und am Ende waren über 30 TMOCler mit doch etlichen Triumphs vor Ort. Gut gelaunt und bei dem ein oder anderen isotonischen Kaltgetränk näherten wir uns dann dem offiziellen Teil des Wochenendes.

Die TMOC JHV, der eigentlich Anlass des Treffens begann. Dieses Mal standen keine Wahlen an und die Anzahl der Anträge war sehr niedrig – es gab nur einen. So war dieser Teil des Tages dann doch recht kurz – vor allem für eine JHV, wie ich sie von anderen Vereinen her kenne. Aber für mich gab es durch die Berichte des Vorstands und die Diskussionen zu verschiedenen Themen einen guten Einblick in das Vereinsleben und die Rahmenbedingungen. In meinen Augen ist die Art, wie man miteinander diskutiert, redet und auch mal sachlich streitet immer ein guter Indikator für das Miteinander im Club. Und hier gibt es nur Positives zu berichten.

Über den Rest des Abends, schwarze Hähne und Küken, Kümmel und ähnliche Gewürze und die Inhalte so manchen Gespräches hülle ich den Mantel des Schweigens. Whatever happens in the Birke stays in the Birke! 😉

Am nächsten Morgen genossen dann alle noch das gute Frühstück des Hauses. Als das Thema eines Gespräches dann auf Irland und Whiskey kam – zwei meiner Lebenselixiere – musste ich dann doch schnell los. Der Durst, der Durst. Und Molly rief auch schon. Tja, kaum ist der Hund nicht dabei, muss das Moped ausgeführt werden. Irgendwas ist irgendwie immer.

Aber es gibt schlimmere Schicksale. Das Wetter war schließlich weiterhin prima und ich konnte noch einmal ausgiebig Landschaft und Kurven der kleinen Straßen genießen. Es war zwar nicht leicht, die ganzen Streckensperrungen zu umfahren – insbesondere, da das Navi sich deutlich von diesen angezogen fühlte. Manchmal ist es dann eben doch hilfreich, einen recht guten natürlichen Orientierungssinn zu haben und auch Straßenschilder lesen zu können. Das half dann bis kurz vor Kassel und führte mich immer wieder kleine verlassene Landstraßen mit besten Kurven auf zumeist schönem Asphalt entlang. Das schafft zwar nicht schnell Strecke, aber zaubert ein Dauergrinsen ins Gesicht. Zumal Molly auch richtig Spaß hatte und eine fantastische Helferin dabei war und ich den ganzen Tag Zeit hatte. Irgendwann aber wechselte ich dann doch für längere Streckenabschnitte auf die Autobahn und bahnte mir so meinen Weg nach Hause. Schade eigentlich, ich hätte noch ein wenig so weitermachen können.

Ich habe das ganze Wochenende über schöne neue Strecken erfahren können und viele supernette Menschen kennengelernt. Dazu einen toll organisierten und lebendigen Club. Schade, dass das Wochenende so kurz und schnell vorbei war, aber die nächsten Veranstaltungen werfen ja schon ihre Schatten voraus. Gut, dass die Maiausfahrt nicht mehr so lange hin ist. Ich freu mich sehr, dann noch mehr TMOC erfahren und Menschen kennenlernen zu können. Danke für die tolle Aufnahme. Ich bin richtig beim TMOC Germany!

cu on the road oder beim nächsten Treffen
snief




TMOC Jahreshauptversammlung 2023

am 22. April 2023 in Schotten

Die Jahreshauptversammlung des TMOC fand auch dieses Jahr wieder im bewährten Landgasthaus zur Birke in Schotten statt. Bereits im Vorfeld hatte der Vorstand zu einer regen Teilnahme ermuntert, da aufgrund des starken Mitgliederzuwachses der letzten Jahre einige wichtige Beschlüsse gefasst werden mussten. Unter anderem ging es um die Erweiterung des Vorstandes, um den Mehraufwand an Vereinsarbeit stressfreier in den Griff zu kriegen.

Die Anzahl und Zusammensetzung der 35 JHV-Teilnehmer bildete einen repräsentativen Querschnitt des TMOC ab, es waren sowohl Vollmitglieder (27), Familienmitglieder (6) und Ehrenmitglieder (2) vertreten. Gleiches traf auch auf die regionale Zusammensetzung zu: vom Wilden Westen zum Rauen Osten, vom Hohen Norden zum tiefen Süden waren TMOC-Mitglieder per Motorrad oder Auto zur JHV angereist.

Präsi Michael Ochs eröffnete um 18:00 Uhr die Versammlung und begrüßte die Teilnehmer. Es folgte eine Schweigeminute für verstorbene Mitglieder und die Verlesung und Genehmigung des vorjährigen JHV-Protokolls. Weiterhin informierte Michael ausführlichen über die Entwicklung der TMOC-Mitgliederzahlen, deren Altersstruktur und Motorrad-Präferenzen. Bedingt durch den beträchtlichen Mitgliederzuwachs wurde eine leichte Verjüngung des Clubs festgestellt. Die Mehrzahl der Mitglieder fahren mittlerweile Hinckley-Triumphs, es besteht aber noch immer ein ansehnlicher Stamm von Mitgliedern, die ihren Meriden-Triumphs die Treue halten oder auch beide Kategorien in der Garage haben.

Im nächsten Tagesordnungspunkt berichtete Ulrich Lohrengel als ILO (International Liaison Officer) über die vorjährigen Aktivitäten der WATOC (World Association of Triumph Owners Clubs), insbesondere über das WATOC-General Meeting, das im Oktober 2022 vom TMOC in einem Harzer Biker-Hotel ausgerichtet wurde. An diesem Meeting nahmen die Vertreter von Triumph Clubs aus England, Frankreich, Dänemark, Schweden und Holland persönlich teil; die Vertreter aus Neuseeland und Australien waren online zugeschaltet.

Nach dem Bericht des Kassenwarts und der Kassenprüfer und der nachfolgenden Entlastung der Kassenprüfer und des Vorstands erfolgte eine Neuwahl des Vorstands. Mit überwiegender Mehrheit wurde der bestehende Vorstand in seinen Ämtern bestätigt und als zusätzliches Vorstandsmitglied Katrin Horst in die Position der Schriftführerin gewählt.

Mit der Wahl der Kassenprüfer für 2023 war die feste Tagesordnung der Jahreshauptversammlung um 20:00 Uhr abgearbeitet. An der überwiegend einvernehmlichen und harmonischen Diskussion der verschiedenen Beschlusspunkte war erkennbar, dass die Arbeit des Vorstandes in 2022 von der Mitgliedschaft positiv bewertet wurde. Einzelheiten zur Beschlussfassung können im Protokoll der Jahreshauptversammlung eingesehen werden, dass im Mitgliederbereich der TMOC-Webseite veröffentlicht wird.

Gestärkt durch ein gutes Abendessen aus der Küche des Landgasthauses wurde der letzte Tagesordnungspunkt ‚Verschiedenes‘ in Angriff genommen. Unter anderem fasste darin der Vorstand noch einmal die für die kommende Saison geplanten Aktivitäten, Treffen und Ausfahrten zusammen und stimmte Einzelheiten über Organisation und Ablauf mit den Mitgliedern ab. Weiterhin wurden sowohl vom Vorstand als auch von den Mitgliedern Vorschläge für weitere Aktivitäten unterbreitet und besprochen.

