The Royal Signals White Helmets

- der Tradition verpflichtet

Historische Triumph-Motorräder haben mittlerweile Liebhaberstatus errungen und die Anzahl der Maschinen, die noch regelmäßig benutzt werden, verringert sich immer weiter. Auch wir können uns von diesem Trend nicht gänzlich ausschließen – nach zum Teil aufwändiger Restauration erscheint manchem das gute Stück einfach zu schade für einen schnöden Alltagsbetrieb.

 

Bis zum September 2017 gab es eine traditionsreiche Institution, die bis zum Ende treu zu ihren historischen Triumphs stand und diese noch regelmäßig harten Fahrprüfungen unterzogen hat, nämlich das Motorcycle Display Team of the Royal Corps of Signals, kurz The White Helmets, die als legendäre Motorrad-Showtruppe der britischen Armee ihre spektakulären Vorführungen bis zuletzt mit Meriden-, später mit den von Les Harris aufgebauten Triumph Tiger TR7V durchgeführt hat.

 

Die White Helmets und ihre Vorführungen hatten mich schon lange fasziniert und ich hatte das Glück, im Mai 2016 in der Garnison Ripon (Yorkshire) eine ihrer Stunt Shows sehen zu können. Ohne Übertreibung war das mit das Beeindruckendste, was ich bisher auf zwei Rädern gesehen habe – siehe anhängende Fotos.

Die Geschichte

Bereits 1927 zeigten Ausbilder und Rekruten des Signal Training Centre in ihrem ersten öffentlichen Auftritt in Yorkshire eine Vorführung von gemeinsamer präziser Reitkunst und Motorradbeherrschung. Damit waren die White Helmets die älteste existierende Motorrad-Stunttruppe der Welt und als Botschafter und Sympathieträger der Britischen Armee nicht mehr aus dem öffentlichen Leben des Vereinigten Königreichs weg zu denken. In den 50er und 60er Jahren traten die White Helmets auch weltweit in englischen Auslandgarnisonen auf, so auch in den deutschen Standorten in Westfalen und in der Heide.

Die Maschinen

Bei den zuletzt benutzten Maschinen handelt es sich um 750cc Triumph Tiger TR7V, gefertigt 1983 von Les Harris, der nach der endgültigen Schließung des Meriden-Werkes aus dem verbliebenen Teilebestand und unter John Bloor’s Lizenz weiter Bonnevilles und Tiger produzierte. Die Maschinen wurden für die spezielle Verwendung nur geringfügig modifiziert und auf das notwendigste gestript.

Glücklicherweise konnte sich bei den White Helmets zu keiner Zeit der Slogan „Loud ist Out“ durchsetzen: ihre Dienstfahrzeuge sind traditionell nur mit Auspuffkrümmern ausgerüstet, damit das geneigte Publikum nicht nur was fürs Auge hat, sondern auch kräftig was auf die Ohren kriegt !

 

Vor der Einführung der Harris-TR7V benutzten die White Helmets die grundsolide, seitengesteuerte 500cc Triumph TRW in der Zivilausführung. Trotzdem die englische Motorradindustrie Anfang der 80er Jahre schon in Trümmern lag, kamen für eine fällige Erneuerung des Fuhrparks nur englische Motorräder in Frage.

Nach ausgiebigem Test einiger ebenfalls von Les Harris lizenzgefertigten Matchless G 80 entschied man sich für die leistungsstärkere und zuverlässigere Triumph TR7V, die bis zuletzt im Einsatz war. Für Trainings- und Ausbildungszwecke griff man auf eine kleine Flotte 250er Honda Enduros zurück. Welche Maschinen in der grauen Vorzeit ab 1927 benutzt worden, ließ sich leider nicht mehr ermitteln – selbst Alex McPhun, der derzeitige Team Captain der White Helmets, konnte meine Frage danach nicht beantworten.

Die Fahrer

Die Fahrer des Motorcycle Display Teams wurden aus Freiwilligen der regulären Truppe rekrutiert und militärisch für ihre repräsentative Aufgabe gedrillt. Wer sich zu den White Helmets meldete musste bereit sein, während der Ausbildung mit seinem Krad täglich bis zu zwanzigmal hinzufallen, es aufzuheben und unbeeindruckt weiterzumachen, ob es noch weh tut oder nicht.

 

Die Auswahl der Fahrer erfolgte strikt nach englischen Armeeprinzipien: maßgeblich entscheiden Charakter, Teamgeist, Disziplin und militärischer Respekt. Fahrer mit Einsatzerfahrung aus Irak, Bosnien und Afghanistan waren keine Seltenheit. Für diese war der Friedensdienst bei den White Helmets die verdiente Erholung von lebensgefährlichen Kriegseinsätzen.

Solange sich die Fahrer in der Ausbildung befanden, benutzen sie schwarze Helme, erst als feste Mitglieder des Motorcycle Display Teams dürfen sie die legendären weißen Helme tragen. Tatsächlich wurden bei der Auswahl Fahrer ohne jede Motorraderfahrung bevorzugt, damit sie unvoreingenommen in die Ausbildung gehen. Es soll sogar White Helmets gegeben haben, die im zivilen Leben weder Motorrad-Führerschein noch weiteres Interesse am „normalen“ Motorradfahren hatten! In den Chroniken der White Helmets finden sich auch bekannte und prominente Fahrer, die anderweitig Triumph-Geschichte schrieben wie zum Beispiel Les Williams und Hughie Hancox. Letzterer widmete seinen Erlebnissen mit den White Helmets das Kapitel The Team in seinen Memoiren Tales of Triumph Motorcycles and the Meriden Factory.

Das Ende

Passend zu den vielen negativen Nachrichten, die uns seit einiger Zeit aus England erreichten, wurde Anfang 2017 auch die Entscheidung getroffen, die langjährige und traditionsreiche Institution des Motorcycle Display Team of the Royal Corps of Signals nicht mehr weiter bestehen zu lassen.

 

In der Saison 2017 wurden noch einige Auftritte bei militärischen und zivilen Veranstaltungen durchgeführt; mit dem Jahreswechsel 2017/18 wurde für die White Helmets aber der letzte Zapfenstreich geblasen und auch diese letzte Meriden-Triumph Tradition gehörte nun endgültig der Vergangenheit an. Die legendären TR7V Tiger der White Helmets wurden an Liebhaber verkauft; einige Maschinen auch wurden bei Bonhams versteigert und kamen dort für um die 7.500 Britische Pfund unter den Hammer. 

Bericht: Ulrich Lohrengel

Fotos:   Ulrich Lohrengel / Internet / Tales of Triumph Motorcycles and the Meriden Factory

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