Ein Kurztrip auf die Insel

Reise zu historischen TRIUMPH Motorcycle Locations — Nachmachen dringend empfohlen !

 

…eigentlich hatte ich schon in den letzten beiden Jahren vor, nach vielen Jahren, wieder einmal eine kleine Spritztour mit dem Motorrad nach England zu unternehmen. Im Sommer 2019 war ich zwar letztmalig in der London Area unter anderem im, damals noch bestehenden, LondonMotorcycle Museum (LMM) und im ACE-Cafe.  Damals allerdings nicht mit dem Zweirad.

Für diesmal wollte ich incl. Hin und Rückfahrt maximal 5-6 Tage einplanen.

Mein Plan bestand darin, die markanten Orte der Triumphhistorie abzuklappern.

Coventry -Meriden- Hinckley  und als „BonBon“ noch das National Motorcycle Museum.

Dazu muss man wissen, diese 4 Ziele liegen in den West Midlands, vor den Toren Birminghams in einem Radius von nur ca. 30 Meilen zusammen.

 

Der „passend(st)e“ Untersatz
 

Zur Wahl standen die Rocket, die alte 750er Bonni und meine 2013er EFI.

Unter Abwägung aller Aspekte (Zeitrahmen, Motorleistung, Handlichkeit….) entschied ich mich für Letztere.

Als optimalste Anreiseroute für diesen Fall hatte ich von Anfang an die Fährüberfahrt von Hoek nach Harwich, mit der Stena Line, und zwar sowohl Hin als auch Rück die Nachtpassage empfunden.  Das ist zwar auf den ersten Blick teurer durch die unumgängliche Mitbuchung einer Einzelkabine, spart aber auf den zweiten Blick zwei Übernachtungen in Hotels in GB. Ein weiterer Vorteil: Der Triumphenthusiast kommt an den Zielorten ausgeruht und gestärkt an und kann sogleich am frühen Morgen seine Reise auf dem Gefährt fortsetzen. (Hin und Rück 370 Euro)
 

 „Los geht’s“  7.6.23

 

Am ersten Tag hatte ich mir aus dem Rhein-Main-Gebiet „nur“ die Anfahrt nach Rotterdam vorgenommen.

Die SE und ich reisten mit leichtem Gepäck( Wax Cotton Seitentasche links, Tankrucksack und Beintasche, was nicht da ist kann nicht stören oder gar verloren gehen ; – )

 

Also erst mal 500 km.  Autobahn.  Alles gemütlich mit 4000 RPM bei ca. 115 KM/h.

Ja ich weiß, nicht sonderlich abwechslungsreich aber ich bin da schmerzfrei, abwärtskompatibel und (mit dem einen oder anderen Kaffee/Zigarettenstop) trotzdem zufrieden. Die montierte Tourenscheibe hat sich bewährt und sorgt für ein entspanntes Fahren.

Wer denkt Rotterdam besteht nur aus Hochseehafen, Öltankern, Containern und sonst nix, hat die Rechnung ohne die Vielzahl der architektonischen Highlights gemacht. Da die Fähre erst um 22 Uhr ablegte (spätestes Einchecken 45min vorher) führte mich der 360° Paralleltwin noch eine Runde durch den Ablegeort Hoek van Holland zum „Dinner“.

 

Die Fähren ( Britanica und Hollandica) sind groß, sauber und gut organisiert. Essenspreise moderat, Free Wifi, Kabinen mit Dusche und TV …. was geht es uns in Europa doch so gut.

 

Die Bonni alsdann gut im Bauch des Schiffes verzurrt, jetzt erst mal duschen.

Am Anleger trifft man nette Leute mit denen man dann noch 1-2  GuteNacht-Biere auf der Fähre trinkt.

 

National Motorcycle Museum  8.6.2023
 

Früh morgens Ankunft in Harwich, runter vom Schiff gegen 07:30 Uhr Ortszeit und erst mal Richtung Westen auf der A120. …auf der „falschen“ Seite fahren fiel mir von Beginn an sehr leicht. Die ersten Kilometer macht man halt jedes Mal etwas langsamer.

Nach ca. 300 km über Cambridge und Kettering erreichte ich das NMM in Bickenhill. Nach gefühlt 100 Verkehrskreiseln ( die Briten lieben Diese, es gibt kleinste, kleine, mittlere, große und gigantische  ; – )

Das erste Highlight der Tour!

 

Das Museum bietet in 5 großen Räumen (Hallen) die umfassendste Sammlung britischer Motorräder /Motorradmarken weltweit.