Die Jahreshauptversammlung wurde durch den Vorstand um 22:30 Uhr beendet und man ging zum gemütlichen Teil über, der sich für einige standhafte Mitglieder und Vorstände feuchtfröhlich bis in die frühen Morgenstunden hinzog. Alles in allem ein vielversprechender Start in die Saison 2023!

 

Bericht: Ulrich Lohrengel

Fotos: Ulrich Lohrengel und Thomas Rosenfeld




WATOC Challenge Ergebnisse 2022

Trotz Corona haben wieder viele Mitglieder der angeschlossenen Clubs vom WATOC an der jährlichen WATOC Challenge teilgenommen.

 

Besonders freut uns, dass unser neues Mitglied Paul ten Brooke den 2. Platz belegt hat.

 

Gratulation an die 5 ersten Plätze – super Leistung!

1. Platz – Asa Runzell und Morten Lystad / TOMCC Schweden – 329 Punkte

5 Ausland Treffen               95 Punkte

2 inländische Treffen          20 Punkte

18 Ausland POI                   180 Punkte

17 Inland Triumph Händler  34 Punkte

 

2. Platz – Paul Ten Brooke / TMOC Germany – 105 Punkte

1 Ausland Treffen               10 Punkte

1 Inland Treffen                 10 Punkte

3 Inland POI                       15 Punkte

1 Ausland POI                     10 Punkte

8 Inland Triumph Händler    16 Punkte

11 Ausland Triumph Händler 44 Punkte

 

3. Platz – Kenth Olaf Sjolin / TOMCC Schweden – 50 Punkte

2 Ausland Treffen               130 Punkte

2 Inland Treffen                 20 Punkte

 

4. Platz – Geoff Walton / TOMCC UK – 35 Punkte

2 Inland POI                       10 Punkte

3 Inland Triumph Händlers    6 Punkte

1 Ausland Treffen               15 Punkte

1 Ausland Triumph Händler 4 Punkte

 

5. Platz – Ingemar Morten / TOMCC Schweden – 30 Punkte

1 Ausland Treffen               15 Punkte

1 Inland Treffen                 10 Punkte

3 Inland POI                       15 Punkte




WATOC Meeting 2022 im Harz/DE

Jahreshauptversammlung der WATOC-ILOs am 29. Oktober 2022 in Bad Grund

In den vergangenen zwei Jahren konnten die Besprechungen der International Liaison Officers der WATOC (World Association of Triumph Owners Clubs) as Corona-Gründen nur online erfolgen. Gemäß der üblichen Tradition sollte das diesjährige Meeting der WATOC-ILOs wieder im persönlichen Rahmen stattfinden – für mich als frisch gebackenen ILO des TMOC eine perfekte Gelegenheit, meine internationalen Gesprächspartner mal persönlich kennen zu lernen.

Da in diesem Jahr der TMOC mit der Ausrichtung des Meetings betraut war, nahm ich die Organisation dieser Veranstaltung in die Hand. Meine Auswahl zwischen verschiedenen geeigneten Lokationen fiel auf das Biker-Hotel Harmonie in Bad Grund im Harz, einer gemütlichen Pension von Motorradfahren für Motorradfahrer geführt.

Weil zum Ende der Saison kein großer Gästeandrang mehr zu erwarten war, stellte uns der Wirt das komplette Hotel für das Wochenende 28. – 30. Oktober zur alleinigen Verfügung. Das wiederum versetzte uns in die Lage, die Veranstaltung für weitere WATOC-interessierte Clubmitglieder zu öffnen, was auch gerne angenommen wurde. So nahmen am gesellschaftlichen Teil der WATOC-Versammlung auch Michael und Angela Hippe, Peter Nettler, Roger Jung und Heiko Niemann teil, der gerade mit seinen Kindern einen Kurzurlaub im Harz verbrachte.

Als Early Bird kam schon am Donnerstagabend Paul ten Broeke an, der das schöne Herbstwetter für eine Harztour am Freitag nutzen wollte; der Großteil der Teilnehmer und Gäste reiste dann am Freitag an, per Motorrad, Auto oder Flug. Nach der Stärkung mit einem zünftigen Gulasch verbrachten wir den Freitagabend an der Theke der urigen, motorradmäßig dekorierten Gaststube.

Nach einem guten Frühstück kamen wir am Samstagmorgen umgehend zum offiziellen Teil des Wochenendes. Um unseren ILO-Kollegen aus Neuseeland und Australien trotz des erheblichen Zeitunterschiedes eine Online-Teilnahme am Meeting zu ermöglichen, hatten wir den Beginn unserer Besprechung auf 10:00 Uhr festgesetzt. Die Teams-Connection klappte reibungslos und dank des großen Flatscreens im Frühstücksraum des Hotels hatten wir die folgenden Besprechungsteilnehmer nicht nur auf unseren Laptops im Bild:

  • WATOC Coordinator: Geoff Walton
  • WATOC Secretary: Paul ten Broeke
  • Triumph Owners Club Denmark: Hans-Peder Nielsen (für Palle Munk)
  • Triumph Owners Club Nederlande: Ton Visser und Frank Pekaar
  • TOMCC Schweden: Ulf Frössling
  • Club Triton France: Dede Chardin
  • TMOC Germany:  Ulrich Lohrengel, Manfred Groß, Ralf Aulbach
  • TOMCC Australien: Dan Gilliard (online)
  • TOMCC Neuseeland: Ken Spall (online)

Leider nicht teilnehmen konnten Vic Oliver (TOMCC UK) und Thor Christer Karlsen (TOMCC Norwegen).

In einer langen und intensiven Besprechung berichteten die ILOs ausführlich über die diesjährigen Aktivitäten und Entwicklungen in den jeweiligen Triumph-Clubs und stimmten die Termine künftiger Treffen und Veranstaltungen ab. Seitens der WATOC-Vertreter erfolgte eine  Berichterstattung über die derzeitige und zukünftige Gestaltung der WATOC-Challenge und eine detaillierte Auswertung der gesteigerten Popularität der WATOC auf der Facebook-Seite.

Die in der Besprechung erzielten Ergebnisse und Beschlüsse können in den Minutes of the 25th WATOC-Meeting auf der TOMC-Webseite (im Mitgliederbereich) eingesehen und heruntergeladen werden, ebenfalls den Jahreskalender mit den in 2023 stattfindenden WATOC-Veranstaltungen und Treffen.

Das WATOC-Meeting endete gegen 15:00 Uhr und die Teilnehmer stärkten sich anschließend mit Kaffee und Gabis hausgebackenen Kuchen; die nicht an der ILO-Besprechung teilnehmenden Partner und Clubmitglieder hatten ihren Tag mit einer Rundfahrt durch den Harz angenehm verbracht. Den erfolgreichen Tag ließen wir am Samstagabend mit einem Barbecue-Buffet ausklingen und saßen noch lange bei angeregten Gesprächen zusammen.

