Britannia-Rally 2022 des TOMCC Sverige in Uddevalla

Die Engländertreffen der schwedischen und dänischen Triumph-Clubs finden traditionell am jeweils zweiten und dritten August-Wochenende statt. Nachdem ich diese Treffen schon einige Male separat besucht hatte, schoben wir dieses Jahr zwischen den Treffen ein paar sonnige Tage an der dänischen Ostsee ein und besuchten beide Rallyes – man soll ja schließlich unnötige Fahrkosten vermeiden!

 

Am Donnerstag, 11. August führte uns die erste Etappe bei hochsommerlichen Temperaturen von Herzberg zum Kieler Fährhafen; bis auf die übliche Verzögerung am Elbtunnel relativ reibungslos. Nach Covid hatte die Stena-Line noch nicht zur alten Qualität zurückgefunden. Während die Überfahrt von Kiel nach Göteborg früher fast Kreuzfahrtcharakter hatte, waren die Serviceleistungen bezüglich Bars und Unterhaltungsprogramm noch stark eingeschränkt.

 

Göteborg empfing uns am nächsten Morgen mit der gleichen Hitze wie wir sie in Kiel hatten. Auf der E6 ca. 100 km nach Norden, streckenweise entlang der idyllischen Schären der schwedischen Westküste, erreichten wir gegen Mittag den Treffenplatz am Clubhaus des Bengalos MC Uddevalla. Von einem vorigen Besuch in 2007 hatte ich das Gelände ziemlich beengt in Erinnerung, mittlerweile war der Zeltplatz aber wesentlich erweitert worden.

 

Wir registrierten uns und guckten zu, wie sich der Platz im Laufe des Nachmittags immer weiter füllte. Bald konnten wir alte schwedische Bekannte vom Tullgarn’s MC, TOMCC Stora Småland und den Tulseboda Bikers begrüßen. Vom TOMCC Denmark trafen Jesper, Palle und drei andere Mitglieder ein und kurz darauf auch Igel und Frank vom TMOC. Zusammen mit Eva und Otto Nielsson war damit der Kreis der ‚üblichen Verdächtigen‘ so gut wie vollständig; auch Martin aus England – längste Anfahrt zum TMOC Sommertreffen – trafen wir wieder. Aufgrund des guten Wetters waren auch die norwegischen und finnischen Triumph-Clubs zahlreich vertreten.

 

Der Bengalos MC hatte aus seiner Classic Racing Abteilung ein paar interessante Maschinen ausgestellt: jeweils einen Triumph und BSA Dragster, einen mit Spikes bewehrten Triumph Eisrenner und eine Triumph Trident-Rennmaschine im Rob North Fahrgestell und der typischen ‚Letterbox‘-Verkleidung. So verlief der Rest des Freitags nach dem üblichen Schema: Motorräder begutachten, kühles Bier und Small Talk vorzugsweise im Schatten, relaxen bei Musik aus der Konserve. Später spielte noch eine Live-Band, wir zogen uns aber recht bald zurück.

 

Samstagmorgens, als erfahrungsgemäß nicht viel beim Treffen ablief machten wir einen Ausflug nach Vännerborg und Trollhättan und besichtigten die historischen Schleusenanlagen, die seit dem 18. Jahrhundert in mehreren Stufen Segelboote und Frachtkähne vom Vänernsee runter in den Göta Kanal und zurück schleusten – echt sehenswert und für diese Zeit eine technische Meisterleistung.

 

Zurück auf dem Treffenplatz startete gerade eine Ausfahrt, wofür es mir aber echt zu heiß war, denn mittlerweile hatte das Thermometer schon um die 30 Grad erreicht. Die ‚Tipspromenad‘ (Ratespaziergang), war auch schon im Gang. Dazu werden auf dem Treffenplatz nummerierte Schilder aufgehängt, die technische oder allgemeine Fragen zu englischen Motorrädern enthalten. Dann spaziert man los, sucht und findet alle Schilder, beantwortet die Fragen richtig und gewinnt dafür einen Preis – eine nette Idee, die man für unsere Treffen auch mal aufgreifen könnte.

 

Als nächstes stand der ‚Idling Contest‘ auf dem Programm, der von unserem Freund Otto Nielsson fachkundig moderiert wurde. Dabei ging es darum, die Maschine mit dem langsamsten Standlauf zu ermitteln. Da waren natürlich die ganz alten Einzylinder mit manueller Zündverstellung klar im Vorteil und der Gewinner war eine 1928er Ariel mit Beiwagen.

 

Die Ehrung der üblichen Preisträger für längste Anfahrt, jüngster/ältester Teilnehmer, Best Original, Best Custom usw. nahm Mikke Brattberg vor, der Präsident des TOMCC Sweden, unverkennbar mit seinem jedes Jahr ein Stückchen längerem ‚Tomte‘-Bart. Wie so oft ging der Preis für die längste Anfahrt an einen Schweden, der ca. 1.500 km aus Haparanda angereist war. Das Land ist so verdammt lang, dass man aus Deutschland dort nur wenig Chancen auf den Anfahrtspreis hat….

 

Nachdem schon am Freitagabend eine Liveband aufgetreten war, spielten am Samstag deren drei, es war für jeden Musikgeschmack gesorgt: zuerst eine 50er/60er Jahre-Truppe die Instrumental Pop im Stil der ‚Shadows’ spielte, später eine Bluesband mit vielen schwedischen Songs und zum Ende eine Rockband mit einem weiten Repertoire von Oldies, Classic Rock und Country.

 

Mit über 400 Teilnehmern hauptsächlich aus den skandinavischen Ländern war das Treffen sehr gut besucht. Temperaturen von über 30 Grad haben sicher auch für einen Hitzerekord für schwedische Rallyes gesorgt. Getränke waren gut, reichlich und schnell verfügbar, bei Frühstück und Essen musste man aufgrund der großen Teilnehmerzahl mit längeren Wartezeiten rechnen. Auch die hygienische Ausstattung mit fünf Dixie-Klos und zwei Waschrinnen war etwas dürftig, was der guten Laune aber kaum Abbruch tat.

 

Der große Pluspunkt bei skandinavischen Treffen – und dies ganz besonders in Schweden – ist die Vielfalt der teilnehmenden Motorräder. Der Nachhaltigkeitsgedanke hat dort Tradition und ist tiefer verankert als im Rest von Europa. Man trennt sich dort nicht so schnell von alter, aber bewährter Technik und in der Folge werden Motorräder aus den 60er bis 80er Jahren nicht nur erhalten, sondern auch aktiv auf der Straße bewegt. Eine liberale Gesetzgebung begünstigt auch die Custom- und Rennsport-Szene, was die Varietät der auf Treffen vertretenen Motorräder noch verstärkt. Aus diesen Gründen sind Treffen in Europas Norden immer eine Reise wert!

 

Am Sonntagmorgen machten wir uns zeitig auf den Weg zurück nach Göteborg, um die Fähre nach Frederikshafen zu erreichen. Vor uns liegen ein paar entspannte Tage in Grenaa an der dänischen Ostsee, bevor wir am kommenden Wochenende die Britannia-Rally des TOMCC Denmark in Rødkærsbro besuchen werden – Bericht folgt!  

 

 

Bericht: Ulrich Lohrengel

Fotos/Videos: Gabi & Ulrich Lohrengel

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