Ich war einfach sprachlos und überwältigt. „Britbike-Heaven“ !  Für 15 Pfund Eintritt kann man Stunden dort verbringen. Neben Triumphen, Nortons, BSA s ……unzählige Motorradmarken aus den 30-50er Jahren von welchen ich noch nie zuvor hörte. Sehr viele Einzelstücke und Prototypen.  (Ich hab fast 130 Detailbilder gemacht )

Am Abend Fahrt nach Meriden zum ehemaligen Triumphstandort ( 1942-1983) wo ich mich auf mein bereits reserviertes Zimmer im schönen Strawberry Banks Hotel auf der MainRoad freute.

Dieses Hotel kann ich uneingeschränkt weiter empfehlen, es ist günstig ( 80 Euro / Nacht incl. Breakfast) und nach hinten zu den Feldern hin raus offen mit Weitsicht. Grüne Wiesen auf denen Schafherden weiden- typical english.

Meriden ist ein kleiner Ort, in dem leider nur noch wenig auf die historischen Triumpherfolge der 50er-80er Jahre hindeutet. Am ehemaligen Werksstandort ist ein Gedenkstein, die Straßennamen im heutigen Wohngebiet tragen teilweise Namen von Triumphmodellen. Im Hotel- PUB bei ein paar Bierchen fand ich schnell netten Anschluss bei den Stammgästen und konnte dann doch noch ein paar seltene Informationen bekommen. Die waren alle ganz begeistert, dass ein Deutscher eine Triumph fährt und sich so für ihr Städtchen interessiert. Noch zu erwähnen… auf einem kleinen Grün in der Mitte des Ortes steht seit über 500 Jahren eine Steinsäule welche das frühere „Center of England“ markiert.

Hinckley Triumph Factory and Visitior Center  9.6.2023

Als Triumphenthusiast sollte man einmal dort gewesen sein.

Da ich 30 min. vor Öffnung schon dort war, inspizierte ich die „Avenue of Legends“ vor dem Haupteingang.

In den Boden eingelassene Gedenksteine zu Personen die in Verbindung mit der Triumph Historie standen/stehen.

Ein bisschen aufgeregt war ich schon (bin ja nicht mehr der Jüngste) als ich die „heiligen Hallen“ betreten durfte.

Helm , Jacke und Tasche in bereitstehende Schließfächer verstaut …. sauber organisiert !

In Empfang genommen von einem Mitarbeiter, welcher mir im späteren Verlauf sogar noch erlaubte über den abgesperrten Bereich der Ausstellungsbikes zu gehen um ein Erinnerungsbild mit der Hurricane machen zu lassen.

„Oh great, you are from Germany….,  wow Triumph Motorcycle Owners Club-Germany,  we are happy to have you here„

Die Ausstellung auf 2 Etagen ist „super clean“ und glänzt bei freiem Eintritt durch einzigartige Exponate.

Mit u.a. Videogroßleinwand, tollen Beleuchtungseffekten und seltenen Abhandlungen über technische Entwicklungen.  So…. da war ich nach gestern im NMM das zweite Mal völlig „geflashed“.

Im Anschluss an die 3 stündige Besichtigungen eine Stärkung im Besucherkaffee und nat. im Shop ein paar Pfund für Erinnerungsstücke gelassen.

Die äußerst seltene X75 Hurricane noch im Kopf ( ich spiele übrigens wieder Lotto  ; – ) gehe ich also raus auf den Parkplatz und kann meinen Augen nicht trauen… da kommt tatsächlich eine solche Maschine ( Besitzer Ron) direkt auf mich zugefahren.  30 min. smalltalk und um einen netten Triumphkontakt reicher.

Weiterfahrt nach Coventry

Da ja fast „ um die Ecke“ bin ich nach Coventry (Triumphwerk durch deutschen Blitzkrieg im Nov. 1940 zerstört) in die Innenstadt auf ein Lunch gefahren. In der Priory Street erinnert absolut nichts mehr an die damalige Produktionsstätte. Im Stadtarchiv hätte ich sicher noch seltene historische Unterlage sichten können…. Aber ohne Voranmeldung kommt man da nicht rein.fen Regen entgegenwarf.

… und zur Black Sabbath Bridge

Jetzt hatte ich ja als alter Black Sabbath Fan seit meiner frühesten Jugend,  noch einen weiteren „ Pfeil im Köcher“ .  Also Abstecher in die Birminghamer City zur Broad Street.  Die Band wurde von OZZY O,  TONY I, GEEZER B und BILL Ward dort gegründet und zu deren Gedenken wurde in 2019 eine Bank dort feierlich installiert und die kleine Brücke umbenannt.

Als ich auf der Bank Platz nahm war ich selig ,   quasi ganz ohne „Sweat Leaf“  „Snowblind“ und mit einem „Iron Man“ Gefühl.   ; – )

Was geht da noch drüber ?????  …ok ok…  erstes Motorrad, Hochzeit, Weltreisen, Geburt der 3 Töchter, TMOC Jahrespartys in Hilders…. Aber dann wird’s schon eng.

Im Hotel/Pub abends war ich etwas müde aber überglücklich ob des Tages.