Sonntagmorgen herrschte dann Aufbruchstimmung: ganz früh Dede und Arlette Chardin, die zu ihrem Rückflug nach Paris zum Flughafen Hannover gefahren werden mussten, dann nach und nach alle anderen. Abschließend waren sich alle darüber einig, dass wir ein angenehmes und erfolgreiches Wochenende zusammen verbracht haben. Dazu hat auch das Biker-Hotel in Bad Grund als ideale Lokation beigetragen – wie sollte es auch anders sein mit einem Wirt, der unter anderem auch eine Triumph Speedy fährt!

Bericht + Bilder: Ulrich Lohrengel




TMOC Germany auf der VETERAMA 2022

….die VETERAMA, vor fast einem halben Jahrhundert als Idee geboren, ist in den letzten Jahrzenten zu Europas größtem Oldtimermarkt für Ersatzteile und Komplettfahrzeuge herangewachsen. Ein Paradies für Alle welche sich mit dem Aufbau/der Pflege/dem Erhalt von älteren Fahrzeuggenerationen beschäftigen oder einfach nur mal einen Tag auf einem themenspezifischen Mega-Flohmarkt gönnen wollen. Auch in diesem Jahr waren mehr als 3500 Austeller und Verkaufsstände gemeldet. Wir wissen Alle -„Die Zeit vergeht“ -und so findet Mann und Frau mittlerweile auch massenhaft Ersatzteile für Motorräder der 80er Jahre. Man möge bitte bedenken: Die ersten Modelle der Triumph  T300-Reihe werden heuer auch schon 30 Jahre und gehören somit mittlerweile zu den Youngtimern. Wo sich Gleichgesinnte treffen, wird auch gerne bei einem Bier fachgesimpelt und gefeiert. So ist es nicht verwunderlich, dass nach Toresschluss des Abends so manche Grillparty auf dem Freigelände abgehalten wird.  Auch das ist Tradition auf der Veterama.

Nach mehrjähriger Abstinenz hatten wir uns also für dieses Jahr endlich wieder einen Stand in der Haupthalle gesichert. Nach kurzer Vorplanung waren Standausstattung und Team für das Wochenende in trockenen Tüchern. Auf den, uns zur Verfügung stehenden, 20 Quadratmetern konnten wir Dank unseres Mitgliedes Peter Held eine seltene 1964er Tiger Cub und eine 1957er T110 PreUnit ausstellen. Abgerundet wurde unser „Standschmuck“ durch die OIF von Michael Ochs und der T300 Trident 900 von Uwe Schneider.

Am Freitag unterstützte unser Walter mit seiner Thruxton.

Am Freitag früh morgens also den Stand aufgebaut/arrangiert. Unsere unmittelbaren Nachbarn waren der BSA Owners Club und der Adler Veteranen Club.

Vorweg: das Wetter in Mannheim an allen 3 Tagen war hervorragend und so ist es nicht verwunderlich, dass an diesem Wochenende ca. Besucher (Veranstalterangabe) den Weg auf das Gelände fanden.

Auch unser Stand war bestens besucht und es fanden viele interessante Gespräche statt. Durch das „fachkundige Personal“ konnten so manche wertvolle Tipps an die Gäste gegeben werden. Erstaunlicherweise war dem größten Teil der Standbesucher unser Verein bereits wohlbekannt, so wurden Kontakte gefestigt und ausgebaut. Viele interessierten sich auch für unsere Vereinshistorie und Mitgliedschaftsmodalitäten.

Unser Vorort-Team hat hierbei den Verein in allen Belangen bestens vertreten.

Durch den „rotierenden“ Standdienst hatte jedes Teammitglied natürlich auch genügend Zeit um selbst bei der Vielzahl der Britbikehändler nach dem schon lange gesuchten Teil zu stöbern oder sich durch neuen Ideen für einen Umbau inspirieren zu lassen.

Insbesondere wenn man gerade selbst ein Triumph-Projekt in der Garage stehen hat, empfiehlt es sich eine genaue Liste der benötigten Teile zuvor anzufertigen…..oder zumindest (wie in der Spielbank  ; – ) einen Maximalbetrag an Kohle mit auf den Platz zu nehmen. Nicht etwa wegen vermeintlicher Taschendiebe sondern vielmehr zur Vermeidung eines, durchaus möglichen, ausufernden Kaufrausches.

Natürlich waren an einigen Ständen die Preise für manche Artikel oder Komplettmotorräder auch in diesem Jahr wieder übertrieben teuer, nichts desto trotz konnte man auch Heuer bei der Veterama noch Schnäppchen machen.

Was bei manchen „hochpreisigen“ Angeboten oft vergessen wird, ist die Tatsache dass in die Motorräder nicht selten mehrere hundert Arbeitsstunden investiert wurden. Neben den generell gestiegenen Teilepreisen erklärt das zumindest teilweise manch atemberaubendes Preisschildchen.

Solltet ihr selbst einmal mit dem Gedanken spielen einen „eigenen“ Triumph Oldtimer oder Youngtimer anzuschaffen bzw. aufzubauen, steht euch unsere Verein gerne mit Rat und Tat zur Seite.

Alles in Allem ein schönes Wochenende in Mannheim mit und für unseren tollen TMOC-Germany.

Dank an Alle die mitgeholfen haben !

See You in Mannheim 2023




2500 Meilen mit dem Motorrad durch Kalifornien

Ein Bericht von Martin aus Wetter

Als erstes muss ich eine Beichte ablegen und mich entschuldigen: mein Freund (heißt übrigens auch Martin und kommt auch aus Wetter) und ich sind nämlich nicht mit Triumph-Maschinen gefahren, sondern mit zwei Exemplaren von einer nicht völlig unbekannten amerikanischen Motorradmarke. Die Reise war bereits vor meiner TMOC-Mitgliedschaft geplant und organisiert, jedoch durch Corona immer wieder verschoben worden; jetzt im Juni 2022 hat es endlich im vierten Versuch geklappt.

Bis auf die erste und die letzte Übernachtung in den USA haben wir keine Hotel-/Motel-Zimmer im Voraus reserviert. Wir wollten uns die Möglichkeit offen halten, die Strecke spontan zu verändern und irgendwo eventuell auch mal länger zu bleiben. Es stellt sich später heraus, dass das eine richtige und gute Taktik war. Die Übernachtungsmöglichkeiten haben wir immer kurzfristig mit Hilfe des Portals „“ ausgesucht und gebucht. Wir haben trotz der touristischen Hochsaison immer etwas für uns Passendes gefunden, manchmal leider auch zu unverschämten Preisen. Wenn es kein Frühstück gab, erfuhren wir das ja bereits bei der Buchung; in solchen Fällen haben wir uns vorher im Supermarkt eingedeckt. In allen Zimmern gab es zumindest eine Kaffeemaschine und einen Kühlschrank.

Die Übernahme der Motorräder erfolgte in Los Angeles, wo wir am Vortag nach langem Flug gelandet waren. Das Ziel unserer ersten Etappe war Palm Springs. Wir wollten zunächst einfach nur raus aus dem Moloch Los Angeles und eine gute Startposition für die Tour durch den ersten Nationalpark haben. Mit Hilfe eines Navigationsgeräts an einem unserer Motorräder haben wir es geschafft die 120 Meilen staufrei nach Palm Springs zu kommen. Dort war es furchtbar heiß, aber in einem Best Western-Hotel hatten wir klimatisierte Zimmer, eine schattige Pool-Anlage und waren genau passend zur Happy Hour da.

Hotel in Palm Springs

Am nächsten Tag fuhren wir über die Interstate 10 Richtung Osten bis zum Eingang in den Joshua Tree National Park. Wir kauften dort eine für alle Nationalparks gültige Eintrittskarte; diese kostet 80 Dollar und gilt für zwei Motorräder für ein Jahr. Der Joshua Tree National Park ist eigentlich eine Wüste, die von Kakteen und ähnlichen trockenheitsunempfindlichen Pflanzen besiedelt ist, unter anderem von den sogenannten „Joshua Trees“. Weiterhin gibt es sehr interessante Felsformationen. Wichtig ist in diesen Wüstenregionen, immer ausreichend Wasser dabei zu haben. Im Gespräch mit einer französischen Motorradgruppe hörten wir von zwei Deutschen, die mit ihrer BMW offroad gefahren sind, wegen einer Reifenpanne liegen geblieben sind und dann verdursteten. Es gibt dort kein Mobilfunknetz; Hilfe anzufordern ist deshalb fast nicht möglich.

Joshua Tree National Park

Joshua Tree National Park

Wir sind auf den Straßen geblieben und haben an dem Tag unsere Tour bis in den Ort Barstow fortgesetzt. Die Strecke dorthin war auch weitgehend Wüste mit spärlicher Vegetation, die Straßen nicht besonders gut gepflegt und eher langweilig. An diesem Tag sind insgesamt etwa 200 Meilen zusammen gekommen. Barstow ist nicht sehr schön, liegt aber verkehrstechnisch ziemlich günstig an der Kreuzung wichtiger Highways; durch Barstow führt auch die legendäre Route 66 von Chicago nach Los Angeles.

Nach einer Übernachtung in einem eher zweitklassigen Motel ging es am nächsten Tag ein paar Meilen über die Route 66 nach Westen; wir bogen dann aber später auf die California 395 (CA-395) nach Norden. Unser nächstes Etappenziel war der Ort Visalia, der sich gut als Startposition für einen Besuch des Sequoia National Parks eignet. Wir wollten aber nicht den direkten Weg dorthin nehmen, der ausschließlich über breite autobahnähnliche Highways verlaufen wäre. Wir wollten eine Bergetappe durch einen südlichen Ausläufer des Sequoia National Forest nehmen. Es war wirklich eine tolle Strecke durch die Berge, vorbei an einem großen See (Lake Isabella), durch Wälder und zum Schluss durch einen Canyon, in dem sich die Straße in engen Kurven an einem kleinen Fluss entlang schlängelte, super zum Motorradfahren. In Bakersfield ging es weiter Richtung Norden. Hier war die Strecke nicht so attraktiv; es ging auf ziemlich geraden Highways durch Obst- und Gemüseplantagen und vorbei an großen Anlagen zur Erdölförderung. Die Etappe war mit fast 260 Meilen eine unserer längsten.

Sequoia National Forest

Sequoia National Forest

Von Visalia ging es am kommenden Tag direkt zum Sequoia National Park, den wir von Süden nach Norden durchfuhren. Unmittelbar nach dem Einlass in den Park begann eine extrem kurvenreiche Sepentinenstrecke über viele Meilen, die mit den schweren Mopeds nicht leicht zu befahren war. Hier hätten wir gern leichtere und wendigere Maschinen gehabt. Stellenweise mussten wir bis in den ersten Gang runterschalten, weil es so eng und steil war. Dafür waren die Aussicht und die Wälder mit ihren riesigen Sequoia-Bäumen faszinierend und lieferten eine adäquate Entschädigung für die anstrengende Fahrt. Zwischendurch haben wir eine kleine Wanderung zum „General Sherman Tree“ eingelegt, dem angeblich größten lebenden Wesen auf der Erde. Eigentlich wollte ich noch ein Stück in den Kings Canyon hinein fahren, der gemäß Landkarte eine super-kurvige Strecke verspricht; aber mit Rücksicht auf meinen Freund, der zu wenig Fahrpraxis dafür hatte und für den das zu anstrengend gewesen wäre, habe ich darauf verzichtet, schade!

Sequoia National Park

Sequoia National Park

Hinter dem Sequoia National Park ging es wieder abwärts; die Straßen wurden breiter und hatten weniger Kurven; und es wurde fast unerträglich heiß. Unser Tagesziel war Oakhurst, das wir als Ausgangspunkt für die Etappe durch den Yosemite National Park ausgeguckt hatten. Auf dem Weg dorthin fuhren wir durch Fresno und bogen dort ab auf den Highway 41 nach Norden. 10 Meilen vor Fresno passierte es dann. Ich hatte einen platten Hinterreifen, was ich aber leider erst so spät beim Fahren gemerkt habe, dass der Reifen nicht mehr zu retten war. Ein Anruf beim Motorradvermieter versprach keine Hilfe; ich musste also selbst mit der Situation klarkommen. Zum Glück hielt bereits nach wenigen Minuten Travis, ein einheimischer Motorradfahrer, an und hat sich um eine passende Werkstatt und den Abschleppdienst gekümmert. Leo, ein anderer Anwohner hat mir erlaubt, das Motorrad auf seinem Grundstück abzustellen, damit es über Nacht nicht geplündert wird, da der Abschleppwagen erst am nächsten Morgen kommen sollte. Wir sind dann die letzten 10 Meilen nach Oakhurst, wo wir ja das Motel gebucht hatten, zu zweit und mit doppeltem Gepäck auf einem Motorrad gefahren und haben dort mit Bier den Frust herunter gespült.

Pannenhilfe

Pannenhilfe

Am nächsten Morgen kam der Abschleppwagen pünktlich zur Pannenstelle, zu der wir auch wieder zurück gefahren waren. Die Maschine wurde dann in die nächste geeignete Werkstatt nach Fresno gebracht. Dort waren die Leute zwar sehr nett und hilfsbereit, hatten aber keinen passenden Reifen vorrätig. Ich hatte schon die Befürchtung, dass die Unterbrechung unserer Rundreise mehrere Tage dauern würde, aber nach ein paar Telefonaten konnte ein passender Reifen aufgetrieben und montiert werden. Am frühen Nachmittag hatte ich mein Motorrad zurück und war um 510 Dollar ärmer (350 Dollar für den Reifen, 160 Dollar für die Montage). Wir sind den Rest des Tages in Fresno geblieben und haben dort auch übernachtet.

Am nächsten Tag sollte es dann in den Yosemite National Park gehen. Wir fuhren also wieder durch Oakhurst bis zum Eingang des Parks, wo wir dann in Ermangelung einer Reservierung leider abgewiesen wurden. Ich habe noch versucht den Ranger zu bequatschen, was aber leider keinen Erfolg gebracht hat. Wir mussten umkehren! Also ging es wieder zurück nach Oakhurst und von dort zunächst nach Norden und später nach Osten, um den Yosemite National Park in einem großen Bogen zum umfahren. Wir wollten am Ende des Tages in den Ort Bridgeport auf der Ostseite der Sierra Nevada, die wir eigentlich im Yosemite überqueren wollten. Aber der Sonora-Pass, den wir jetzt nehmen mussten, war auch sehr interessant. Es ging in engen Serpentinen hoch bis über 3000 Meter Höhe ( Fuß); auf den Flächen neben der Passstraße lag sogar noch Schnee. Bridgeport erinnerte mich ein wenig an eine Westernstadt im Film. Es gab einen Saloon, in dem wir gut essen konnten, alte Holzhäuser mit netten Fassaden und ein interessantes Motel, in dem wir uns mit anderen Motorradfahrern austauschen konnten, was sich als sehr hilfreich erwiesen hat. Wir wollten eigentlich am nächsten Tag die Ghost Town „Bodie“ und den Bodie Historic State Park besuchen; die anderen Biker rieten uns davon dringend ab, da die Straße dorthin unbefestigt und nur für geländetaugliche Fahrzeuge geeignet sei. Wir haben dann darauf verzichtet. Die Reifenpanne zuvor hatte mir schon gereicht.