ACE CAFE London  10.6.23

Nach einem ausgiebigen, englischen Frühstück und Abschied von Meriden ging es dann am Samstagmorgen Richtung Süden nach London. Zum Glück liegt das ACE auf der North Circular Road im Nordwesten der City. Die großen Staus blieben mir somit erspart. In 2019 war ich das letzte Mal dort, allerdings mit dem Auto.

Nun durfte die Bonni vor dem geschichtsträchtigen Bikertreffpunkt posieren. Das ACE bietet eigentlich nichts weltbewegendes aber auch hier sollte man mal als Britbikefan gewesen sein. Während ich so saß und meinen Burger verspeiste kamen zwei Triumphfahrer aus Wülfrath dazu. Natürlich habe ich sie gleich auf den TMOC geimpft.

Nun hatte ich noch genug Zeit ( die Fähre in Harwich ging erst um 23 Uhr)  und so bat ich das TOM TOM mir eine kurvenreiche Strecke zu servieren. So wurden aus ca.170 km dann  incl. Dinnerstop 6,5 Stunden auf kleinen/kleinsten Straßen, teilweise „Single Roads“  -Die Entdeckung der Langsamkeit !-

In Harwich um 20 Uhr angekommen gesellte sich noch Thomas aus Schweden zu mir. Er war gerade auf der Rückreise von der Isle of Man.  Da er auch eine Bonneville fährt konnten wir die restliche Wartezeit gut mit Fachsimpeln verkürzen. Auch daraus wurde eine Freundschaft, er hat sogar vielleicht vor nach Hilders zu kommen.

„Meet nice People on a Triumph“ !

Die Überfahrt in der Nacht gestaltete sich ruhig und ich schlief den Schlaf der Gerechten.warf.

Back Home via Holland 11.6.23

Am frühen morgen in Hoek van Holland angekommen, gestaltete sich die Heimfahrt dann unspektakulär. Ich hatte mir bis auf die ersten 50 km.  die 450 km. Autobahnroute gewählt.  2 Stops für Tanken, Kaffee und Tabak… Bockwurst mit Brötchen… Man(n) ist ja „abwärtskompatibel“ . Am nächsten Tage (Montag) musste ich ja wieder früh auf der Arbeit „Gewehr bei Fuß“ stehen.  My Bonni hat auf der gesamten Tour außer Benzin nichts gebraucht,  die Technik hat einwandfrei ihren Dienst getan ohne auch nur einmal irgendeinen Zweifel aufkommen zu lassen. In keiner Sekunde habe ich mich ernsthaft gestresst gefühlt. Mein nächster Besuch nach England in gleichem Muster ist schon in Planung,  dann, ja dann,  vielleicht sogar mit der alten T140 Bonneville… das wäre was.

Resüme:

Kann ich so eine (Kurz-) Tour nach England empfehlen:  Ja definitiv!!!

Warum auf „später“ warten ,   Machen !

Warum das Ganze alleine ?

Bin ja eigentlich ein sehr geselliger Mensch und genieße immer das gemeinsame Erleben des Hobbys, insbesondere mit den Vereinsmitgliedern des TMOC.

….aber kennt ihr das auch (bitte nicht falsch verstehen)…. Ab und zu möchte man mit Nichts und Niemandem Kompromisse machen. In jeder Sekunde Entscheidungen treffen können ohne anderen gegenüber ein schlechtes Gewissen haben zu müssen oder als Spielverderber dazustehen. Verantwortung nur für sich selbst und die eigene Maschine tragen.  Quasi „kurzer Egotrip“  — why not–  wie der Brite zu sagen pflegt.

Bei der Streckenplanung sollte man in GB immer 30-40% mehr Zeit einplanen wie man es für Deutschland oder Niederlande gewohnt ist. Dies nicht zuletzt wegen der schlechteren Straßenverhältnisse und den Unmengen an Baustellen.

 

Zahlen:

Fahrstrecke gesamt 1780 km

Durchschnittsverbrauch 5,2 Ltr/100 km

Höchste Geschwindigkeit auf der Tour 128 km/h.  (gewollter Blümchenpflückermodus im letzten Drittel meines Lebens)

Höchste Motordrehzahl auf der Tour  4500 RPM

Bierverbrauch des Fahrers während der gesamten Tour ( in den Abendstunden)  ca. 6,0 Liter also quasi Abstinenzler.

 

Special Thanks to:

Triumph Motorcycles für mein  2013er Bonneville –Arbeitstier

Mein TOM TOM Navi auf das ich mich in jeder Situation verlassen konnte

(die oldschool Papierlandkarte war nat. als Reserve im Tankrucksack ; – )

All die vielen netten Menschen welche mir auf der Tour begegnet sind

Dem Wettergott, der mir während der gesamten Tour nicht einen Tropfen Regen entgegenwarf.

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