Lake Tahoe

Lake Tahoe

Die nächste Tagesetappe ging von Bridgeport über die CA-395 nach Norden, eine interessante Straße entlang an einem reißenden Fluss, durch enge Täler und schöne Wälder. Kurz vor dem Lake Tahoe überfuhren wir die Grenze nach Nevada. Wir fuhren am Ostufer des Lake Tahoe entlang und kamen auf seiner Nordseite zurück nach Kalifornien. Die Landschaft am Lake Tahoe ist wunderschön: ein riesiger blauer See umringt von schneebedeckten Bergen und dichten Wäldern. Im Winter kann man dort Ski fahren. Leider waren dort so viele Touristen, dass wir kaum die Motorräder am Straßenrand abstellen konnten; eine Unterkunft in der Nähe war auch nicht zu finden. Eigentlich wollten wir in Truckee etwas nördlich vom Lake Tahoe übernachten; aber dort konnte uns keine Unterkunft anbieten, vermutlich war alles ausgebucht. Also fuhren wir weiter in Richtung Norden durch die schöne Landschaft der Sierra Nevada und des Tahoe National Forest. Die Gegend erinnerte ein bisschen an das Hochsauerland oder den Schwarzwald. In Sierraville gab es eine Tank- und Picknickpause; dann ging es weiter nach Portola. Dort hatten wir bei einer älteren Dame eine B&B-Übernachtung gebucht. Ihr Haus war sehr liebevoll ausgestattet und war fast so etwas wie ein Eisenbahnmuseum. Alles war mit historischen Eisenbahnmotiven dekoriert und im Frühstückraum war in Kopfhöhe ein Spur-1-Schienenkreis mit einem historischen Eisenbahnzugmodell installiert.

Der Frühstücksraum im „Pullman House“

Der Frühstücksraum im „Pullman House“

Am nächsten Morgen regnete es. Anstatt wie üblich nach dem Frühstück loszufahren besuchten wir das echte Railroad Museum im Ort, wo man alte Lokomotiven und Waggons der Union Pacific sehen und besteigen konnte. Als es am späten Vormittag immer noch regnete, fuhren wir trotzdem los, zum einzigen Mal auf unserer Reise in Regenkleidung, die wir glücklicherweise mitgenommen hatten. Wir führen in Richtung Westen wieder durch eine wunderschöne Landschaft, über kurvige und wenig befahrene Straßen, was aber durch den Regen, der immer kräftiger wurde, deutlich beeinträchtigt wurde. Der Regen war zwischendurch so stark, dass von den Berghängen rechts und links der Straße faustgroße Steine und Felsbrocken auf die Straße gespült wurden. Wir mussten diese Hindernisse langsam und vorsichtig umfahren. Es ging dann durch einen engen Canyon durch den Plumas National Forest entlang am Fluss „Feather River“ hinunter ins Tal, wo wir einen See überquerten und dann auf einer autobahnähnlichen Straße in Richtung Süden fuhren. Der Regen war dann auch vorbei und einer großen Hitze gewichen. In Yuba City bogen wir ab nach Westen; wir hatten als Tagesziel die Stadt Williams ausgesucht und dort ein Motel gebucht. Williams ist nicht toll, liegt aber verkehrsgünstig und das Motel war wirklich sehr preiswert; außerdem gab es ein relativ gutes Frühstück.

Von Williams ging es am nächsten Tag zunächst weiter in Richtung Westen durch eine interessante und abwechslungsreiche Hügellandschaft bis nach Clearlake. Von dort aus wollten wir nach Süden durch das bekannte Napa Valley (Weinanbaugebiet) nach Novato fahren, wo meine alte Freundin Lotti wohnt, die 1981 zum Studium in die USA ging und dann dort geblieben ist. In Clearlake ist mir jedoch ein Fehler unterlaufen und wir haben die falsche Abbiegung nach Süden genommen. Dies ist mir aber erst sehr spät aufgefallen, als die anfangs recht gute Straßenqualität immer übler wurde. Da es dort kein Mobilfunknetz gab, wussten wir nicht so richtig, wo wir gelandet waren. Die Straße war jetzt eher ein Feldweg mit riesigen Schlaglöchern; wenden wäre auch schlecht möglich gewesen. Ein Blick in die Straßenkarte ergab eine Vermutung, wo wir waren. Wir fuhren vorsichtig weiter, immer darauf bedacht nicht noch einmal einen Reifenschaden zu bekommen. Schließlich kamen wir an einen großen See, den „Lake Baryessa“. Dieser wird offensichtlich als Erholungsgebiet genutzt. Hier gibt es Ferienhäuser und Campingplätze. Und plötzlich wurde die Straße wieder breit und hatte eine gute Oberfläche. Wir kamen dann doch noch ganz kurz ins Napa Vallay, durch den Ort Napa und schließlich zu meiner Freundin Lotti in Novato, wo der Tag mit einem Bad in ihrem Pool, ein paar Dosen Bier und einem Barbecue zu Ende ging. Bei Lotti konnten wir kostenlos übernachten und unsere schmutzige Wäsche waschen.

Lake Baryessa

Lake Baryessa

Am Folgetag ließen wir die Mopeds stehen und fuhren mit Lotti in ihrem Auto über die Golden Gate Bridge nach San Francisco, natürlich nicht ohne von dem Scenic Drive auf der Nordseite der Brücke ein paar Erinnerungsfotos zu machen. In San Francisco kam das Auto ins Parkhaus und wir klapperten die bekannten touristischen Ziele in der Stadt zu Fuß ab, Market Street, Hafen, Peer 39, Ghirardelli Square, … Am Ende gab es noch eine Cable-Car-Fahrt zurück zum Auto, mit dem es wieder nach Novato ging.

Cable Car in San Francisco

Cable Car in San Francisco

Am nächsten Tag verließen wir Novato mit einem Minimum an Gepäck, weil wir am nächsten Tag zu Lotti zurückkehren wollten. Wir besuchten kurz eine ehemalige Nachbarin meines Freundes aus Wetter, die vor kurzem wieder auf das Weingut ihrer Familie nach Sonoma gezogen ist, fuhren durch das Napa Valley nach Norden, machten eine Lunchpause in Calistoga und fuhren immer weiter nach Norden, bis die Straße ein Stück südlich von Mendocino auf die Küstenstraße „Highway 1“ trifft. Dort gibt es dichte Wälder aus Sequoias, nicht ganz so riesig wie im Sequoia National Park, aber auch ganz beeindruckend. Wir fuhren an dem Tag bis Fort Bragg, wo wir uns in einem Motel einquartierten. In der Nacht bekam ich starke Halsschmerzen und fühlte mich insgesamt nicht besonders fit.

Pazifikküste bei Mendocino

Pazifikküste bei Mendocino

Mir war am nächsten Morgen kalt und obwohl ich alle Kleidung, die ich mitgenommen hatte, übereinander angezogen hatte, fror ich während der Fahrt. Es ging über den Highway 1 immer an der Pazifikküste entlang nach Süden. Die Landschaft ist sehr hügelig, die Straße schön kurvig und der Blick auf den Pazifik ist grandios. Wegen meines Gesundheitszustands konnte ich das leider nicht ganz richtig genießen. Am frühen Nachmittag waren wir wieder bei Lotti in Novato. Ich fühlte mich elend; das Fieberthermometer maß 39 Grad. Ich habe dann den Rest des Tages im Bett verbracht, alle möglichen Hausmittelchen und Medikamente geschluckt, um Fieber und Halsschmerzen zu bekämpfen.

Das Fieber ging erst hoch auf etwa 40 Grad, fiel aber in der Nacht auf knapp 38 Grad. Lotti bot mir an noch einen Tag und eine Nacht in ihrem Haus zu verbringen, aber das wollten wir dann doch nicht. Ich fühlte mich trotz leichten Fiebers fit genug für die Weiterfahrt. Es ging von Novato nach Süden, wieder über die Golden Gate Bridge hinein nach San Francisco. Die Brücke hat irgendwas Magisches. Wenn ich darüber fahre, bekomme ich eine Gänsehaut. Südlich von San Francisco kommt man wieder auf die Küstenstraße, den Highway CA-1, auch Pacific Coast Highway (PCH) genannt. Es geht dann immer an der Küste entlang. Wir sind an dem Tag bis Monterey gefahren. Monterey hat uns gut gefallen. Es gibt dort eine „Downtown“, eine belebte Hafengegend und kleine Brauhäuser mit vielen verschiedenen Biersorten.

Golden Gate Bridge

Golden Gate Bridge

Von Monterey ging es am nächsten Tag wieder auf den Highway 1, vorbei an Carmel-by-the-Sea (Clint Eastwood war dort mal Bürgermeister) über eine kurvige Straße mit tollen Brückenkonstruktionen direkt am Pazifik. Es gibt an vielen Stellen die Möglichkeit nach rechts heraus zu fahren und von dort Fotos oder einfach mal Pause zu machen. In der Nähe von San Simeon haben wir auch einmal angehalten und uns die Seeelefanten angeschaut, die dort eine große Kolonie gebildet haben und den Strand besiedeln. Unsere Tagesetappe endete in Morro Bay. Hier hatten wir ein Motel gebucht, übrigens mit Abstand das teuerste auf unserer gesamten Reise, leider aber auch das qualitativ schlechteste, in übler Lage, kein Frühstück und magere Zimmerausstattung.

Pazifikbrandung am Highway 1

Pazifikbrandung am Highway 1

Die nächste Tagesetappe führte uns – immer noch über den Highway 1 – bis nach Carpinteria, einen netten kleinen Ort 10 Meilen östlich von Santa Barbara. Wir lagen insgesamt sehr gut in der Zeit und wollten uns nach den vielen bisher gefahrenen Meilen mal die Ruhe antun. Wir sind deshalb drei Nächte in Carpinteria geblieben. Das Motel war relativ preiswert und sehr schön in Bezug auf Lage und Ausstattung. Wir fuhren nach der ersten Übernachtung mit einem Motorrad nach Santa Barbara, besichtigten den Hafen, den Strand und die Einkaufsmeile in der Stadt, wo wir Souvenirs und Mitbringsel gekauft haben.

Santa Barbara

Santa Barbara

Am zweiten Tag in Carpinteria habe ich allein eine Ausfahrt in die nördlich gelegenen Berge, den Los Padres National Forest, gemacht, etwa 100 Meilen auf einer bergigen und kurvenreichen Straße durch sehr unwegsames Gelände mit sparsamer Vegetation. Es gab dort sehr wenig Verkehr und kaum Handyempfang. Ich war froh dort keinen Reifenschaden bekommen zu haben oder aus anderen Gründen liegen geblieben zu sein. Nach meiner Rückkehr in den Ort habe ich endlich meinen Vorsatz umgesetzt, einmal im Pazifik zu baden. Weiter im Norden ist das Wasser zu kalt; man sieht dort nur Surfer in Neopren-Anzügen, aber keine Schwimmer. Hier in Südkalifornien war es sehr angenehm und erfrischend.

Passhöhe im Los Padres National Forest

Passhöhe im Los Padres National Forest

Nach einer weiteren Nacht in Carpinteria ging es auf die letzte Etappe unserer Tour. Sie führte uns weiter auf dem Highway 1 vorbei an Oxnard, Malibu und Santa Monica zurück nach Los Angeles. Am frühen Nachmittag gaben wir die Motorräder unbeschädigt zurück; damit war unsere Rundreise nach 18 Tagen und gefahrenen Meilen (etwa km) beendet. Der Rest der Reise war wenig spektakulär: Taxifahrt zum Hotel, noch eine Übernachtung in Los Angeles, am nächsten Tag Transfer zum Los Angeles International Airport und mit dem Flieger über Amsterdam nach Düsseldorf, wo wir uns abholen ließen. Nach dem langen Flug und der Zeitverschiebung war uns nicht nach einer Bahnfahrt zumute.

Ich weiß noch nicht, ob ich eine solche Tour noch einmal machen werde, bin ja nicht mehr der Jüngste; aber wenn ja, dann natürlich mit einem Triumph-Motorrad.

Fotos: Martin Kemmerling / Martin Mutz




Edersee-Treffen 2022 vom HTOC

Dieses Jahr wollte ich wieder mal zum Edersee-Treffen vom HTOC. Geplant war eigentlich, dass ich erst am Freitagfrüh in Richtung Asel-Süd starte. Das Wetter und die Vorfreude auf bekannte Gesichter hat mich dann doch dazu gebracht, dass ich schon am Donnerstag so um 16:30 Uhr aufgebrochen bin.

 

Da ich nur kleine Straßen fahren wollte, musste ich leider durch das Nadelöhr „Hagen und Iserlohn“. Bei dem Wetter war ich echt froh, wie ich im Sauerland ankam. Jetzt konnte der Fahrspaß losgehen.

 

Um ca. 19:00 Uhr kam ich nach 180 km durchgeschwitzt auf dem Platz an. Nach Zeltaufbau wurde ich schon von einigen freudigen Gesichter begrüßt. Es wurde noch rasch die TMOC Fahne genießt, damit jeder wusste, der TMOC ist wieder dabei. Nachdem der restliche Obolus gezahlt wurde, konnte ich mich endlich den Kaltgetränken widmen.

Es kam wie es kommen musste – ich landete natürlich bei weiteren TMOC Mitgliedern und den Members vom Triumph Motorcycle Clan (TMC). So wurde es doch auch wieder lang, obwohl am nächsten Tag ein Blümchenpflüger-Tour von Karin im Raume stand. Nach einem ausgiebigen Frühstück machten wir uns auf den Weg. Leider hielt mein Glück nicht lange. Aus dem Stopfen am Kühler für den Schlauch zum Ausgleichsbehälter stieg massiv Qualm auf. Sigge blieb bei mir und wir sind dann langsam wieder zurück zum Edersee gefahren. Ich glaube, ich habe noch nie für 30 km 2,5 Stunden gebraucht.

Das Problem – aber wahrscheinlich nicht die Ursache

Ich telefonierte mit meiner Frau, die sich direkt bereit erklärte mich am Sonntagfrüh abzuholen (damit ich das Treffen noch genießen konnte). Natürlich war meine Stimmung dadurch etwas im Keller. Aber ich wollte ja mit meinen Freunden feiern, was wir auch wieder bis … machten. Diesmal gab es das obligatorische Spannferkel schon am Freitag. War richtig lecker. Bei kühlen Getränken, egal ob Bier oder „Wasser des Lebens“, haben wir es uns gut gehen lassen.

 

Samstag war für mich Entspannung angesagt – die Tour fiel für mich ja leider aus. Tagsüber kamen auch einige weitere TMOC-Mitglieder als Tagesgast aufs Treffen. Der gelbe Planet brannte erbarmungslos auf uns herab. Der Platzbetreiber hatte anscheinend für seine Gäste kein Verständnis. Getränke und Essbares (Süssigkeit/Eis) gab es leider nur zu bestimmten Zeiten (10:00-10:30 und 13:00-13:30 Uhr). Da sollte man sich mal etwas überlegen – ansonsten verärgert man die Gäste auf dem Platz 😉

Ab 16:00 Uhr machte dann die Bar auf, wo man endlich Kaltgetränke und Kaffee/Kuchen kaufen konnte. Kurz vor dem Abendessen (Gegrilltes mit div. Salaten) wurden noch div. Gruppenfotos gemacht. Nach der Stärkung ging es direkt wieder über zum gemütlichen Teil. Wann ich ins Bett gekrochen bin, kann ich leider nicht sagen 😉

 

Die meisten sind nach dem Frühstück schnellst möglichst aufgebrochen, damit die Sonne nicht zu sehr knallt. Daher waren die Verabschiedungsrituale alle recht schnell. Einige hatten ja auch weite Anfahrten. Meine Frau kam dann auch so um 10:00 Uhr mit Auto und Hänger. @Sarah: ICH LIEBE DICH!
Nach dem wir aufgeladen haben, sind wir dann auch nach Hause gefahren.

 

Fazit: Trotz dem Motorradproblem war es ein Treffen mit ca. 80 Gästen aus Deutschland, wo ich mit langjährigen und neuen Freunden gefeiert habe.

 

Euer Roger

Hier noch ein paar Fotos von Andre Nehmzow (Vielen Dank nochmal für die Bilder):




1. Treffen in 2022 der West-NRW Regionen

Die regionalen Ansprechpartner Jack Müller für Köln/Eifel, Stephan Laurent für Niederrhein/Aachen und Roger Jung für Ruhrpott / Bergisches Land luden zum 1. gemeinsamen Treffen in 2022 ein.

Am traf man sich mit etwas mehr als 20 Personen in der Motorworld Köln. Aus allen 3 Regionen haben Clubmitglieder teilgenommen. Besonders muss man auch die Teilnahme von Paul ten Broeke (TOC Niederlande) hervorheben. Er kam extra mit dem Motorrad aus den Niederlanden um uns zu besuchen. Sehr gut war auch, dass ein Teil der Triumphfahrer von den United Biker Koblenz vorbeigeschaut haben. Dadurch konnte man sich auch mal außerhalb von Facebook & Co. beschnuppern.

Auf dem ehemaligen Flughafengelände im Norden von Köln entstand 2018. Hier ist zentral eine Automobilausstellung untergebracht. Ein ganzer Bereich der Ausstellung wurde Michael Schumacher gewidmet. Dort konnte man alle Rennpoliden, Helme, Rennanzüge usw. seiner Karriere anschauen. Zusätzlich sind diverse Verkaufs- und Präsentationräume entstanden.

Nach einem entspannten Rundgang ging es zum gemütlichen Teil über. Bei leckeren Burger, Pizzen und Salate wurde interessante Benzingespräche geführt. Man war sich einige, dass man so ein „Sterntreffen“ der teilnehmenden Regionen unbedingt wiederholen sollte.

Euer Roger

Triumphriders Stammtisch Ruhrpott




Der Donnervogel fliegt wieder

Es ist so weit, der Sommer ist da. Zumindest dachte ich das, laut Kalender. Wie das endet, das kann ich vorweg nehmen… nass und kalt.

Nachdem es letztes Jahr für mich in den „Süden“ ging, hieß es dieses Jahr ab nach Norden. Wo im Norden, war direkt die erste Frage und die Antwort war immer die Gleiche: Na, Norden! So heißt nämlich dieses kleine Örtchen am Norddeich am nordwestlichsten Festlandpunkt. 10 Jahre hatte ich davor geschuftet und durfte mir nun 10 Extraurlaubstage nehmen und dank der neuen Arbeitswelt ist mein Team auch noch direkt auf dem Weg dahin verstreut. Also plante ich meine Route so, dass ich nicht nur die Leute aus dem TMOC zusehen bekam, sondern auch Teile meines Teams.

Geht ja gut los

Was habe ich mich gefreut, endlich mal die Menschen hinter den TMOC-WhatsApp Nachrichten zu treffen. Aber daraus wurde beinahe nichts, denn meine hochprofessionelle Art der Motorradpflege hat mir einen Strich durch die Rechnung gemacht… fast. Das Reifenprofil wurde viel zu spät überprüft, also Telefon in die Hand und nach einer Werkstatt suchen die spontan noch Zeit für einen Reifenwechsel hat, 3 Tage vor Abreise. 5h später war es auch soweit und es wurde mir versichert, dass das Motorrad am Donnerstag fertig ist und meine Abfahrt zusammen mit Bernd aus der Weltmetropole Antdorf sicher ist. Voller Vorfreude ging ich ans Telefon, schon halb in den Motorradklamotten und alles was ich vom Freundlichen noch hören wollte war: Sie ist fertig, kannst holen. Pustekuchen!!!

Das Telefonat ging in etwa so: „Ähm, wir haben ja nen V-Reifen bestellt… ähmm also Geschwindigkeitsindex, ähm… ja sie haben einen V-orderreifen geliefert. Also wenn ich das gleich nochmal bestelle, ist sie Freitag früh fertig.“ Gesagt getan. Der zu ersetzende Hinterreifen von Bridgestone war aber plötzlich nicht mehr verfügbar. Also kompletten Satz gekauft und auf die sportlichen Italiener gesetzt. Und dann kam kein Anruf mehr. Gerade in dem Moment, wo ich mit der Tour abschließen wollte, kam der erlösende Anruf und keine 30min später… schon viel zu spät, gings los. War das herrlich. Mit neuen Reifen und strömenden Regen 400km über die Autobahn tuckern. Aber was solls, ich wollte raus und etwas erleben.

Pünktlich um 21 Uhr parkte ich die Maschine in Hilders und erhielt als Belohnung direkt ein kaltes Bier von Bernd, der zusammen mit Harald und Co seit Stunden bereits vor Ort war. Geplant war es als gemeinsame Fahrt der Bayern-Frankenabteilung. Es war eine herzliche Begrüßung von allen die bereits angereist waren. Meet Nice People on a Triumph!! Stimmt zu 100%

Hilders und der TMOC

Nachdem der Freitagabend sehr feucht fröhlich war, habe ich mich dazu entschlossen in meinem Zelt erst einmal zu erfrieren. Klar, war ja Sommer, warum sollte man da auch einen Winterschlafsack mitnehmen. Habe ich bereut! Ab jetzt gibt’s nur noch den Nepal-Expeditionsschlafsack für Motorradreisen. Also blieb ich etwas länger im Zelt und versuchte mich noch ein wenig aufzuwärmen, aber draußen wuselte es bereits und die Biker warteten auf die Tourguides, um endlich los zu düsen. Ich gönnte mir eine heiße Dusche, Kaffee und… beschloss, nach geprüfter Fahrtauglichkeit, dass ich die Rhön kurz auf eigene Faust erkunde. Eine kleine Runde rauf zur berühmten Wasserkuppe, die ich natürlich nicht kannte und anschließend zurück zum Treffen.

Zurück auf dem Gelände, hatte mich auf viele alte Triumphs gefreut, aber irgendwie war es mir verwehrt, denn das Feld dominierten eher die Modelle, die serienmäßig gefühlt einen Autopiloten haben, oder 13! USB-Stecker. Oder waren es gar 14!? Vielleicht nächstes Jahr. Insgesamt war die Stimmung aber prima, das Wetter herrlich und alle freuten sich, dass nach 2020 doch wieder ein Treffen möglich war.
Und siehe da, vor lauter Quatschen, hätte ich fast nicht mitbekommen, dass ich der jüngste Teilnehmer auf einem Triumph war. Ich konnte dann auch noch den 1. Platz von hinten beim Bierkrug-Stemmen abräumen und zeigen, wie es nicht gemacht wird. So ist das, wenn das Oktoberfest-Training fehlt.

Auf zum Team

Wiesbaden und die Weinberge


Am Sonntag hatte ich mir eigentlich eine sehr schöne Fahrt von Hilders nach Wiesbaden erhofft, doch das erfüllte sich erst, nachdem ich den Taunus überquert hatte. Kaum in der Nähe von Eltville, wo ich übrigens ein Jahr zuvor meine Lady gekauft hatte, angekommen, war es warm, gar heiß. Der abendliche Ausflug in die Wein- und Obstberge entschädigte die nass-kalte Fahrt und so wurde ich mit frischen Kirschen und einem grandiosen Ausblick belohnt. Und ein Wein durfte natürlich auch nicht fehlen. Spätlese, herrlich.

Waldbröl, der Ort den scheinbar jeder kennt (außer mir)

Am Montag folgte dann der Abschnitt, auf den ich mich am meisten gefreut hatte, denn es ging durch den Westerwald rauf bis Waldbröl. Die Fahrt war nur 200km, aber die Strecke bereits auf der Karte, der Wahnsinn. Und ich wurde nicht enttäuscht. Was hatte ich für einen Spaß mit den neuen Reifen durch die Wälder und die kleinen Berge zu fetzen. Nur irgendwie klebte mir dauernd eine 1000er BMW am Heck. Ich dachte mir: Gut, wenn ich zu langsam bin, überhol doch, ich habe trotzdem Spaß.

 

Und weg war das blaue Biest. Allerdings stellte sich später heraus, dass die BMW mir nicht am Heck klebte, weil ich zu langsam war, sondern weil Sandra, so hieß die Pilotin, Fahrsicherheitstrainerin war und meinen Fahrstil analysierte. Wir hatten uns zufällig wieder getroffen und sie wollte mir noch unbedingt sagen, dass ihr mein Stil gefällt und sie kaum hinterherkam. Es wäre ihr eine Freude gewesen mit mir durch die Kurven zu jagen. Das hört man doch gerne 😊 Aus 200km wurden dank dem nicht vorhandenen Verkehr und den großartigen Streckenabschnitten gut 300km. Spontanes Abbiegen musste einfach sein. Immer den Kurven nach!

In Waldbröl angekommen, wurde ich bereits herzlich erwartet und verbrachte den Abend mit einem weiteren Teammitglied und seiner hoch schwangeren Frau. Der Geburtstermin wäre für den Tag sogar gewesen und es wäre ja nur zu spannend, wenn ich das noch mitbekommen hätte. Aber leider ließ das Kind noch auf sich warten. Wer nicht auf sich warten ließ, war wieder einmal der Regen, der ab nun so ziemlich dauerhaft anhaltend war.

Auf nach Norden


Der vorerst letzte Abschnitt war sehr gemischt. Der Weg führte mich über Gummersbach und die Biggetalsperre nach Arnsberg. Stellenweise großartige Aussicht und grandiose Kurven. Damit endete aber auch schon die Kurvenjagd. Der Regen wurde immer schlimmer und ich hatte noch weitere 300km vor mir. Also Autopilot an und über die Bundesstraßen rauf nach Norden. Die Stimmung war langsam im Keller, denn zum Glück war es auch wie die Tage zuvor immer wieder sehr kalt. Meppen, Rheine und Papenburg, schenkte ich also keine Beachtung mehr. Ich hatte nur noch Aurich vor Augen, also vor dem inneren Auge, denn gesehen hat man eh nichts mehr. Um 19 Uhr war es so weit und der Vogel landete am Zielort. Belohnt wurde ich mit leckerem Jever, dass ich mir gewünscht hatte und einem grandiosen nächsten Tag.

Es blieb trocken und wir konnten einem zweiten Wunsch nachgehen: Fischbrötchen essen! Das war die beste Pfeffermakrele mit Zwiebel, die ich jemals gegessen habe. Ehrenwort!
Ich wollte eigentlich auch noch unbedingt ins Meer springen, aber ich hatte von Wasser irgendwie genug.

Zum Abschluss des Tages gab es noch einen fantastischen Sonnenuntergang, bevor es privat etwas wild wurde. Zusammengefasst lief das in etwas so ab: Papa auf Intensivstation mit 41,5 Grad Fieber, ich 1500km entfernt. Schwester mit Zwillingen ebenfalls im Krankenhaus in Wien, ich noch weiter entfernt. Unwetterwarnungen aus meiner Heimat Berchtesgaden, wo ich mich um Mama und meine kleine Schwester sorgte, und zum Wetter brauchts nicht viele Worte, dazu gab es genug in den Nachrichten. Also flog der Vogel am Donnerstag 922km um die Unwetter herum, um gleich am nächsten Tag gegen ein wasserdichtes Gefährt eingetauscht zu werden. Papa geht’s wieder gut, ich bin jetzt Onkel von Twins (mag ja eher 3-Zylinder, muahahah) und Mama und Schwesterchen haben die Flut in Berchtesgaden unbeschadet überstanden. Was ein Urlaub, was eine Spannung und zum Glück ist alles gut ausgegangen. Und mit den zitierten Worten meiner Zukünftigen endet dieser Reisebericht:
Du wolltest doch Abenteuer Urlaub! Den hast du bekommen.